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Ochajon 03 - Du sollst nicht begehren

Ochajon 03 - Du sollst nicht begehren

Titel: Ochajon 03 - Du sollst nicht begehren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Batya Gur
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seit ihrer Einberufung getroffen hatte, war es ihm vorgekommen, als habe sie viel von dieser Unbeholfenheit verloren, und auch ihre Naivität war verschwunden.
    »Du hättest wirklich deine Beziehungen einsetzen können«, hatte Nira gesagt, als sie sich bei der Grundausbildungsparade trafen. »Aber warum hättest du dir die Mühe machen sollen, es ist ja nur dein Sohn. Ich hätte die Welt auf den Kopf gestellt, um zu verhindern, daß er zu den Fallschirmjägern kommt.«
    »Das habe ich getan«, sagte Michael in einem der selte nen Augenblicke von Gemeinsamkeit mit ihr. »Wirklich, ich habe alles versucht, und man hat es mir auch versprochen, aber Juwal selbst wollte es nicht. Man hat mir versprochen, ihn mit Gewalt zu einer anderen Einheit zu bringen. Ich kann mir nicht erklären, warum er jetzt plötzlich doch dabei ist.«
    »Dann bemühe dich eben noch einmal«, sagte Nira erbarmungslos. »Heutzutage werden die Fallschirmjäger in die besetzten Gebiete geschickt. Mein Sohn soll nicht in den besetzten Gebieten dienen, das ist gefährlich, dort kann man umkommen.«
    Darauf hatte er nicht geantwortet. Er hatte Nira ein paar Jahre nicht gesehen, und trotz des ewigen klagenden Tonfalls, den sie auch diesmal anschlug, spürte er Trauer beim Anblick der grauen Strähnen, die sich durch ihre hellen Haare zogen, und der feinen Falten um ihren Mund. Zum tausendsten Mal fragte er sich, ob die Dinge nicht auch ganz anders hätten laufen können.
    »Was hat Nahari dazu gesagt?« wollte Schorer wissen.
    »Wozu?« fragte Michael. »Was soll er zu was gesagt haben?«
    »Zu der Idee mit Srulke. Was hat er dazu gesagt, daß es möglicherweise einen zweiten Mord gegeben hat?«
    »Dazu gibt es nichts zu sagen«, meinte Michael zerstreut. Er fühlte sich müde und bedrückt, und wieder bemerkte er Awigails schmale, durchsichtige Finger, mit denen sie an einer Haarsträhne herumdrehte. »Was soll er da sagen? Er hat Kestenbaum angerufen und ihn gefragt, ob man so etwas nach fünf Wochen noch herausbekommen kann, weil wir nämlich keinen Präzedenzfall dazu gefunden haben, daß man jemals eine Leiche nach so langer Zeit exhumiert hat, um nach Parathion zu suchen.«
    »Und?« sagte Schorer.
    »Nun, Kestenbaum hat nachgeschaut, es ist möglich.« Michael verzog das Gesicht. »Es hat sich herausgestellt, daß man nach einem Monat den Prozentsatz von Cholinesterase im Blut nicht mehr feststellen kann, aber man kann die Spuren von Parathion noch immer in der Verwesungsflüssigkeit nachweisen, entschuldigt die nüchterne Formulierung.«
    »Also muß man ihn ausgraben und untersuchen?« fragte Schorer. »Ich meine, reichen die Verdachtsgründe aus?«
    »Das kommt darauf an, wie man es betrachtet. Was ich Nahari nicht gesagt habe, ist, wie er zu seiner Vermutung kam.«
    »Wer?« fragte Schorer.
    »Dave. Wie Dave zu seiner Vermutung kam«, sagte Michael, und wieder sah er die große Gestalt und den kahlen Schädel des Mannes vor sich, der in seinem Zimmer am Rand des Kibbuz saß, im Viertel der Unverheirateten, nicht weit von Jankeles Zimmer, mit dem ihn, wie er sagte, eine enge und besondere Beziehung verband.
    »Könntest du bitte etwas über diesen Dave erzählen?« Awigails klare, helle Stimme ließ die beiden Männer zusam menzucken. »Nach allem, was heute passiert ist, macht mich die Vorstellung, morgen dort hinzukommen, reichlich nervös. Ich könnte nicht sagen, daß ich direkt begeistert bin von diesem Job. Jedenfalls möchte ich so viel wie möglich im voraus erfahren.«
    »Sie brauchen nicht beunruhigt zu sein«, sagte Schorer in väterlichem Ton. »Sie gehen ja nicht ganz allein hin. Michael wird die ganze Zeit mit Ihnen in Verbindung stehen, nehme ich doch an.«
    »Das wird gar nicht so einfach sein«, sagte Michael. »Jetzt wissen schon alle, wer ich bin, und sie haben dort eine supermoderne Telefonzentrale, da wird jedes Gespräch aufgezeichnet, ob es hinausgeht oder hinein, und wir wollen nicht, daß irgendwo Gespräche Awigails mit der Spezialeinheit notiert werden.«
    Schorer lachte. »Dann müßt ihr euch eben heimlich in der Nacht treffen.« Plötzlich hörte er auf zu lachen und ließ den Blick nachdenklich zwischen Michael und Awigail hin und her wandern. In seinen Augen erschien ein spitzbübisches Glitzern, das aber gleich wieder erlosch. Müde sagte er: »Ihr werdet das Problem schon irgendwie lösen, da verlasse ich mich ganz auf euch.«
    »Michael«, sagte Awigail, »ich weiß, was du uns über die Familie, über

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