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Ochajon 05 - Denn die Seele ist in deiner Hand

Ochajon 05 - Denn die Seele ist in deiner Hand

Titel: Ochajon 05 - Denn die Seele ist in deiner Hand Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Batya Gur
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vielleicht soll ten wir versuchen, die ... die Orte zu rekonstruieren, an denen sie war, bevor sie verschwand, das heißt ...« – Michael räusperte sich und spähte zu Zila hinüber, die ihre Beine enger übereinander schlug, als wollte sie sich vor der offen zutage getretenen Feind seligkeit zwischen den beiden Eheleuten schützen –, »das heißt ...« Ihr Kopf blieb stur über ihren Block gebeugt, und auch Wachtmeister Ja’ir hielt schweigend den Kopf gesenkt. Sie überließen es ihm zu fragen. Gebe Gott, Balilati wäre hier, seufzte er stumm, denn in solchen Situationen brauchte man Menschen wie ihn, solche, die keine Verlegenheit kannten. Wenn es wenigstens möglich gewesen wäre, sie getrennt zu befragen, aber dazu war es noch zu früh. »Wir müssen alle Informationen erhalten, die Sie uns geben können, das dient der Sache am meisten. So viel ich verstanden habe, war Zohra ein sehr hübsches Mädchen ...«
    »Hübsch?!«, stieß Ne’ima Baschari erstickt hervor, »was heißt hier hübsch, eine Schönheit, eine Blume. So etwas haben Sie in Ihrem ganzen Leben nie gesehen«, mit einem Schlag brach sie in ein bitteres, lautes Weinen aus, und sie stand hastig auf und verließ den Raum.
    »Sie wissen sicher, wie der Tagesablauf Ihrer Tochter war«, sagte Michael zu Ezra Baschari.
    Der Vater bedachte ihn mit einem finsteren Blick. »Sie war eine Nachzüglerin, und bei uns ist es üblich ...« – er schloss die Augen –, »bei uns ist es üblich, dass sich die Mutter um diese Dinge kümmert.«
    »Aber Sie wissen doch sicher so allgemein ...«, unternahm Michael erneut den Versuch.
    »Was ich weiß, weiß jeder«, schnitt ihn der Vater ab, »auch Sie wissen, dass unsere Zohra bei Rechtsanwalt Rosenstein gearbeitet hat, sie hat Geld fürs Studium gespart, und das haben alle gewusst. Und sie hat auch ein wenig bei kleinen Auftritten ver dient, sie hat bei Familienfeiern gesungen. Sie hat ... hatte eine be sondere Stimme, wunderschön, tief, ganz besonders. Das hat sie von meiner Mutter seligen Andenkens geerbt, auch sie hatte eine schöne Stimme und hat bei Hochzeiten gesungen, aber nicht für Geld. Zu ihrer Zeit war das eine gottgefällige Tat.« Er berührte mit ausgestrecktem Zeigefinger das große dunkle Muttermal an seinem rechten Augenbrauenrand und strich dann mit dem Ringfinger über seine Lider, als wollte er den Anblick wegwischen, den er vor Augen hatte. »Alle wissen auch, wie sehr sie sich für das jemenitische Vermächtnis interessiert hat, sie hatte sogar vor, ein Museum in der Synagoge einzurichten, gleich hier nebenan, auch das wussten alle«, er unterdrückte ein Aufschluchzen, »und manchmal nach der Arbeit ist Zohra ...« Er barg sein Gesicht in seinen kleinen Händen und senkte den Kopf. »Sie ging« – seine Stimme drang dumpf zwischen den Händen hervor, und Wachtmeister Ja’ir tastete nach seinem Aufnahmegerät – »singen, oder sie ist in einen Film gegangen, wie alle ...«
    »Aber vorgestern, als sie nicht zurückgekommen ist, hat sie da vorher etwas davon gesagt?«
    »Nein, nichts.«
    »Und war das typisch? Ist es schon einmal vorgekommen, dass sie am Abend ...«, fragte Michael.
    »Es ist noch nie vorgekommen. Immer wenn sie später kam, hat sie uns Bescheid gesagt. Sie wusste, dass ihre Mutter nicht schläft, bevor sie heimkommt, sie hat sich immer gemeldet.«
    »Sie sagen also, sie hat immer dafür gesorgt, dass Sie Bescheid wussten«, vergewisserte sich Michael.
    »Ich wusste nie die Einzelheiten«, stöhnte Ezra Baschari, »Sie können ein selbstständiges Mädchen mit zweiundzwanzig nicht die ganze Zeit fragen, wo sie hingeht, und ich wollte sie nicht ver ärgern ... ich wollte, dass sie wenigstens bis zur Heirat bei uns bleibt und auch nachher, obwohl ich einen Bausparvertrag für sie angelegt habe bei ihrer Geburt ... Man fragt sie nicht die ganze Zeit, wohin und mit wem und wann ... das sind andere Zeiten heute ... ich weiß nur, dass sie in der Früh zur Arbeit gegangen ist.«
    »Herr Baschari«, setzte Michael sanft wieder an, »Sie wissen, wir haben keine Handtasche oder Notizbuch gefunden, gibt es ... sie hatte doch sicher auch noch einen Terminkalender?«
    »Ich weiß es nicht«, stöhnte Ezra Baschari. »Sie denken sicher, dass ich ... dass ich mich nicht dafür interessiert habe, aber das stimmt nicht. Was sie mir erzählt hat, das habe ich schon gehört. Es ... sie ... sie brauchte nur lachen, und das ganze Haus ... die ganze Straße, die ganze Welt war voller

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