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Ochajon 05 - Denn die Seele ist in deiner Hand

Ochajon 05 - Denn die Seele ist in deiner Hand

Titel: Ochajon 05 - Denn die Seele ist in deiner Hand Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Batya Gur
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sein?«
    »Generalstabschef von mir aus. Babys sind das heutzutage, diese Majors, sie waren noch nicht mal geboren, als wir ... wie alt ist er?«
    »Neunundzwanzig.«
    »Na gut, ist ja auch egal, man soll ihn nur da hinbringen, wo ich ... zum Rechtsanwalt, nicht direkt nach Hause zu seinen Eltern, ja?«
    »Gut. Und da ist noch Elijahu«, erinnerte ihn Etti, »wer teilt es Elijahu mit?«
    »Wer ist Elijahu?« Balilati geriet in Verwirrung.
    »Nu, der zweite Bruder, der mittlere von den Söhnen. Der, der in Los Angeles lebt.«
    »Los Angeles?«
    »Ich habe Ihnen das vorher schon gesagt, als Sie von Abu Kabir aus zum zweiten Mal angerufen haben.«
    »Soll ihn die Familie benachrichtigen. Wenn er dort erreichbar ist, dauert es sowieso zwei Tage, bis er hier eintrifft. Und was kann er uns groß helfen, wenn er da schon seit drei Jahren ist? Was haben wir von dem?«
    »Sie sind doch der, der immer sagt, man kann nie wissen«, murrte die Sekretärin.
    »Etti, Süße«, sagte Balilati in schmollendem Ton, »tu mir nur einen Gefallen und ...«
    »Sagen Sie nicht Süße zu mir.«
    »Warum denn, wenn ich dich Süße nenne, ist das denn schon eine sexuelle Belästigung?«, kicherte Balilati und schnaubte geräuschvoll, »man kann rein gar nichts mehr sagen heutzutage. ›Sag das nicht und sag dies nicht zu mir‹, demnächst wird man auch noch zum Schnaufen um Erlaubnis bitten müssen.«
    »Jetzt schalten Sie endlich die Sirene ein, ich habe Arbeit auf dem Tisch liegen. Oder wollen Sie, dass wir jetzt in aller Länge besprechen, was erlaubt und was verboten ist?«
    »Da gibt es nichts zu diskutieren, hab ich was von besprechen gesagt?«, der Nachrichtenoffizier lachte schallend auf, »besprechen, sagt sie zu mir, warum, wer würde dich denn jetzt überhaupt sexuell belästigen wollen mit deinem Bauch?«
    »Was glauben Sie eigentlich« – auch durch die Störgeräusche im Telefon hörte Balilati, wie sie lächelte, was ihren gekränkten Ton aber nicht überdeckte –, »eine schwangere Frau sei nicht mehr sexy? Dass keiner eine schwangere Frau will? Nur dass Sie’s wissen, es gibt welche, die stehen da besonders drauf, fragen Sie Chaim, ob er mich so nicht liebt und die ganze Zeit ...«
    »Sag’s bloß nicht, das hat mir gerade noch gefehlt, mir dein Sexleben mit einem anderen Mann anzuhören. Etti, mein Augenstern, das halt ich schlicht nicht aus vor Eifersucht. Ein Ehemann ist nicht fürs Vögeln da, und wenn schon, dann redet man nicht darüber. Und dass es dir nicht zu Kopf steigt, hörst du? Du hast mich schon genug reingeritten mit dieser Schwangerschaft und dass du mich in zwei Monaten als Waise sitzen lässt –«
    »Nicht in zwei Monaten, wieso denn Monate, in weniger als einem Monat.«
    »Ich will gar nicht daran denken«, seufzte Balilati. »Das ist eine von den Plagen, die nicht in der Bibel stehen, und du hast noch nicht mal einen Ersatz gefunden ...«
    »Hab ich.«
    »Hast du? Du hast gar nichts davon gesagt ...«
    »Morgen werde ich es Ihnen sagen.«
    »Etwas Gutes, aber?«
    »Jemand, nicht etwas«, fuhr ihn die Sekretärin an, »und reden Sie bloß anständig, sie kennt Sie nicht, Schira heißt sie, sie ist neu.«
    »Ich will keine Neue«, protestierte Balilati und fragte im gleichen Atemzug: »Wenigstens ein scharfes Stück? Wie alt?«
    »Haben Sie die Sirene immer noch nicht eingeschaltet? Was meinen Sie, wann ich arbeiten soll? Sie ist gut, das kann ich Ihnen sagen, besser als ich, danach werden Sie mich nicht mehr zurückhaben wollen, Sie werden schon noch sehen.«
    »Du wirst immer einen Platz in meinem Herzen haben«, trällerte Balilati, »immer, immer, immer.« Dann schaltete er endlich die Sirene ein und umfuhr die Autoschlange. Dünner Regen begann zu fallen, als er die Einfahrt von Scha’ar Hagai kurz vor dem Stadtrand erreichte. Doch er ging erst vom Gas, als er die Tiefgarage hinter der King-George-Straße erreicht hatte.
     
    Im Wohnzimmer der Familie Baschari herrschte längeres Schwei gen, bis Michael fragte: »Hatte sie einen Freund?«
    Ne’ima Baschari schüttelte den Kopf. »Nein, niemand Festen«, sagte sie nach kurzem Nachdenken, »es gab alle möglichen ... alle wollten sie, aber sie ... sie hat gewartet ... auf jemand Passenden, kein Aschkenasi.«
    »Was heißt das, kein Aschkenasi?«
    »Sie hat Aschkenasim gehasst, unsere Tochter, gehasst«, sagte Ne’ima Baschari und bedeckte ihr Gesicht mit den Händen. Ihre Stimme klang dumpf darunter hervor, als sie weitersprach: »Ich weiß

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