Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Ochajon 05 - Denn die Seele ist in deiner Hand

Ochajon 05 - Denn die Seele ist in deiner Hand

Titel: Ochajon 05 - Denn die Seele ist in deiner Hand Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Batya Gur
Vom Netzwerk:
Lokalausgabe, und ganz schnell (»Kaum zu fassen, wie schnell, nach vier Monaten haben sie mir ein Angebot gemacht«) bei einer überregionalen Zeitung, und wie sie in so jungen Jahren dank ihrer gelungenen Porträts zur Starjournalistin wurde, und wie Zohra inzwischen auch entlassen worden war, aber nicht nach Tel Aviv zog, wie sie es sich erträumt hatte.
    »Ich schon, ich habe eine Wohnung in der Meltchett, Schluss mit dem Jerusalemer Würgegriff, um keinen Preis würde ich hier her zurückkehren.«
    »Warum nicht?«, warf Michael ein.
    »Ist das nicht klar? Alle flüchten aus dieser Stadt ...«
    »Nein«, stellte er richtig, »warum Zohra nicht nach Tel Aviv gezogen ist.«
    »Ach das, aus allen möglichen Gründen, zuerst einmal hatte sie kein Geld, und sie hat auch gewusst, das würde ihren Eltern das Herz brechen, und Arbeit hat sie in Jerusalem sofort gefunden. Außerdem hat sie hier auch Linda, die ihr geholfen hat, eine gute Freundin von ihrem ältesten Bruder und auch ...« Sie verstummte.
    »Auch was?«, beharrte Michael.
    »Sie wäre vielleicht gerne nach Tel Aviv gezogen, wie alle, aber irgendetwas hat sie hier festgehalten ... etwas .... ich weiß nicht, aber ich habe sofort kapiert, dass das nur Gerede war von Tel Aviv, nicht ernst gemeint.«
    »Vielleicht ein Mann?«
    »Was, irgendein Bestimmter aus Jerusalem? Wieso, das wüsste ich doch, oder? Denn ich habe über alle ihre Angelegenheiten Be scheid gewusst und –«
    »Aber haben Sie gewusst, mit wem sie sich trifft?«, unterbrach sie Michael.
    »Das ist genau der Punkt«, sie holte tief Atem, »nein, das heißt – sie traf sich mit niemandem. Sie wollte nicht. Ich dachte, sie sei ... ich habe sie auch gefragt, ›was ist los mit dir‹, habe ich zu ihr gesagt, ›willst du hier sitzen bleiben und als alte Jungfer en den?‹«
    »Und was sagte sie darauf?«
    »Sie? Sie hat nicht geantwortet. Sie hat gelacht. Am Anfang dachte ich, sie hätte entweder was mit einem verheirateten Mann laufen oder irgendetwas anderes, ich weiß nicht, was. Auf jeden Fall hatte sie irgendein Geheimnis.«
    Eine Weile hielt er sich bei den erwartungsgemäßen Fragen auf: Was genau beim letzten Mal geschehen war, als sie sich getroffen hatten, was Zohra angehabt, ob sie damals wie immer ausgesehen, ob sie Feinde gehabt hatte (»Zohra? Man sieht, dass Sie sie nicht gekannt haben – sie war dermaßen hinreißend, ein bezaubernder Mensch, jeder, der sie sah, hat sie geliebt, niemand konnte anders!«) und ob sie irgendeine Idee hätte, wer Zohra dazu bewegt haben könnte, freiwillig in diesen Speicher mit den alten Wassertanks zu klettern.
    »Freiwillig? Sind Sie sicher? Sie haben sie nicht vorher ermordet und dann dort hingebracht?«
    Michael schüttelte verneinend den Kopf und sagte, dass sie die Leiter aus freien Stücken hinaufgestiegen sei. Ein ungläubiger Ausdruck machte sich auf dem Gesicht der Journalistin breit: »Ich dachte, sie sei nie mit jemandem zusammengewesen bis zum Schluss ... ich dachte, sie sei sogar noch Jungfrau. Die ganze Zeit haben sie sie angemacht und sie... nichts.«
    »Sind Sie ganz sicher? Dass sie niemanden hatte?«
    »Ich sagte es bereits.«
    »Sie war aber offenkundig mit mindestens einem Mann zu sammen«, sagte Michael in sachlichem Ton und verfolgte, wie ihr Körper sich anspannte und ihre Augen sich verengten, »das hat sich ganz zweifelsfrei bei der pathologischen Untersuchung ergeben.«
    »Hören Sie«, die Journalistin wurde ärgerlich, »Sie sehen doch, dass ich überhaupt nichts davon weiß, ich glaube es auch nicht, was kümmert mich die pathologische Untersuchung, ich glaube es einfach nicht, Zohra hat mir alles erzählt, ich habe von jedem gewusst, der versucht hat, mit ihr was anzufangen, glauben Sie mir, es gibt nichts, was ...«
    »Fangen Sie mit der Aufzählung an«, verlangte Michael.
    »Aufzählung? Von was?«
    »Von allen, die mit ihr etwas anfangen wollten.«
    »Nein«, sie schüttelte den Kopf, »nicht so, ich wusste nicht immer, wer ... manchmal im Cafe, manchmal im Pub, in der Schlange am Kinoschalter, einmal an der Videothek, wer nicht? Der Kassettenverkäufer, der Pizzabote, keiner ist bei so viel Schönheit gleichgültig geblieben, aber ich sage Ihnen – sie ist mit niemandem ausgegangen, mit keinem! Jetzt, wo Sie fragen, denke ich, dass sie sich benommen hat, als ob, wie eine, die ... als ob sie jemandem die Treue bewahrte, aber ich hatte keine Ahnung, wem! Nicht das kleinste Fünkchen Ahnung hatte ich, wen sie im

Weitere Kostenlose Bücher