Ochajon 05 - Denn die Seele ist in deiner Hand
Belohnung erhalten. Ich jedenfalls habe eine bekommen. Und auch du, scheint mir.«
»Das heißt«, rief sie ihm nach, als er schon beide Beine aus dem Auto geschwungen hatte, »dass unsere Beziehung auf einer Leiche basiert?«
»Oder das Gegenteil«, erwiderte er, umrundete das Auto zu ihrem offenen Fenster und strich ihr über den Arm, »es gibt sie trotz der Leiche. Und obwohl auch wir so enden werden. Trotz der Toten.«
Neuntes Kapitel
Die Zeichen des Aufruhrs waren schon an der Kreuzung EmekRefa’im- und Bethlehemer Landstraße zu erkennen. Zwei Polizeiwagen blockierten die Kreuzung, und zwei Polizisten hielten jedes Auto zur Kontrolle an. Es war erst acht Uhr morgens, Feier tag, doch vor der Straßensperre hatte sich bereits eine lange Autoschlange gebildet. Einer der Polizisten bedeutete Michael anzuhalten. Balilati, der noch in seine Berichterstattung über die Vernehmung der Journalistin in der vergangenen Nacht vertieft war plus die Schwierigkeiten, die er gehabt hatte, Mosche Avital zu finden, streckte seinen Kopf aus dem Fenster, um loszuzetern, doch der Polizist stürzte schon auf ihr Auto zu und meldete Michael aufgeregt: »Man wartet schon auf Sie, Herr Kommissar, in der Jiftachstraße.« Dann wandte er sich ehrfürchtig an Bali lati: »Wachtmeister Ben Ja’ir hat mich gebeten, Ihnen zu sagen, dass Sie Recht hatten. Sie haben etwas dort im Haus gefunden, so wie Sie gedacht haben.«
»Das Mädchen? Haben sie das Mädchen gefunden? Was denn?«, fragte Balilati.
»Nein, nicht das Mädchen«, erwiderte der Polizist, »aber sie haben dort jemanden gefunden, einen Araber, so viel ich verstanden habe – ich weiß keine Einzelheiten, man hat mir nur gesagt, ich soll Ihnen bestellen, dass sie darauf warten, dass Sie eintreffen.«
Um seinen Ärger über Balilati nicht offen zu zeigen, schwieg Michael und verzog keine Miene. Erst nachdem sie ein Stück von dem Polizisten entfernt waren, sagte Balilati unbehaglich zu ihm: »Ich hab’s nicht geschafft, es dir zu erzählen, aber es gibt dort, hinter der Bethlehemer Landstraße, in der Mordechai Hajehudi, ein verlassenes Haus, es war früher einmal ein Zentrum der Arbeiterpartei, kennst du’s?«
Michael wartete auf die Fortsetzung.
»Also gestern Nacht, mitten im Verhör von Orli Schoschan, hatte ich plötzlich so ein Gefühl ... wie eine Erscheinung, verstehst du, was ich meine?« Und sofort redete er weiter, ohne die Antwort abzuwarten, was Michael noch ein wenig Zeit ließ zu entscheiden, wie er sich dem Nachrichtenoffizier gegenüber ver halten sollte, der so tat, als sei es sein eigener Fall. »Als ob ich ein Bild sehen würde, genau wie im Traum, so hab ich dieses Mädchen dort als Bündel gesehen, so was ist mir noch nie im Leben passiert, ich bin echt keiner von denen, diesen Uri Gellers, verstehst du, was ich meine?«
»Aber sicher«, erwiderte Michael frostig, »du hast ein Bild gesehen. Stimmen hast du nicht gehört?«
Balilati überging seinen Sarkasmus. »Ich habe zwei Leute dorthin geschickt, was ist schon zu verlieren, just to be on the safe side. Und hast du jetzt gehört, was er gerade gesagt hat?«
Michael hielt auf der Bethlehemer Landstraße vor der Abzweigung der Jiftachstraße an. Er zog die Handbremse, schaltete jedoch den Motor nicht aus, sondern ließ ihn eine ganze Weile weiterlaufen, bis Balilati der Geduldsfaden riss. »Na gut, es gab zu viele Sachen, um dich ins Bild zu setzen«, sagte er, »ich hab’s einfach nicht geschafft, es dir zu sagen, na und, bist du jetzt böse auf mich?«
»Das ist keine Frage von böse«, antwortete Michael barsch, »wir organisieren die Suche auf systematische Weise, und du machst plötzlich etwas völlig Willkürliches nach eigenem Gutdünken, und noch dazu hinter dem Rücken von Eli Bachar und Ja’ir, die dafür verantwortlich sind. Du weißt genau, dass Eli auf solche Dinge sehr empfindlich reagiert, und ich brauche dir kaum erklären, dass eine Zersplitterung der Kompetenzen der Arbeit schadet. Nicht mich hättest du ins Bild setzen müssen, sondern Eli Bachar und Ja’ir, bevor du Leute losschickst. Und es ihrem Er messen überlassen, auch damit sie nicht eventuell noch andere zu diesem Haus auf die Suche schicken.«
»Na gut, tut mir Leid«, murmelte Balilati mit untypischer Zer knirschtheit, »aber es war ein solches Tohuwabohu, dass ich ohne weitere Vorbereitungen entschieden habe, ich hatte einfach so ein Gefühl, was dieses Haus angeht. Seit Jahren steht es da, halb zer
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