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Ochajon 04 - Das Lied der Koenige

Ochajon 04 - Das Lied der Koenige

Titel: Ochajon 04 - Das Lied der Koenige Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Batya Gur
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Er wollte unbedingt in das Orchester aufgenommen werden, und nun muß er feststellen, daß es eine Arbeit ist wie jede andere auch. Ich soll zur Durchsuchung in die Wohnung von Herzl Cohen mitkommen. Balilati hat mir mitgeteilt, daß wir uns dort treffen. Er bringt die Spurensicherung mit. Was sagst du dazu, daß Dalit diesen Herzl ausfindig gemacht hat?«
    »Ich sage, daß mehrere Stunden von ... bis ... vergangen sind, wenn du verstehst, was ich meine.«
    »Du meinst, daß sie die Information zurückbehalten hat?«
    »Ja, das meine ich.«
    »Es gibt sicher eine Erklärung dafür«, versuchte es Zila.
    »Ich bin gespannt, sie zu hören«, sagte er und sah auf Theo, dessen Augen über die Wände des kleinen Zimmers wanderten. »Auf jeden Fall danke für die Nachricht.«
    »Er will mit dir reden«, warnte Zila.
    »Wer?« fragte Michael angespannt.
    »Schorer. Seine Sekretärin hat gesagt, er bittet dich, daß du dich gegen Abend bei ihm im Krankenhaus meldest. Gegen Abend ist schon bald. Du kannst es nicht länger hinauszögern«, sagte sie behutsam. »Du wirst mit ihm reden müssen.«
    »Ich werde mit ihm reden.«
    »Noch was: Hast du von Theo van Gelden und von Nita die Genehmigung erhalten, Einblick in ihre Konten zu nehmen? Auch von Isi Maschiach brauchen wir sein Einverständnis. Aber um den wird Eli sich kümmern. Wir müssen sie sehen.«
    »Man kann es arrangieren«, sagte Michael in einem neutralen, kühlen Ton. »Aber es wird kein realistisches Bild ergeben.«
    »Warum nicht?«
    »Es ist ziemlich wahrscheinlich, daß das Gros sich im Ausland befindet, vor allem in diesem Fall.«
    »Was meinst du mit ›in diesem Fall‹? Redest du von dieser Familie?«
    »Auch von einzelnen Mitgliedern.«
    »Ich verstehe nicht, was du meinst«, sagte Zila langsam. »Wer ist denn bei dir? Jemand von ... ist es Theo?«
    »Genau.«
    »Ach«, sagte Zila erschrocken, als hätte sie sich bei einem besonders groben Lapsus ertappt. »Warum hast du das nicht gleich gesagt? Gut, wie solltest du. Als ich Balilati hier rumlaufen sah, bin ich davon ausgegangen, daß ihr fertig seid. Wir werden später miteinander reden«, sagte sie und legte den Hörer auf.
    Sie brachten Theo mit Balilatis Peugeot zum Krankenhaus. Sie umfuhren das breite, niedrige Gebäude und parkten dahinter in der Parallelstraße. Dann gingen sie zu dem Transit, dessen Vorhänge zugezogen waren und dessen Heckscheibe von einem großen Schild der Elektrizitätsgesellschaft verdeckt war. Das Wetter war trüb und grau. »Weltuntergangswetter«, sagte Balilati.
    »Brauchen Sie mich noch hier«, fragte der Techniker, der die Abhörgeräte installiert hatte.
    »Bleiben Sie, es ist besser, falls es zu einer Störung kommt«, murmelte Balilati und setzte sich hinter das Lenkrad. Der Techniker ging zum Rücksitz, und Michael nahm neben Balilati Platz. Zwischen ihnen war die Spannung der kurzen Diskussion noch nicht verflogen, die sie geführt hatten, während sie um das Gebäude fuhren. Eine Bö warmer, trockener Luft hatte eine Plastiktüte vor der Windschutzscheibe aufgebläht. »Warum müssen wir denn zu zweit hier sein?« hatte Michael gefragt, als ihre Blicke Theos gesenkten Schultern folgten, der durch das Tor ging und den Hof des Krankenhauses überquerte. »In der letzten Zeit habe ich das Gefühl, daß wir hier Kinderspielchen betreiben. Wir kön nen uns die Aufnahme doch später anhören.«
    »Von dir habe ich gelernt, daß man mit allem rechnen muß, daß jederzeit alles offen ist!« hatte Balilati aufgebracht protestiert. »Es war immer umgekehrt. Du hast immer vom rechten Zeitpunkt gesprochen und dergleichen. Auf einmal verstehst du es nicht mehr!? Hast du im Moment etwas Dringenderes vor? Mußt du jemandem die Windeln wechseln?«
    Michael hatte geschwiegen.
    »Du hast mich gebeten, die Untersuchungen zu leiten. Ich habe dir gleich gesagt, daß ich mich nicht nur mit dem Schein zufriedengebe. Was willst du denn? Soll ich nur dein Werkzeug sein? Du kannst gehen, ich stelle dich frei. Daß gerade du von Zeitverschwendung redest!«
    »Schon gut, schon gut«, hatte Michael schnell eingelenkt und seine Handflächen zu einer Geste der Kapitulation gehoben. »Es ist nur ...« Er wurde still. Die Wahrheit war, daß Balilati recht hatte. Er fühlte eine große Unruhe in allem, was mit dem Baby zusammenhing, obwohl er wußte, daß Nita nicht allein mit der Kleinen war. Ein Hauch des tröstlichen Babyduftes umhüllte ihn, als er an das Treffen mit Schorer dachte. Als ob er

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