Ochajon 05 - Denn die Seele ist in deiner Hand
Leben«, murrte Balilati, »Schabbat, kein Schabbat, Feiertag, kein Feiertag, kein Wunder, dass dieser Staat so ausschaut.«
Niemand erwiderte etwas darauf, und er verließ den Raum und kehrte einen Augenblick später zurück. »Sie ist weg, das dumme Luder. Wer geht eigentlich zum Begräbnis übermorgen?« Er blickte in die Runde. »Übermorgen um elf, genau zwischen den Feiertagen, wer geht hin?«
»Ich kann«, sagte Zila, »wenn ihr mir die Tasche präpariert.«
»Das soll ein Problem sein? Gib sie her und wir machen es. Die da, die schwarze? Sollen wir’s dir in die Gürtelschnalle tun?«, fragte Eli Bachar und nahm, ohne die Antwort abzuwarten, die Tasche und ging hinaus.
»Es ist nicht gut, wenn Mann und Frau in derselben Mannschaft sind«, sagte Balilati in den leeren Raum hinein, »und wer passt auf die Kinder auf? Haben die überhaupt Vater und Mut ter? Heute ist Feiertag, ihr müsst nicht alle beide arbeiten.«
Niemand reagierte auf seine Worte. Sie waren bereits fester Be standteil der Arbeitsroutine des speziellen Ermittlungsteams, das sie bildeten. »Fragt doch den Türken, ob heute vielleicht kein Feiertag ist«, schob Balilati noch hinterher.
Zila holte sich ein Blatt Papier, und Michael zündete sich eine Zigarette an, die er auf dem Deckel der Nescafedose ablegte, bevor er Zila die Vorladungsliste diktierte und sie unter ihnen aufteilte.
»Überlass mir diesen Rechtsanwalt, diesen Der’i, und Mosche Avital möchte ich auch«, sagte Michael.
»Der’i?«, fragte Eli Bachar, der ins Zimmer zurückkam, »welcher Der’i bitte? Doch kein Verwandter von diesem kriminellen Heiligen?« Er reichte Zila die Tasche: »Sie präparieren dir die Schnalle, du wirst vorsichtig damit umgehen müssen, das ist eine hochempfindliche Kamera, etwas Brandneues, der letzte Schrei auf dem Gebiet.«
»Er meint Aharon Der’i, den Rechtsanwalt, der die Wohnung von dem Konkursverwalter kaufen wollte, die Rosenstein ebenfalls wollte und die Zohra Baschari ...«, erklärte Zila, »und ich habe auch Einat gebeten, bei uns mitzuarbeiten«, sagte sie zu Michael.
»Einat ist gut, sie hat Köpfchen«, kommentierte Ja’ir, »und sie ist auch ein angenehmer Mensch, denn als ich mit ihr zusammen gearbeitet habe ...«
»Wir wissen’s, wir wissen’s ja«, fuhr Balilati dazwischen, »das hast du uns schon beim letzten Mal gesagt, mit dem Danino-Paar, erinnerst du dich nicht? Pass bloß auf, am Ende wirst du sie noch heiraten, weil du so unbedingt mit ihr zusammenarbeiten willst. Und dann was? Schabbat und Feiertage, und die Kinder ohne Papa und Mama.«
»Wieso soll ich aufpassen? Sie ist sehr nett«, antwortete Ja’ir ohne jede Verärgerung und wandte sich an Michael: »Sie kann mit mir das Material durcharbeiten, oder? Wenn wir heute Nacht die Sachen durchgehen, dann kann man gleich in der Früh, noch vor dem Begräbnis ...«
Auf dem Glasboden schwappte der schlammige Kaffeesatz, als Michael einen allerletzten Schluck von seinem Kaffee nahm. »Ich möchte nur alles sehen, bevor du den Bericht darüber schreibst, noch im Sortierstadium.«
Ja’ir nickte und räumte die Mineralwasser- und Saftflaschen und die leeren Kaffeegläser beiseite. Als Michael begann, die Auf gaben zu verteilen, waren alle Spannungen vergessen, und sogar Eli Bachar wirkte nicht unzufrieden, als ihm die beiden BaschariBrüder zugeteilt wurden. »Sofort nach dem Begräbnis«, unterstrich Michael, »noch in der Trauerwoche. Wir können nicht warten. Und auch die Eltern, zur selben Zeit, aber einzeln. Und jetzt möchte ich, dass wir uns die Zeugenaussagen der Nachbarn anschauen. Ja’ir, du hast gesprochen mit – wie heißen sie?«
»Die nebendran wohnen? Benesch. Ich habe mit der Frau geredet – Klara Benesch, mit ihrem Mann – Efraim Benesch, aber nicht mit ihrem Sohn Joram. Er war nicht zu Hause. Mit ihm rede ich nachher«, er blickte auf seine Uhr, »in einer Stunde habe ich ausgemacht, dort.«
»Benesch, das kommt aus Ungarn, oder?«, bemerkte Balilati. »Vergangenes Jahr waren wir an Pessach in Budapest, drei Tage Prag und zwei Budapest, hervorragendes Gulasch und das Ganze für ein paar Groschen.«
»Sie haben kein gutes Verhältnis zueinander«, fuhr der Wachtmeister ungestört fort, »diese beiden Familien – das ist ein wah rer Weltkrieg, aber so ist das, wenn Leute in Zweifamilienhäusern wohnen. Entweder sind sie wie eine Familie, oder sie sind die ärgs ten Feinde, ich kenne das einfach aus dem Moschav, denn ...
»Du wirst
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