Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Ochajon 02 - Am Anfang war das Wort

Ochajon 02 - Am Anfang war das Wort

Titel: Ochajon 02 - Am Anfang war das Wort Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Batya Gur
Vom Netzwerk:
seiner Tasse Kaffee aus.
    »Was soll der Blödsinn, was hat er gesagt?«
    »Er hat gesagt: ›Junger Mann, ein wenig Bildung hat noch niemandem geschadet. Gehen Sie und schlagen Sie nach, was Agnon in seinem Buch Schira geändert hat.‹ Na ja, ich kenne es wirklich nicht.«
    Im Zimmer war es ungemütlich still. Arie Levi schlug auf den Tisch. Michael betrachtete die Wand gegenüber.
    »Also was soll das bedeuten?« bellte Arie Levi schließlich in Michaels Richtung. »Vielleicht wissen das die Gebildeten unter uns?«
    Michael murmelte: »Das ist ein Buch, das nach Agnons Tod veröffentlicht wurde. Er hat es nicht vollendet, das letzte Kapitel fehlt, wenn ich mich recht erinnere, jedenfalls.« Er wandte sich an Eli Bachar. »Hast du ihn gefragt, was Tirosch seiner Ansicht nach gemeint hat?«
    »Er hat etwas über Fäulnis und Aussatz gesagt. Ich habe die Hälfte der Zeit noch nicht mal sein Hebräisch verstanden, ich weiß nicht, wie ich es dir erklären soll«, sagte Eli Bachar verlegen.
    »Gibt es dort was über Aussatz? Über Fäulnis? Kennen Sie es?« fragte Arie Levi scharf und schaute Michael mit hochgezogenen Augenbrauen an.
    »Ich erinnere mich nicht, aber er hat eine andere Erzählung über Aussatz geschrieben«, erwiderte Michael nachdenklich.
    Arie Levi machte den Mund auf, um etwas zu sagen, sein Gesicht war rot, und aus seinen Augen schossen Blitze. »Das habe ich nicht gefragt«, sagte er drohend, »ich will jetzt keine Vorlesung.«
    »Gut, ich erinnere mich nicht, das Buch hat fünfhundert Seiten«, protestierte Michael und starrte auf seine Fußspitzen.
    »Nun ja, was spielt das hier überhaupt für eine Rolle«, meinte Arie Levi. »Ich glaube nicht, daß das irgend etwas mit dem Fall zu tun hat.«
    »Vielleicht wollte er einen Aufsatz darüber schreiben«, sagte Michael in den Raum hinein.
    »Ohne daß er einen Entwurf hinterlassen hat? Gar nichts?« sagte Balilati zweifelnd. »Wie geht das? Wenn man etwas schreibt und es wird nichts, wirft man doch Zettel in den Papierkorb. Da hätten wir doch was finden müssen, oder?« Er schaute Michael an, der zustimmend nickte.
    »Wenn ich richtig verstanden habe, wissen auch die Gebildeten unter uns nicht, wovon die Rede ist«, sagte der Bezirkskommandant befriedigt. »Gut, daß ich meine Zeit nicht an der Uni vergeudet habe.«
    »Aber sein ganzer Haß auf Tirosch ...« Wieder schwieg Bachar und schaute sich unbehaglich um. Dann machte er den Mund auf, überlegte es sich anscheinend anders und sagte nichts. Michael betrachtete ihn gereizt und sagte: »Also, um was geht es?«
    Eli Bachar zögerte. »Ich weiß nicht, aber betrachtet euch mal das Foto von Tiroschs Schuppen, es ist nicht ganz scharf ... Mir kommt es vor, als würde hinter dem Haufen mit Arbeitskleidung etwas herausschauen, ein Gaszylinder vielleicht, ich glaube, wir müssen uns das noch mal genau anschauen.«
    »Haben Sie den Schuppen etwa nicht durchsucht?« fragte Arie Levi in drohendem Ton, und Michael breitete die Hände aus und schaute ihn an, als er sagte: »Wir haben ihn untersucht, aber vielleicht nicht mit der erforderlichen Gründlichkeit.«
    »Dann erledigen Sie das heute, wenn es Ihnen nichts ausmacht«, zischte Levi, und Michael nickte.
    »Ich tippe ja darauf, daß es eine normale Gasflasche für den Haushalt ist«, meinte Balilati. »Der mit seinen ungarischen Würsten. Schau erst mal nach, ob es nicht eine ganz gewöhnliche Gasflasche ist.«
    Eli Bachar warf ihm einen bösen Blick zu und sagte leise: »Ich laß mir von dir nichts befehlen.«
    Doch Michael sagte laut und versöhnlich: »Prüfe es bitte heute morgen noch nach, bitte.«
    »Was kann ich der Presse vorläufig sagen?« fragte nun der Pressesprecher verzweifelt und wischte sich den Schweiß unter dem hellen Haar, das ihm in die Stirn fiel, ab. »Gleich, gleich«, sagte Arie Levi ungeduldig und hörte Michael zu, der damit begann, die Aufgaben des Tages zu verteilen.
    »Sie warten am Eingang, sie haben keine Geduld mehr, es sind auch ausländische Journalisten dabei, der Mann war eine internationale Gestalt, habt ihr in den letzten Tagen die Schlagzeilen in den Zeitungen gesehen?« sagte Gil vorwurfsvoll.
    »Und ob«, antwortete Balilati, ohne gefragt zu sein. »Tödliche Lyrik, diese Schlagzeile hat mich am meisten beeindruckt.«
    »Sollen sie doch noch was über seinen Charakter schreiben«, sagte Michael entschieden. »Inzwischen verkaufen sich Tiroschs Bücher wie warme Semmeln. Ich habe keine Ahnung, wer das ganze Geld

Weitere Kostenlose Bücher