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Ochajon 05 - Denn die Seele ist in deiner Hand

Ochajon 05 - Denn die Seele ist in deiner Hand

Titel: Ochajon 05 - Denn die Seele ist in deiner Hand Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Batya Gur
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habe ... ich dachte, entweder ist sie lesbisch oder frigide, ich habe gedacht, vielleicht kann sie nicht mit einem Mann zusammen sein«, die letzten Worte sprudelte sie hastig heraus.
    »Lesbisch?!«, schrie Natanael auf, »wie kannst du so was nur denken ... wieso denn das?! Sie hatte überhaupt nichts Männliches an sich und ... all diese Schönheit, diese Weiblichkeit ...«
    Michael beugte sich zu Linda vor: »Was wollten Sie denn vorher sagen? Was ist Ihnen eingefallen?«
    »Nichts, was ... sie ... ich ... in der letzten Zeit hatte sie Kontakt ... aber nicht so richtig ... mit jemandem, der ...«
    »Wer? Mit wem hatte sie Kontakt?«, fragte Natanael in har tem Ton.
    »Nicht wirklich eine richtige Beziehung, nichts Romantisches, denke ich, sie ... sie hat sich nur ein paar Mal mit ihm getroffen, er ist überhaupt nichts für sie, nichts Ernstes, einfach nur mit ihm getroffen ... mit Mosche Avital«, flüsterte Linda.
    Der Laut, der Natanael entfuhr, war eine Mischung aus Äch zen und Prusten. »Mit ihr hatte er also auch was?«, fragte er spöttisch, doch sein schwerer Atem verriet heftige Wut.
    »Was heißt hier ›auch‹?«, entgegnete Linda hitzig, »wie oft habe ich dir schon gesagt, dass ich überhaupt nichts mit ihm habe, dass er einfach nur so ... er hat es ziemlich schwer mit dieser ganzen Geschichte mit seiner Tochter ... und außerdem ist er nur gekommen, um mit mir eben über Zohra zu sprechen, er ist sehr ...«
    Natanael fiel ihr ins Wort: »Dieser Mann kann von nichts seine Hände lassen ... er ... alles, was sich bewegt, es reicht, dass er einen Rock sieht. Und wenn Sie ihn sehen würden«, höhnte er, an Michael gewandt, »er sieht aus wie eine Kreuzung aus Kermit, dem Frosch, und Walter Matthau, diesem komischen Schauspieler, seine Anzüge und der Rover und ... ein hässlicher Mann, ein aufgeblasener Stutzer, und der hatte etwas mit Zohra?«
    »So ist es nicht«, sagte Linda mit ruhiger Stimme, »vielleicht ist er ja kein schöner Mann, aber er ist ein bezaubernder Mensch, der mein Mitgefühl hat, und er hat eine sehr spezielle Beziehung zu Zohra geknüpft, weißt du, dass er eine zurückgebliebene Tochter hat? Zweimal in der Woche fährt er zu diesem Heim für geistig Behinderte und ...«
    »Was hatte er mit Zohra?«, unterbrach sie Natanael stur, »das möchte ich gern wissen. Ich will wissen, ob er es war, der ... der sie geschwängert hat, ob er ...«
    »Sie hat mir nichts von der Schwangerschaft gesagt, und ob er ... ich weiß es nicht. Er ist wirklich ein Mann, der Frauen liebt«, flüsterte sie, an Michael gerichtet, und leichte Röte kroch ihr ins Gesicht, »kein Don Juan, der nimmt und wegwirft, sondern einer, der die Frauen wirklich liebt, und ... auch die Frauen lieben ihn.«
    »Ich kann mir diesen Unsinn nicht länger anhören«, Natanael Baschari erhob sich von dem schmalen Bett, »zuerst lesbisch oder frigide, und jetzt Mosche Avital. Es gibt eine Grenze!«, schrie er und rammte seine Hände in die Hosentaschen, trat mit ein paar großen Schritten ans Fenster und machte eine Kehrtwendung, als habe er vor, in dem kleinen Raum auf und ab zu tigern.
    »Sie werden zu uns kommen müssen, um eine offizielle Aussage zu machen und alles zu erzählen, was Ihnen bekannt ist«, sagte Michael nach einer langen Pause.
    »O.k.«, Linda wandte ihr Gesicht von Natanael ab, und Michael verließ das Zimmer.
     
    »Wie ein Lauffeuer«, sagte Wachtmeister Ja’ir und spähte durch den Vorhangspalt nach draußen, »wie lang ist es jetzt her, dass Sie in das Zimmer gegangen sind? Eine Stunde, zwei, mehr nicht, und schon ist alle Welt hier draußen versammelt ... schauen Sie, wie viele Leute und wie viele Journalisten!«
    »Was ist daran neu, das ist immer so«, beruhigte ihn Zila, »wenn wir gerufen werden, kommen sie auch, entweder sie hören die Frequenz ab, oder jemand von den Nachbarn steckt es ihnen. Bevor du rausgehst, solltest du wissen«, sagte sie zu Michael, dessen Hand bereits auf der Klinke der Eingangstür lag, »dass das ganze Viertel hier vorm Haus steht, eine Menge Leute, nur dass du’s weißt.«
    »Besorg mir das ganze Material, das in der Presse in den letzten zwei bis drei Jahren über die Jemeniten-Kommissionen veröffentlicht wurde«, erwiderte Michael darauf, der in Gedanken immer noch bei dem war, was er von Natanael Baschari gehört hatte.
    »Was?«, fragte sie verdutzt, »welches Material? Worüber? Was hat das mit ...?«
    »Entschuldige, ich meinte diese ganze Sache mit den

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