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Ochajon 03 - Du sollst nicht begehren

Ochajon 03 - Du sollst nicht begehren

Titel: Ochajon 03 - Du sollst nicht begehren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Batya Gur
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Mojsch und Jankele erzählt hast, und das, was in den Akten steht, ich habe die Sache mit Guta und Fanja kapiert. Aber was ist mit diesem Dave? Du solltest mir helfen, soweit du kannst, bitte.« Ihre grauen Augen waren auf Michael gerichtet, erwartungsvoll, intelligent, forschend. Schmale, graue Augen. Er saß neben ihr und sah ihre Wimpern, die ziemlich hell, aber sehr lang waren. Zwischen den Augen war schon die Andeutung einer Falte zu sehen, die nicht wegging, auch wenn sie die Stirn nicht zusammenzog.
    »Ich weiß nicht, warum ich hier sitze«, sagte Schorer, »und wie du es geschafft hast, mich da reinzuziehen.« Er seufzte. »Na gut, aus dieser Nacht wird ohnehin nicht mehr viel, rede also weiter.«
    Mit wenigen Worten beschrieb Michael das Zimmer, die seltsamen Kakteen, die im Eingang standen, die Beziehung zwischen Dave und Jankele. »Zehn Jahre ist Dave jetzt dort«, sagte er. »Sie haben ihn nach zweijähriger Anwartschaft als Mitglied aufgenommen.« Während er sprach, hörte er wieder Daves warmes Lachen und erinnerte sich an seinen verzeihenden Blick, den er in den Augen hatte, als er erklärte, wie er als Mitglied aufgenommen worden war, trotz seiner Eigenheiten, weil er in den zwei Jahren als Kandidat so viel beigesteuert hatte. »Zum Beispiel die Verbesserung der Verpackungsanlagen«, hatte er gesagt, »aber vor allem das da.« Er nahm einen Kaktus aus einem Blumentopf am Fenster und hielt ihn hoch. »Das ist unser größter Hit, aus dem machen wir unsere teuerste Creme.« Als er Michaels erstaunten Blick sah, lachte er wieder und sagte: »Ich habe das erfunden.«
    Und dann erklärte er, wie er in seiner Freizeit die verschiedensten Kakteen gezüchtet hatte. Von Beruf war er eigentlich Patentingenieur, sein Hobby waren aber schon immer Kakteen gewesen, unter seinen Händen waren er staunliche Hybridformen entstanden. In dem Gewächs haus, in das er Michael führte, standen die verschiedensten Kakteen in üppiger Blüte. Noch dazu war Dave, wie er es nannte, ein Kolboinik, wie man solche Leute nannte, die über »goldene Hände« verfügten und buchstäblich alles reparieren konnten. »Und vor allem«, erzählte Michael, »arbeitet er hervorragend, und sogar Schula hat, laut Mojsch, gesagt, er sei der einzige, der ihr bei der Arbeitsver teilung keine Probleme macht. Wo man ihn hinschickt, geht er hin. Mitten im zweiten Jahr seiner Anwartschaft hat man ihm den Dienst im Speisesaal zugewiesen. Ein halbes Jahr lang hat er dort gearbeitet, lächelnd und vergnügt, als wäre Tischabwischen seine große Leidenschaft. Nie hat er sich beklagt. Und er war der einzige, der jemals von Guta, nachdem er bei ihr im Kuhstall gearbeitet hat, wieder angefordert wurde. Guta hat, wieder laut Mojsch, gesagt, daß er einen besonderen Zugang zu Kühen habe, sie würden ihn einfach lieben.«
    Schorer kicherte, und Michael lachte gezwungen. »So hat sie es ausgedrückt«, sagte er entschuldigend.
    Awigail strich sich die Haare aus dem Gesicht und sagte: »Nun, man braucht wirklich ein besonderes Gefühl, um mit Tieren umzugehen, und Kühe sind schließlich auch Tiere, nicht wahr? Und es sagt auch etwas über den Menschen aus, wenn er mit Tieren gut umgehen kann. Andererseits verstehe ich die Sache aber so, daß er dort ziemlich einsam lebt.«
    Beide, Schorer und Michael, schauten sie an.
    »Obwohl er schon fünfundvierzig war, Vegetarier, Kanadier und Junggeselle, und trotz der Tatsache, daß es dort, wie er mir selbst gesagt hat, allen möglichen Klatsch darüber gab, wie exzentrisch er sei, haben sie ihn als Mitglied akzeptiert«, sagte Michael. Wieder hörte er Daves Stimme, der in einwandfreiem Hebräisch, aber mit starkem Akzent sagte: »Anfangs haben sie versucht, mich mit allen möglichen alleinstehenden Frauen des Kibbuz zu verkuppeln, und als das nicht funktionierte, haben sie mich zu den verschiedensten Seminaren und ideologischen Wochenenden geschickt.« Dave hatte gegrinst und dann sein lautes, tiefes Lachen ausgestoßen. Doch dann war er ernst geworden und hatte nachdenklich gesagt, es sei interessant – er habe lange darüber nachgedacht –, daß nach allem, was er über die Kibbuzbewegung gelesen habe, man die Institution Familie so ernst nehme. Schließlich sollte die Gemeinschaft doch eine große Familie sein, hatte Dave erstaunt gesagt, ein Standpunkt, dem die Kleinfamilie als Zelle widersprach, doch nun müsse er Tag für Tag wieder den Konservativismus im Kibbuz feststellen. Eigentlich handle es sich um

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