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Ochajon 02 - Am Anfang war das Wort

Ochajon 02 - Am Anfang war das Wort

Titel: Ochajon 02 - Am Anfang war das Wort Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Batya Gur
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bekommt.«
    »Irritierender war der Bericht über Eine Kette von Mordfällen an der literarischen Fakultät ,« sagte Bachar. »Was die alle für einen Lärm machen, Kalizki hat Personenschutz verlangt, und Schulamit Zelermaier hat gesagt, sie würde nachts nicht schlafen vor Angst. Sie fragen, wer der nächste sein wird. Aber im Ernst: Haltet ihr es nicht für möglich, daß da was dran ist? Daß man sich die Sache mit der Bewachung überlegen sollte?«
    Eine nachdenkliche Stille breitete sich aus, wie üblich wurde sie von Balilati unterbrochen. »Es gibt Leute«, überlegte er laut, »die glauben einfach nicht, daß sie sterben werden. Kann mir jemand erklären, warum einer, der allein lebt und soviel Geld gehabt hat, kein Testament hinterläßt?«
    »Haben Sie das nachgeprüft?« fragte Levi, und Eli Bachar nannte den Namen des Rechtsanwalts von Tirosch. »Aber vielleicht liegt es bei jemand anderem?« setzte der Polizeichef an, doch Eli Bachar beharrte: »Wir haben es nachgeprüft. Auch unter seinen Papieren war kein Testament.«
    »Hat er überhaupt keine Verwandten?« fragte Levi ungläubig.
    »Nur eine alte Tante in Zürich«, bestätigte Michael, und wieder wurde es still.
    »Also, wonach suchen Sie jetzt?« fragte Levi, und Michael antwortete vorsichtig: »Wir suchen jemanden, der zwischen zwei und sechs den Har ha-Zofim verlassen hat, mit einer etwa unterarmlangen Figur, und Tiroschs Alfetta gefahren hat. In Tuwja Schajs Tasche paßt die Figur nicht hinein, und er sagt, daß er an jenem Morgen überhaupt ohne Tasche gekommen sei. Aber die Figur kann natürlich auch in einer Plastiktüte gewesen sein, es gab nicht viel Blut, man hätte leicht mit einer Plastiktüte hinausgehen können. Wir haben alle Taschen von seiner Frau kontrolliert, von Ruth Duda'i, von allen, es gibt keine Blutspuren. Und der Parkwächter erinnert sich nicht, daß das Auto rausgefahren ist, aber es war heiß, er hat in seiner Kabine gesessen und nicht hinausgeschaut, wenn er die Sperre geöffnet hat. Kurz gesagt, in dieser Richtung sind wir bis jetzt nicht weitergekommen, und wie Sie in den Berichten gelesen haben, gibt es viele Kandidaten, viele waren an seinem Tod interessiert. Wenn man nur an die ganzen Dramen im Café denkt.«
    »Was für ein Café?« fragte Zila, die an diesem Morgen auffallend ruhig war.
    »Habe ich dir nichts davon erzählt?« fragte Michael und warf ihr einen ungeduldigen Blick zu. »In den letzten Jahren hatte er eine Art Ritual. Er fuhr an einem bestimmten Tag zu einem Café in Tel Aviv, ins Café Roval, glaube ich, aber das steht irgendwo, du hast es doch selbst geschrieben.«
    »Ich tippe nicht alles selbst«, protestierte Zila.
    »Er war also jeden Montag zwischen vier und sechs Uhr nachmittags im Café, und alle möglichen jungen Dichter, Anfänger, brachten ihm ihre Manuskripte zur Beurteilung, und er hat auf der Stelle über Leben und Tod entschieden.«
    »Was soll das heißen, über Leben und Tod?« fragte Levi. »Er war Herausgeber einer sehr angesehenen Literaturzeitschrift, die jedes Vierteljahr erscheint, Richtungen heißt sie, und in diesem Café hat er entschieden, wer darin veröffentlicht wird.«
    »Ich habe euch ja gesagt, dort waren so viele Leute, und es gab keine Diskriminierung, er hat sie der Reihe nach alle runtergemacht, keiner hatte eine Sonderstellung«, sagte Balilati mit scharfer Stimme. »Ich habe eine Liste, und wir forschen nach. Die meisten sind Frauen, es gibt ein paar junge Männer, aber solche, die noch nicht mal genug Kraft haben, um eine Teetasse zu stemmen.«
    »Ich glaube es nicht«, sagte der Polizeichef, ohne jemanden anzuschauen. »Warum sollten Leute bereit sein, sich so etwas gefallen zu lassen? Nie im Leben würde ich ...«
    »Das ist eine andere Welt, mit anderen Gesetzen, die Welt der Dichter, sie haben gedacht, er sei ein hervorragender Kritiker«, sagte Michael und schaute Arie Levi an, doch dieser schwieg.
    »Bei denen laufen die Dinge anders«, bemerkte Balilati giftig. »Die halten uns für Analphabeten oder so was Ähnliches.«
    »Das ist wichtig«, erklärte Michael. »Wir müssen die Sache ernst nehmen. Es ist, als würdest du versuchen, etwas von Diamanten zu verstehen, wenn sie mit einem Mord zu tun haben, du mußt dich bemühen, in die Welt dieser Leute einzutauchen, und ...«
    »Ich habe nicht die Absicht, mich für lyrische Manuskripte zu interessieren!« Arie Levi schlug mit der Faust auf den Tisch. »Das können Sie sich aus dem Kopf

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