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Ochajon 04 - Das Lied der Koenige

Ochajon 04 - Das Lied der Koenige

Titel: Ochajon 04 - Das Lied der Koenige Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Batya Gur
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der anderen und verließ den Saal.
    Nita folgte ihm. Sie öffnete die Gurtschnalle vor Idos Bauch und nahm ihn auf den Arm. Er legte sein Gesicht auf ihre Schulter, kuschelte sich einen Moment an sie, warf den Kopf zurück und bäumte sich auf. Nach einer kurzen Bedenk zeit beschlossen sie, daß Michael bis zum Ende der Probe warten würde. Sie kehrte zurück in den Saal, um Ido hinter der Bühne zu stillen, in der Hoffnung, daß er einschlafen würde. Michael blieb auf dem roten Samtsessel in der Eingangshalle sitzen. Das Baby schlief. Ein paar Mitglieder des Orchesters kamen ebenfalls aus dem Saal und ließen sich in seiner Nachbarschaft nieder.
    »Ein Terrorist«, murmelte die Paukerin, die ein belegtes Brot aus einer Tüte zog.
    »Es ist gegen die Statuten«, beklagte sich der Klarinettist und goß sich aus einer blauen Thermoskanne Kaffee ein.
    »Jammert nicht«, sagte ein großer, beleibter Mann mit einem schweren, russischen Akzent. »Bei seinem Bruder erwartet uns mehr Arbeit.«
    »Werden Sie zu ihm wechseln?« fragte die Paukerin mit vollem Mund. »Werden Sie zu seinem Orchester wechseln?«
    »Nun«, sagte der Mann, »seine Bedingungen sind besser. Er zahlt viel mehr. Aber es wird auch mehr Arbeit geben. Er wird nach den Probestunden bezahlen.« Er rülpste. »Kapitalismus!« erklärte er lächelnd. »Es wird auch keine festen Anstellungen geben«, fügte er hinzu.
    »Ich würde das Risiko nicht eingehen«, sagte die Paukerin und faltete die Tüte pedantisch zusammen. »Sie können einen von heute auf morgen entlassen, und man geht leer aus.«
    »Nun, Sonja hat er schon vor zwei Wochen rausgeschmissen. Izik auch.«
    »Welchen Izik?« fragte der Klarinettist, der den leeren, tropfenden Becher auf die Thermoskanne schraubte.
    »Nun, Izik.«
    »Der Trompeter oder der Geiger, es gibt zwei Musiker namens Izik«, erinnerte die Paukerin.
    »Der Geiger, der Geiger«, sagte der Russe.
    »Er hat Izik rausgeschmissen?!« fragte sie erstaunt. »Izik schmeißt man nicht raus. Wer kommt auf die Idee, Izik rauszuschmeißen!«
    »Der, der ein historisches Orchester gründet«, lachte der Klarinettist. »Wieso hat er Izik überhaupt genommen? Das ist es, was ich daran nicht verstehe.«
    »Das wird ein phantastisches Orchester«, sagte der Russe und sah Michael an. »Solch ein hervorragendes Barockensemble hat es hier noch nicht gegeben.«
    »Wie kann es hervorragend sein, wenn es für euch nur ein Nebenjob ist, ihr Auserwählten!« sagte der Klarinettist.
    »Nun, lange wird es so nicht weitergehen, es wird kein Nebenjob bleiben«, versicherte der Russe.
    »Er testet ständig neue Leute.«
    Jemand kam in die Eingangshalle und klatschte in die Hände. »Wir machen weiter. Sie sind fertig!« rief er von der Tür aus. Die Spieler gingen zurück in den Saal. Der Russe hielt die Holztüren auf, als Teddy Kollek in Begleitung der Frau, die ihn stützte, bedächtig herauskam. Die beiden wurden verfolgt von Kameramännern und den Beleuchtern. Die Musiker versammelten sich auf der Bühne. Theo van Gel den saß schon auf seinem hohen Stuhl. Nita machte Mi chael ein Zeichen, in den Saal zu kommen. Sie legte Ido in seine Arme. »Er schläft jetzt erst einmal«, versprach sie und streichelte Michaels Arm. »Aber wenn er nicht schläft und Probleme macht, fährst du einfach allein zurück, und ich komme nach, wenn wir fertig sind.«
    Er ging wieder an den Rand der Reihe, stellte Idos Wippe auf seine rechte Seite und Noa in der Tragetasche auf die an dere. Alle saßen bereit, und Theo rief: »Ab der 40.« Sie begannen mit den Tönen vor dem Einsatz der Geige und spielten bis zur Einführung des kompletten Themas des ersten Satzes. Nach ein paar Takten unterbrach Theo. »Ist das hier eine Feuerwehrkapelle, oder was?« rief er den Bläsern und den Paukern zu. »Sehen Sie denn nicht, was da steht?!« klagte er. »Sehen Sie denn nicht, daß für alle dort fortissimo steht, für alle außer für wen? Außer für die Hörner, die Trompeten und die Pauken, für sie gilt – forte! Forte und nicht fortissimo !« Mit weicherer Stimme fügte er hinzu: »Brahms meinte, daß die Orchestrierung ausgeglichen sein soll. Man soll die Geigen und die Klarinette hören, und wenn auch die Trompeten und die Pauken fortissimo spielen, und die Pauken so laut sind, klingt das Ganze wie eine Feuerwehrkapelle.«
    In diesem Moment, ohne Voranmeldung und ohne Vorzeichen, begann das Baby laut zu plärren. Aus dem Orche ster war ein Kichern zu hören. Theo drehte sich

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