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Ochajon 05 - Denn die Seele ist in deiner Hand

Ochajon 05 - Denn die Seele ist in deiner Hand

Titel: Ochajon 05 - Denn die Seele ist in deiner Hand Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Batya Gur
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Motiv denn?«
    »Ich bedauere«, säuselte Balilati in den Hörer, »ich wusste nicht, dass Sie ihr so verbunden sind ...«
    »Was soll das heißen!« Die Stimme des Anwalts brach. »Dieses Mädchen ... eine Blume, wie eine Tochter war sie für mich ... schon seit zwei Jahren ... Empfangsangestellte und Telefonistin, alle waren verrückt nach ihr ... keine Sekretärin hat es so lange bei uns ausgehalten ... Sie verstehen überhaupt nicht ...«
    »Es tut mir wirklich Leid«, sagte Balilati und verdrehte die Augen zur Decke. Er hasste es, der Überbringer solcher Nachrichten zu sein, und diesmal war er noch dazu von der emotionalen Reaktion des Rechtsanwalts überrascht worden. Er bereute, es ihm nicht persönlich mitgeteilt zu haben, denn bis sie sich träfen, hätte er sich garantiert wieder gefasst. »Es tut mir wirklich ganz außerordentlich Leid, Herr Rosenstein«, sagte er noch ein mal zu ihm, »aber ich kann in Kürze bei Ihnen sein, sorgen Sie nur dafür, dass wir miteinander sprechen können.« Und damit machte er sich auf der Stelle auf den Weg.
    Die Verkehrspolizisten dirigierten die Fahrzeuge auf der Straße von Tel Aviv nach Jerusalem auf eine einzige schmale Spur, in der sich alles staute. »Vielleicht kannst du mir mal sagen«, lag Balilati seiner Sekretärin Etti zwischen den Aufträgen, die er ihr über sein Mobiltelefon erteilte, in den Ohren, »warum sie das immer in der Früh machen? Warum schaffen sie nicht ein paar Thailänder oder Rumänen her, die das in der Nacht machen? Überall auf der Welt reparieren sie die Straßen in der Nacht, und bloß bei uns ...«
    »Soll ich jemanden schicken, um Natanael Baschari zu holen, oder bestellen wir ihn gleich her?«, fragte seine Sekretärin.
    »Man kann ihn nicht herbestellen«, antwortete Balilati, »das ist seine Schwester, die sich so verabschiedet hat, was meinst du denn? Man teilt so was doch keinem Familienmitglied per Telefon oder ... Wo ist er eigentlich?«
    »Das ist es ja, er treibt sich irgendwo herum, und auch seine Frau ist nicht daheim. Ich habe ihn zu Hause gesucht, niemand da. Ich hab’s in der Universität versucht, aber dort ist zu und bleibt die ganze Woche zu –«
    »Er ist Lehrer an der Universität?«
    »Professor.«
    »Welches Fach?«
    »Geschichte, er ist Dozent für Geschichte, im Institut für russische Studien, haben Sie das nicht gewusst?«
    »Russische Studien?!«, Balilati begann zu lachen. »Ein Jemenit, der Russisch kann?«
    »Woher soll ich das wissen? Er wird es eben gelernt haben, wa rum denn nicht, können Sie vielleicht nicht Jiddisch? Mit eigenen Ohren habe ich Sie mit Hanna vom Imbiss Jiddisch reden hören, was ist für Sie also ...«
    »Ein Jemenit und Professor, eine tödliche Kombination«, fuhr Balilati dazwischen.
    »Warum reden Sie eigentlich so«, die Stimme der Sekretärin verfinsterte sich, »Sie wissen genau, dass ich von Seiten meiner Mutter auch –«
    »Deswegen«, gluckste Balilati, »deswegen sag ich’s doch.«
    »Machen Sie doch einfach die Sirene an, um aus dem Stau zu kommen.«
    »Gleich, wenn wir fertig sind. Schau, wir machen es so: Schick Mosche mit der Basisinformation zu ihm, und er soll Natanael Baschari, Natanael heißt er, oder?«, und fuhr fort, ohne die Antwort abzuwarten, »zum Haus seiner Eltern bringen.«
    »O.k.«, sagte die Sekretärin, »das Problem mit ihm haben wir auf die Art gelöst. Aber was wollen Sie mit dem zweiten Bruder machen? Er ist momentan mit den Truppen bei Nablus, wie wollen Sie ...«
    »Ist doch ganz einfach«, schnitt Balilati sie ab und lenkte den Wagen an den Straßenrand, »er hat ein Handy, oder? Dann ruf ihn da an, er ist der jüngste, oder? Der Bezalel?«
    »Abgesehen von Zohra Baschari, sie wurde sieben Jahre nach ihm geboren«, bemerkte die Sekretärin.
    »Was ist er dort? Kompaniechef, oder? Bei den Panzern?«
    »Stellvertretender Regimentskommandeur ist er. Sie wollen also, dass ich ihn auf seinem Handy anrufe? Und was soll ich ihm sagen? Dass er alles hinschmeißt und kommt, weil ...«
    »Du wirst ihm am Telefon sagen müssen, warum«, seufzte Balilati, »oder sag was Nebulöses, wir schicken jetzt niemanden ei gens nach Nablus. Bei den Zuständen im Augenblick, es gibt überhaupt keine Polizeikräfte, die sind alle um den Tempelberg rum oder in Nazareth. Mit diesen ganzen Arabern, das ist überhaupt nicht die Zeit dafür, einen neuen Fall anzufangen ... was ist er, Bezalel Baschari, Major?«
    »Warum, kann einer nicht Jemenite und Major

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