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Ochajon 03 - Du sollst nicht begehren

Ochajon 03 - Du sollst nicht begehren

Titel: Ochajon 03 - Du sollst nicht begehren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Batya Gur
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immer noch schweißüberströmt, obwohl die Luft merklich abkühlte. Er ging langsamer, blieb dann stehen, bückte sich und fummelte an der Schnalle seiner Sandale herum. Als er sich wieder aufrichtete, hatte sein Gesicht einen angespannten Ausdruck. Er griff nach seinem obersten Hemdenknopf, der nicht zugeknöpft war, deutete auf eine Häuserreihe und sagte: »Das zweite gehört Guta und Schimek.«
    »Sie kommen mit mir«, entschied Michael.
    Doch Jojo schüttelte den Kopf, man sah ihm die Angst deutlich an. »Was soll ich denn sagen?« fragte er. »Daß Sie von der Polizei sind?«
    »Nein. Sie sagen einfach, daß ich vom psychiatrischen Dienst komme, aus Aschkelon, wegen Jankele.«
    Jojo hatte offensichtlich keine Lust. »Sie wird die Wahrheit herausbekommen, sie erfährt am Schluß immer alles«, sagte er verzweifelt. »Das wird sie mir nie verzeihen.«
    Michael dachte daran, wie sehr Jojo ihn beim ersten Zusammentreffen beeindruckt hatte, an die Gelassenheit, die er in Petach Tikwa ausgestrahlt hatte, und fragte sich, warum diese Besonnenheit, dieses rationale Verhalten, plötzlich solcher Angst gewichen war. Es hing wohl mit dem Fund der Flasche zusammen, dachte er, und sicher spielte auch die Tatsache eine Rolle, daß er alles geheimhalten mußte.
    Jojo klopfte leise an die Tür. Sie wurde sofort geöffnet, als habe jemand nur auf das Klopfen gewartet. Guta stand in der Tür, und Schimek saß im Zimmer und las Zeitung. Er hatte die Beine auf einen kleinen Hocker gelegt. Der Fußboden war naß, Guta war offensichtlich gerade am Putzen. Sie stand neben einem Eimer, den Putzlappen in der Hand, und betrachtete sie unfreundlich. »Wartet einen Moment«, sagte sie zu Jojo, »gleich ist der Boden trocken.«
    Sie blieben stehen, und Michael bemerkte ein Paar schwarze Gummistiefel, die schlammverkrustet vor der Tür standen, neben einem großen Oleanderbusch. »So ist es eben, wenn einem die Enkelkinder Freude bereiten«, sagte Guta. »Da kann man nichts machen.« Und während sie den grauen Fußboden mit einem Lappen trockenrieb, fragte sie Jojo, wie es seinen Kindern gehe.
    Michael wußte, daß sie ihn bemerkt hatte, obwohl sie darauf achtete, das nicht zu zeigen. »So, jetzt könnt ihr reinkommen«, sagte sie. »Was wollt ihr trinken? Eine Tasse Kaffee?« Wieder schaute sie nur Jojo an. Michael fragte sich, wie sie reagiert hätte, falls Jojo nicht dabeigewesen wäre.
    »Ich hab's schrecklich eilig, Guta«, sagte Jojo flehend. »Ich war heute noch nicht im Zimmer.«
    Guta schaute ihn erstaunt an. »Ich habe gedacht, das wäre der Vertreter der Computerfirma, der wegen des Kuhstalls kommt«, sagte sie. »Und daß wir die Pläne noch einmal zusammen durchgehen.«
    Während der ganzen Zeit hatte ihr Mann kein Wort gesagt. Er hatte seine Füße von dem Hocker genommen und die Zeitung sinken lassen, aber nichts geredet. Er hatte ein unangenehmes, etwas kriecherisches Lächeln.
    »Nein«, sagte Jojo, »das ist nicht der Computermensch, er ist ...« Er blickte Michael an, der nun sagte: »Ich heiße Michael Ochajon, und ich bin hier wegen Jankele.«
    Sofort zeigte Gutas Gesicht Erschrecken und tiefes Mißtrauen. Wie erstarrt stand sie neben der Spüle, den elektrischen Wasserkocher in der Hand.
    »Er ist vom psychiatrischen Dienst«, stotterte Jojo und näherte sich der Haustür. »Wir hatten ein Problem mit Fanja.«
    Guta stellte den Kessel auf die Marmorplatte, ihre Hände zitterten, aber sie verlor nicht die Fassung.
    »Es ist ihr nichts passiert«, beeilte sich Jojo zu versichern. »Sie ist in Ordnung. Sie wollte nur zu Jankele. Man hat ihn nach Aschkelon gebracht, weil er seine Medikamente nicht genommen hat.«
    Guta wischte sich die Hände an der Schürze ab, die sie über ihrem geblümten Kleid trug, und zog sie dann aus. »Wo sind sie, Jankele und Fanja?« fragte sie schließlich mit zitternder Stimme und blickte zur Tür, als wolle sie sofort zu ihnen eilen.
    »Sie sind jetzt in Aschkelon«, sagte Michael in beruhigendem Ton. »Sie kommen heute abend oder morgen zurück. Man muß auf Jankele aufpassen. Wir möchten nur seinen Zustand untersuchen. Und Fanjas Ausbruch. Ich hätte mich einfach gerne mit Ihnen unterhalten, Sie um Ihren Rat gefragt und Sie um Hilfe gebeten.«
    Gutas Gesicht entspannte sich, ihre Angst verschwand, doch das Mißtrauen blieb unverändert bestehen.
    »Ich muß jetzt los«, sagte Jojo, »daheim warten sie schon seit Stunden auf mich. Es ist schon kurz vor sieben.« Er drehte sich zu Schimek

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