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Ochajon 04 - Das Lied der Koenige

Ochajon 04 - Das Lied der Koenige

Titel: Ochajon 04 - Das Lied der Koenige Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Batya Gur
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Michael, der seinem Blick folgte, sagte entschlossen: »Er klang ganz klar. Obwohl er krank ist. Offensichtlich konnte er davon ausgehen, daß Sie beide wußten, worum es ging. Eine Geschichte, die in der Familie blieb.«
    »Ich wußte, daß Sie lügen«, sagte Theo verbittert. »Die ganze Zeit hatte ich das Gefühl, daß Sie unter dem Fenster stehen oder uns abhören, wie in einem Krimi.«
    »Und darum haben Sie ihn abgelenkt. Sie sind vom Thema abgewichen, als er diese Noten erwähnte«, sagte Michael und hatte vor weiterzureden, aber in diesem Moment kehrte Balilati zurück und mit ihm eine Ärztin und zwei ältere Männer.
    »Bringt ihn schnell zur Intensivstation«, sagte die Ärztin den beiden Männern und schob die Brille über die Stirn, nachdem sie sich neben Herzls Körper gekniet hatte. Sie hatte seinen Namen gerufen, ihm einen Klaps auf die Wange gegeben und ihn abgehorcht. »Er hat das Bewußtsein verloren«, sagte sie zu Balilati. »Wir müssen ihn genauer untersuchen. Vielleicht hat er etwas eingenommen. Wir müssen es überprüfen. Er ist weder Epileptiker noch Diabetiker«, sagte sie und legte die Finger wieder an seinen Hals, nickte, stand auf und klappte das Stethoskop zusammen. »Wir werden ihn in ein normales Krankenhaus bringen, wenn er nicht in ein paar Minuten erwacht. Denn dann kann sein Zustand kritisch werden. Sind Sie ein Verwandter?« fragte sie Balilati, der keuchte und den Kopf schüttelte und dann Theo ansah.
    »Ich bin der Angehörige«, sagte Theo.
    »Dann bleiben Sie bitte hier«, wies sie an. »Bis es sich herausstellt, ob wir ihn verlegen müssen, es könnte kritisch werden«, wiederholte sie mit besorgtem Gesicht. »Man hört kaum den Puls, und sein Blutdruck ist sehr niedrig. Bei einer manischen Depression wie der, an der er leidet, kann man nicht wissen, was er eingenommen hat.«
    Sie ließen einen Streifenwagen am Eingang des Krankenhauses zurück. Dreimal sagte Balilati zu Sipo: »Und du rührst dich hier nicht vom Fleck. Wenn man ihn wegbringt, sagst du Bescheid. Und Theo van Gelden soll keinen Schritt ohne dich machen. Hänge dich an ihn wie eine Klette.« Bis er überzeugt war, daß Sipo verstanden hatte.
    Theo stand am Eingang, ereiferte sich gegen dieses und jenes, sah auf seine Uhr und in Richtung Himmel, der immer noch grau und verhangen war. Sein finsterer Blick begleitete sie hinaus, jenseits des Zauns. Das Funkgerät gab einen Signalton in dem Moment, in dem Michael die Schiebetür des Lieferwagens öffnete, zu dem er zurückgegangen war, um die Zigarettenschachtel zu holen. Der Techniker reichte ihm das Gerät, und Imanuel Schorers Sekretärin zog die Nase hoch, nieste und entschuldigte sich, bevor sie sagte: »Er ist am Telefon und fragt, ob Sie jetzt schon kommen können. Er ist über alles informiert. Er ist nervös, denn er hat in der Zeitung davon gelesen und heute morgen im Fernsehen den Bericht gesehen. Und der Minister und der Polizeipräsident haben ihn schon angerufen«, erklärte sie.
    Die lange Zeit, die sie sich kannten, und die mütterliche Zuneigung, die sie für ihn empfand, veranlaßten sie mit ihm zu reden, als seien sie alte Verbündete. Sie mochte Michael vielleicht wegen der Blumen, die er ihr hin und wieder brachte, und der Aufmerksamkeit, die er ihren Problemen mit einem pubertierenden Sohn widmete. Wenn sie mit ihm sprach, verfiel sie in einen flirtenden Tonfall, auf den er mit einem Streicheln ihrer Handfläche spontan einging. Außerdem versäumte er es nicht, jede Neuerung in ihrer Erscheinung zu loben und Komplimente über ein Kleid oder ihre Frisur zu machen. Wie wenig ist erforderlich, um einer Frau eine Freude zu machen, dachte er mit Gewissensbissen, die ihn manchmal dazu brachten, sich zu fühlen wie eine Billigversion Humphrey Bogarts in Casablanca . Ach, dieser Mythos von hütetragenden Männern, die aus den Augenwinkeln Blicke werfen, die nach Eroberung aussehen, bevor sie kraftvoll und leidenschaftlich Frauen in seidenen Unterröcken an sich reißen. Wieviel Haß, Gewalt und Beleidigung lag in diesen harten Umgangsformen, die vielleicht später sanft würden. Hüte, Seide, Handküsse. »Frauen sind verrückt danach«, hatte Balilati einmal erklärt, nachdem Michael gesehen hatte, wie er sich über die Hand einer Telefonistin beugte. »Du solltest es einmal versuchen«, schlug er vor. Beinahe hatte Michael ihm gesagt: »Früher habe ich es auch gemacht.« Aber er hielt sich zurück.
    Michael rieb seine Wange und sah Balilati an,

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