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Ochajon 05 - Denn die Seele ist in deiner Hand

Ochajon 05 - Denn die Seele ist in deiner Hand

Titel: Ochajon 05 - Denn die Seele ist in deiner Hand Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Batya Gur
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immer giftiger, ganz speziell bei ihrem Treffen letzte Woche, als sie von »diesem pathetischen Versuch« sprach – nämlich seinem –, »wie Hagar und ihre Eltern zu sein. Und demnächst wirst du eine neue Biographie für dich selber erfinden, als hätten deine Eltern auch irgendeinen Kibbuz gegründet. Schau sie doch an, Hagars Eltern, die du so sehr verehrst, und sieh dir an, was aus ihrem Leben geworden ist!«, hatte sie plötzlich geschrien und ihren Teller angewidert von sich gestoßen, »schau hin, wer du sein willst. Sie haben einen Kibbuz aufgebaut, und nun sind sie die ganze Zeit damit beschäftigt, die Scham zu verbergen, dass sie in Armut leben, regelrecht wie Almosenempfänger. Und sie erwähnen auch mit keinem Wort, dass keines ihrer Kinder im Kibbuz geblieben ist, ach was, Kibbuz, in Israel überhaupt, nur Hagar ist im Land geblieben, und ihre Schwester Einat? Sogar nachdem sich herausgestellt hat, dass ihr finnischer Ehemann ein Alkoholiker ist und sie schlägt, ist sie nicht nach Hause zurück, steckt immer noch dort in Finnland. Und ihr großer Bruder? Ein Kibbuznik, man stelle sich vor! Ist ein kleiner Guru in irgendeinem Aschram in Indien. Und Jotam lebt in Florida vom Wohnungsvermakeln. Das sind deine Ideale?! Und Papa und Mama, schmeicheln die sich nicht bei Hagars Eltern ein? Und versuchen sie nicht, auf die Beneschs Eindruck zu machen?« Wie gifttriefend sie den Namen der verhassten Nachbarn ausgespuckt hatte. »Gehen in den Hof raus mit ihren aschkenasischen Schwiegerleuten, als wollten sie ihnen den Garten zeigen, aber im Grunde bloß, damit es die Beneschs sehen und platzen vor Neid. Und wie Hagars Mutter immer sagt, ›zeigen Sie mir doch die Beete mit den Gewürzen und Heilkräutern‹, und Mama geht noch hin und zeigt ihr das Basilikum, nur um jedes Mal wieder zu hören zu kriegen, ›wie schön diese Blättchen sind‹. Und du, alles wegen dir, nur weil du mit voller Absicht eine Sabra geheiratet hast und noch dazu eine aus dem Kibbuz, blond und blauäugig. Und nun wirst du auch noch Professor für russische Geschichte. Wer hat denn so was schon gehört?«
    »Was ist los, Zohra, was hast du?«, war er damals erschrocken und hatte auch mit Sorge einen kleinen hellbraunen Fleck unter ihrem Auge registriert, es aber nicht gewagt, sie danach zu fra gen. »Welcher Teufel ist in dich gefahren? Ich dachte, dass du Ha gar gern hast und dass ...«
    »Dann hast du eben falsch gedacht!«, erwiderte Zohra. »Oder vielleicht habe ich mich geirrt. Man darf den Aschkenasim nie mals glauben.« Eine solche Bitterkeit hatte er nie zuvor aus ihrem Mund gehört. »Schau sie an, vor ein paar Tagen habe ich plötzlich euer Foto von der Hochzeit gesehen, das im Wohnzimmer, auf dem Fernseher. Wann hast du es zum letzten Mal angeschaut? Schau dir Hagar dort an – die perfekte Israelin mit diesen ganzen Sommersprossen, sicher, dass ihr die Welt gehört mit ihren blonden Haaren und blauen Augen, schau hin, und du siehst doch, warum du diese Frau in Wirklichkeit geheiratet hast.«
    »Was hat sie dir denn getan?« Natanael war selbst erstaunt über den rebellischen Ton, der aus der Tiefe seiner Kehle aufstieg. Es war eine Sache, seine Frau satt zu haben und Tag für Tag ihre Schwächen und Fehler vor Augen zu haben, eine andere jedoch, zu hören, wie andere sie schmähten, und besonders wenn seine kleine Schwester eine dieser anderen war.
    »Mir persönlich hat sie gar nichts getan«, hatte Zohra damals gesagt, »aber als Historiker müsstest du langsam wissen, dass nicht nur das Persönliche entscheidend ist.«
    Natanael hatte geschwiegen. Er dachte im Gegenteil sehr wohl, dass ein Mensch nur über persönliches Interesse zu den Ideen gelangte, doch er hielt den Mund. Er verkniff es sich, ihr zu sagen, dass ein Mensch nur aus persönlicher Betroffenheit und Verletzung heraus oder wegen einer persönlichen Koinzidenz dazu kam, sich mit einem bestimmten Thema und mit historischer Forschung überhaupt zu befassen.
    »Hast du gesehen, wie materialistisch sie ist? Hast du gesehen, wie sie die ganze Zeit einkauft?«, verlangte Zohra zu wissen.
    »Zohra, genug«, bat Natanael.
    »Nichts mit genug!«, erwiderte Zohra und blickte die anderen Gäste ringsum in dem kleinen Restaurant an, in dem sie saßen. »Hast du gesehen, wie dein Haus ausschaut? Wie ein Schieberlager in Istanbul – russische und tschechische Service und Samowars aus Usbekistan ...«
    »Sie hat sie bei einer Gelegenheit am Bauernmarkt im Viertel

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