Ochajon 06 - Und Feuer fiel vom Himmel
sie beleidigt war … na gut, so ist das mit den Russinnen, sie ist Russin, oder? Wie sind wir überhaupt zu der gekommen?«
»Eine, die mit fünf Jahren nach Israel eingewandert ist, vor über zwanzig Jahren, hier in die Schule gegangen ist und alles – da lässt sich nur noch schwer sagen, sie sei Russin«, erwiderte Michael ruhig. »Sie kommt von der Drogenfahndung mit ausgezeichneten Empfehlungen.«
Balilati pfiff leise. »Geh mir mit Empfehlungen, schau dir lieber diesen Hintern an«, hatte er laut geflüstert, »sag mal, hast du in deinem Leben schon mal so einen Hintern gesehen? Das ist wie … der ist … so was … ich würde sterben dafür, so was mal zu probieren, oder?«
Michael hatte verlegen hingesehen – Balilati folgte ihm mit dem Blick, wie um sich zu vergewissern, dass er tatsächlich hinschaute –, und der Po des Mädchens war wirklich knackig und rund, stand scheinbar in keinerlei Verhältnis zu dem schmalen Rücken und den schlanken Hüften.
»Das ist keine Frau mit Hintern«, fasste Balilati zusammen, »das ist ein Hintern mit Frau. Und die Beine sind zu dünn. Aber Gesicht hat sie ein richtig nettes, oder?« Michael musste gegen seinen Willen lächeln und hatte dann geseufzt. Es war ihm klar, dass er von nun an in einem fort von dem Gesicht, dem Gesäß und der Frechheit des Mädchens hören würde, das in die Mannschaft aufgenommen worden war wegen der Bitte Jafas von der Spurensicherung, die ihrer Nachbarin einen Gefallen tun wollte. Jafa hatte ihm erzählt, wie wunderbar die Nachbarin war und wie sie ihr immer zu Hilfe eilte (»wenn ich ohne was dastehe, ohne Zucker oder so – bei ihr gibt es immer einen, und nie würde sie bei irgendwas jemals nein zu dir sagen. Jetzt also – wo ihre Tochter in Schwierigkeiten ist –, wie könnte ich ihr da nicht helfen?«), dass die Tochter dieser Nachbarin, die besonders begabt war, sich in eine romantische Affäre mit einem Arbeitskollegen eingelassen hatte (»kommt einer, sagt zu ihr ›getrennt‹, ›Trennung im Gang‹ – sie sind alle im Trennungsprozess, praktisch eine Sekunde vor der Scheidung, und nachher ziehen sie den Schwanz ein und gehen wieder heim, ›wegen der Kinder‹, heißt das, und du – du bleibst allein, warum, was, man muss doch auch an dich denken, oder nicht? Bist du vielleicht kein Mensch?«) und von ihm wegkommen wollte (»der hat ihr das Herz weggefressen, und wie soll sie ihn aus dem Kopf kriegen, wenn sie ihn jeden Tag bei der Arbeit sieht?«).
»Also was sagst du zu ihr? Ich hab gehört, sie hat keinen Freund«, sagte Balilati, wobei er ihn erwartungsvoll anblickte, und Michael brummelte und wollte etwas Unverbindliches sagen, aber in diesem Augenblick hatte Zila sie aus dem Sitzungszimmer heraus zur Eile gemahnt.
»Ist der endgültige Bericht über Tirza Rubin eingetroffen?«, erkundigte sich Michael nun.
»Ist da, ist da«, sagte Zila, »aber meiner Ansicht nach haben wir keinen Fall, was meinst du?«
»Ich denke auch, dass wir keinen haben«, bekannte Michael zerstreut, während er auf die Zigarette sah, die Lilian in der Hand hielt, »außer ein paar Dingen, die Benni Mejuchas gesagt hat, wo ich nicht weiß …«
»Du kannst hier nicht rauchen«, sagte Zila scharf zu Lilian, »es ist verboten, in der Sitzung zu rauchen.«
»Das wusste ich nicht«, erschrak Lilian und warf die Zigarette in eine halb leere Mineralwasserflasche.
»Seit wann ist es verboten?«, wunderte sich Michael. »Wir haben hier immer in den Sitzungen geraucht und …«
»Zunächst mal«, unterbrach ihn Zila, ohne ihn anzuschauen, »hat der Boss zu rauchen aufgehört und das … und außerdem, das Zimmer ist geschlossen, die Heizung, es macht mich … es ist nicht gut.«
»Okay«, sagte Lilian, verkreuzte ihre Beine und rutschte unbehaglich auf dem Stuhl herum, »ich hab’s nicht gewusst, Entschuldigung.«
Michael blickte Zila verwundert an. All die Jahre hatte sie sich nie beklagt – in geschlossenen Räumen, in geschlossenen Autos und überall, nie war sie mit ihm zusammen irgendwo gewesen, ohne dass er geraucht hatte, und nie hatte sie eine Bemerkung gemacht oder verlangt, dass er aufhörte. Manchmal hatte sie ihn betrübt angesehen, wenn er sich eine Zigarette angezündet hatte, und geseufzt, und ein einziges Mal hatte sie zu ihm gesagt: »Am Ende wird dir ja doch irgendein Arzt sagen, dass du aufhören musst, und dann wirst du aufhören, warum also bis dahin warten?«
Er blickte sich um und sah, dass Eli Bachar den Blick
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