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October Daye - McGuire, S: October Daye

October Daye - McGuire, S: October Daye

Titel: October Daye - McGuire, S: October Daye Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Seanan McGuire
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der Politik von Faeri e – manchmal denke ich, das liegt vor allem daran, dass die anderen Rassen uns lieber dort haben, wo sie uns sehen können. Es ist nicht ganz leicht, Leuten zu trauen, die mit Toten sprechen können.
    »Sonst niemand?« Meine Überzeugung, dass sie mehr wussten, als sie mir verrieten, wuchs. Die Männer vor mir wirkten aufgewühlt und entsetz t … aber nicht überrascht. Was Colin widerfahren war, traf sie eindeutig nicht aus heiterem Himmel.
    Da lag etwas im Schatten neben dem Wasserspender. Während Elliot zu einer Antwort ansetzte, ging ich mit gerunzelter Stirn auf die Stelle zu.
    »Wir sind in letzter Zeit wohl etwas unterbesetzt.«
    Wenigstens besaß er den Anstand, verlegen zu klingen. Ich bedachte ihn mit einem scharfen Blick und sagte: »Tja, sieht so aus, als hätte sich das gerade zugespitzt, nicht wahr?« Dann bückte ich mich neben dem Wasserspender, griff in die Schatten und zog ein gut geöltes Seehundfell hervor. Ich fuhr mit den Fingern darüber und überprüfte es auf Beschädigungen. Dann richtete ich mich auf und schwenkte es drohend, als ich mich wieder der Gruppe zuwandte.
    »Hier ist Colins Haut«, erklärte ich. »Habt ihr je gehört, dass jemand einen Selkie umbringt, ohne sein Fell zu stehlen? Ich nämlich nicht.« Ein Selkie-Fell kann von Person zu Person weitergereicht werden. Es verwandelt selbst beinahe rein Sterbliche in vollwertige Selkies. Darum wird die Haut innerhalb der Familie über Generationen weitergegeben. Ein gestohlenes Selkie-Fell ist sein Gewicht in Gold wert oder mehr.
    »Nein«, sagte Elliot mit ersterbender Stimme. »Noch nie.«
    »Dachte ich mir.«
    Peter schluckte mühsam und fragte dann: »Ist e r … «
    »Ja. Eindeutig.« Ich gestattete mir ein verhaltenes, kaltes Lächeln. »Das können Sie mir ruhig glauben.«
    »Aber seine Händ e … «
    »Und seine Augen«, ergänzte ich. Peter wandte den Blick ab. Ich hatte nicht sonderlich viel Verständnis für seine Zimperlichkei t – schließlich war er nicht derjenige, der Blut an den Lippen hatte.
    Quentin zupfte an meinem Arm. Ich sah ihn an und fragte: »Alles in Ordnung, Kleiner?«
    »Ich glaube, ich muss mich übergeben.« Es gelang ihm, dabei zugleich demütig und verlegen zu klingen. Keine schlechte Mischung.
    Ich versuchte beruhigend zu klingen, als ich erwiderte: »Schon gut, beim ersten Mal ist das normal. Elliot, wo ist die Toilette?«
    »Den Gang da runter, gleich links«, antwortete Elliot benommen.
    »Also los. Aber komm gleich zurück, ja?« Quentin nickte und eilte im Laufschritt in die angegebene Richtung. Ich hoffte, er würde es noch rechtzeitig schaffen. Sein ausgeprägter Stolz würde es nie verwinden, wenn ihm das nicht gelang.
    Ich wartete, bis seine Schritte verhallt waren, dann wandte ich mich wieder Elliot zu und sagte leise mit sanfter Stimme: »Sollte ihm etwas zustoßen, werde ich Ihnen Schmerzen zufügen, die Sie sich nicht vorstellen können. Das ist Ihnen doch klar, oder?«
    »Selbstverständlich. Ist der Jung e … «
    »Er ist mein Assistent.« Ich wischte mir die Lippen mit dem Handrücken ab und betrachtete den Fleck, der darauf zurückblieb. Hätte ich es nicht besser gewusst, es hätte ausgesehen wie Lippenstift.
    Manchmal wünschte ich, ich wüsste es nicht besser.
    »Sie sind Daoine Sidhe, nicht wahr? Sie beide?«
    Nein, wir stehen bloß auf den Geschmack von Blut, dachte ich mürrisch. Bedauerlicherweise gab es manche Rassen in Faerie, die das durchaus ernst meinen würden. »Ja. Sein Blut ist reiner als das meine, aber ich bin Amandines Tochter.« Beim Namen meiner Mutter nickte er anerkennend. Ich verspürte einen Stich der Beschämung. Meine Mutter wäre sicher imstande gewesen, Colins Blut seine Geheimnisse zu entlocken. Davon war ich überzeugt.
    »Können Sie uns sagen, was passiert ist?«
    »Nein. Sein Blut verrät uns rein gar nichts.« Ich beugte mich hinab, schloss Colins starrende Augen und ließ meine Finger auf den Lidern ruhen. »Absolut nichts.«
    »Nichts?«, flüsterte Peter. Die Daoine Sidhe neigen nicht zum Prahlen, weil wir das nicht nötig haben. Meine Mutter war zu ihrer Blütezeit so mächtig, dass sie den Tod von Pflanzen schmecken konnte: Sie vertrug keinen Ahornsirup, sie fand, er schmeckte nach schreienden Bäumen. Das Blut hätte mir wenigstens irgendetwas sagen müssen, selbst wenn nichts dabei herauskam, was ich verwenden konnte. Dass es mir überhaupt nichts mitteilte, war schlichtweg undenkbar.
    »Nichts.« Ich stand auf

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