Ochajon 02 - Am Anfang war das Wort
er hat gefragt, ob du dann da wärest, ich habe nicht gewußt, was ich ihm antworten soll.«
»Ich weiß nicht, ob ich dasein werde«, sagte Michael, »aber ich werde mich mit ihm in Verbindung setzen, sag ihm das.«
Arie Levi legte die Hände auf den Tisch und zog die Augenbrauen hoch, als könne er diesen Unsinn nicht mehr ertragen. Michael nahm diese Signale wahr, die einen Wutausbruch ankündigten, zog es aber vor, sie zu ignorieren. Das ist nicht dein Tag, sagte er sich, los, verschwinde von hier, du hörst dich schon so geschwollen an wie Arie Levi, und genauso sympathisch.
Doch da fragte Balilati: »Habe ich euch schon gesagt, daß er mal verheiratet war?« Triumphierend blickte er die Anwesenden an, bis er Michaels wütendes Gesicht sah und ernsthaft und sachlich fortfuhr: »1971 verbrachte Professor Tirosch sein Sabbatjahr in Kanada. Vermutlich war er dort sehr einsam, denn einen Monat später reiste ihm Ja'el Eisenstein nach, die damals achtzehneinhalb Jahre alt war, und ich möchte euch daran erinnern«, er lächelte verschwörerisch, »daß er einundvierzig war. Er hat sie dort geheiratet, allerdings nur standesamtlich, ohne einen Rabbiner, und genau sechs Monate später hat er sich wieder von ihr scheiden lassen.«
Der Polizeichef schaute erst Balilati an, dann Michael, mit einem befriedigten Ausdruck, als wolle er sagen: Nicht einmal du wirst mit ihm fertig, dann betrachtete er wieder die Akte. »Setz dich mit der Spurensicherung in Verbindung und sorge dafür, daß sie auch dazu mit dem Detektor befragt wird«, sagte Michael zu Zila.
»Aber was heißt das schon?« Eli Bachars Stimme war zum ersten Mal an diesem Morgen zu hören. »Was heißt das schon, daß er vor zweitausend Jahren mit ihr verheiratet war? Seither ist soviel Zeit vergangen, warum sollte sie sich plötzlich jetzt an ihm rächen?«
»Immerhin hat man Fingerabdrücke von ihr in seinem Zimmer an der Universität gefunden«, sagte Balilati. »Der Araber hat zuletzt am Donnerstag geputzt, weil er freitags nicht arbeitet. Sie war also bei ihm, das steht fest. Und wer sagt, daß mit der Scheidung die Beziehung zwischen ihnen aufgehört hat? Alles ist möglich. Die Hauptsache ist, daß die beiden ein ungewöhnliches Verhältnis hatten, und keiner hat davon gewußt. Man muß mit ihr darüber sprechen.«
»Ich habe mit den Taxifahrern gesprochen, nachdem Rafi sie verhört hat, sie ist am Freitag wirklich um halb eins weggefahren, und außerdem hat sie keinen Führerschein«, erklärte Eli Bachar nachdrücklich.
»Woher weißt du das?« fragte Balilati.
Wieder schwiegen alle, bis Arie Levi väterlich sagte: »Nun, wenn es so ein Detail gibt, von dem wir nichts wußten, kann es noch andere Details geben, zum Beispiel einen kanadischen Führerschein, und außerdem kann man mit einem Taxi wegfahren und auch zurückkommen.«
Eli Bachar machte den Mund auf und wollte etwas sagen, aber Arie Levi hielt ihn mit einer Handbewegung zurück. »Ich kann mir vorstellen, daß Sie das untersucht haben, aber vielleicht sollten Sie nun, in Anbetracht dessen, was wir gerade gehört haben, noch einmal genau nachforschen. Ich könnte Sie an den Fall Dina Silber erinnern, die behauptet hat, sie könne nicht schießen, und dann hat sich herausgestellt, daß sie im Ausland einen Wettbewerb gewonnen hat. Die Leute glauben immer, daß das, was im Ausland passiert ist, hier nicht nachgeprüft werden kann. Zweifellos muß man sich um diese Angelegenheit noch einmal kümmern. Überhaupt, Sie fassen die Leute ja mit Samthandschuhen an. In diesem Tempo kann man keine Ermittlung führen.« Seine Stimme wurde lauter, der väterliche Ton verschwand. »Ich verstehe nicht, warum man Tuwja Schaj und seine Frau nicht festnehmen kann, meiner Meinung nach haben sie gemeinsame Sache gemacht. Solche Geschichten gibt es immer wieder, daß einsame, reiche Leute ausgenommen werden.« Er warf Michael einen spöttischen Blick zu. »Ich weiß ja nicht, wie das bei Ihnen ist, aber in meinen Augen war er reich, dieser Tirosch, und das Ehepaar Schaj hat sich über die Frau an ihn rangemacht, wegen des Geldes, und dann hat Tirosch ihnen den Plan verdorben und mit der Frau Schluß gemacht.«
Michael wies darauf hin, daß Tiroschs Tod ihnen keinen Anteil an seinem Vermögen gebracht habe, und außerdem, fügte er hinzu, würde das nicht Ido Duda'is Tod erklären. Während er sprach, sah er, wie in Arie Levis Augen Zorn aufflackerte, und er wußte schon, was nun kommen würde. »Das ist
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