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Ochajon 03 - Du sollst nicht begehren

Ochajon 03 - Du sollst nicht begehren

Titel: Ochajon 03 - Du sollst nicht begehren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Batya Gur
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fährt, zum Institut, und daß Sie beide zusammenarbeiten, in Ordnung?«
    »Ja, so könnte man es zusammenfassen«, sagte Schorer. »Michael, bist du einverstanden?«
    Michael nickte. »Keine Probleme«, meinte er und wiederholte noch einmal, wie um sich selbst zu überzeugen: »Keine Probleme.«
    »Also wo ist das Problem?« erkundigte sich Schorer, und ein leichtes Lächeln erschien auf seinen Lippen.
    Michael Ochajon erhob sich, nahm die Unterlagen und seinen Autoschlüssel vom Tisch. Er erwiderte Schorers Lächeln, sagte aber nichts.
    Schorer holte ihn in dem breiten Korridor ein. Er wedelte mit seiner kleinen Brille, dann steckte er sie in die Tasche. »Hör zu«, sagte er zu Michael. »Ich muß dich noch etwas fragen.«
    Michael seufzte. Er konnte sich die Frage schon vorstellen. »Ja«, sagte er zu Schorer. »Ich habe es gesehen.«
    »Hast du gesehen, wie ähnlich er ihm sieht?« fragte Schorer. »Ich habe geglaubt, ich werde verrückt«, bekannte er und griff nach Michaels Arm. »Ich habe ihn sehr gern gehabt, deinen Onkel. Und er hat dich sehr geliebt.« Er wandte sich zum Gehen. »Ich habe es dir nie erzählt, aber er hat ununterbrochen von dir gesprochen, schon Jahre bevor ich dich kennengelernt habe.«
    »Genaugenommen«, sagte Michael leise zu sich selbst, »sieht er ihm nicht ähnlich. Nur wenn er lacht.«
     

Sechstes Kapitel
     
    »Du arbeitest jetzt also bei der Spezialeinheit?« fragte die Sekretärin des Pathologischen Instituts erstaunt. »Und schon hat man dich zum Vizekommandanten gemacht? Schade, daß du keine Uniform trägst, sie hätte dir gut gestanden.« Sie lachte, während sie auf den Summer drückte, der sie mit dem Zimmer des Institutschefs verband.
    Der kam aus seinem Zimmer und begrüßte Michael über trieben höflich. »Einen schönen guten Tag. Wie geht es Euer Ehren heute? Wir haben Ihnen etwas Interessantes mitzuteilen.«
    »Sind Sie fertig?« fragte Michael.
    »Natürlich sind wir fertig«, sagte Dr. Hirsch. »Aber rufen wir André Kestenbaum dazu, er hat die Autopsie vorgenommen.«
    »Wollen Sie mich auf die Folter spannen?« fragte Michael. »Was ist das? Eine pädagogische Übung oder was?«
    »Möchten Sie eine Tasse Kaffee?« fragte Hirsch.
    »Erst möchte ich wissen, ob ich einen Fall habe«, sagte Michael. »Ich habe noch nie mit André Kestenbaum zu tun gehabt. Ich weiß kaum, wie er aussieht.«
    »Sie haben nur deshalb nie mit ihm zusammengearbeitet, weil es in Jerusalem keine landwirtschaftlichen Gebiete gibt, Kestenbaum ist Spezialist für Agrikultur. Warten Sie nur, bis Sie ihn reden hören. Und ich verstehe gar nicht, warum Sie so gespannt sind. Ist das Ihr erster Fall bei der Spezialeinheit? Welchen Rang haben Sie jetzt? Sind Sie Leiter einer Abteilung? Bis heute verstehe ich nicht, wie die Organisation aufgebaut ist und wer genau für was zustän dig ist.«
    »Da gibt es nichts zu verstehen. Ja, ich bin Leiter einer Abteilung, und wenn Sie irgendwelche Fragen haben, können Sie Nahari fragen – er ist doch jeden zweiten Tag hier«, sagte Michael, setzte sich auf den angebotenen Stuhl und streckte seine langen Beine aus.
    Hirsch lächelte. »Na ja, wir sind hier ziemlich vergraben, weit weg von euren Sorgen. Das einzig Gute an den Toten ist, daß sie nicht mit einem sprechen. Bei euch ist das anders, da wird viel gesprochen. Und wenn Sie jetzt eine eigene Abteilung haben, können Sie dauernd jemand anderen zu uns schicken. Sie haben zwölf Leute unter sich – wie kommt es, daß Sie uns höchstpersönlich die Ehre geben?«
    Michael lachte. »Ich habe nicht gewußt, daß die Ge rüchte Sie so schnell erreichen.«
    »Was? Kommen Sie etwa nicht gerne her? Wollen Sie nicht sehen, wie wir uns mit den Leichen beschäftigen?«
    Michael lächelte, sagte aber nichts.
    Hirsch betrachtete ihn amüsiert. »Das ist eine furchtbar wichtige Einheit da beim Landeskriminalamt, nur große Fälle, nicht wahr? Ach, nehmen Sie mich nicht ernst, ich meine es nicht so. Die Arbeit macht mich bald verrückt, und hier gibt es nicht so viele Leute, mit denen man mal lachen kann.«
    »Wenn wir schon von Arbeit reden, was ist mit diesem Fall? Wann sagen Sie es mir endlich?«
    »Noch einen Moment Geduld«, sagte Hirsch, und sein Gesicht wurde ernst. »Ich möchte wirklich, daß Sie sich anhören, was Kestenbaum zu sagen hat, er hat es nämlich verdient.«
    Michael blickte sich in dem großen, einfach möblierten Zimmer um. Bücherregale aus hellem Holz bedeckten die Wände, und zusätzlich zu

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