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October Daye - McGuire, S: October Daye

October Daye - McGuire, S: October Daye

Titel: October Daye - McGuire, S: October Daye Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Seanan McGuire
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ergriff die Schublade und ließ die unnötigen Teile auf dem Fußboden verstreut. Ich musste das, was ich gefunden hatte, gründlicher durchsehen, und zwar nachdem ich mit Jan gesprochen hatte und zu Quentin zurückgekehrt war. Ich klemmte mir die Schublade unter den Arm und ging wieder auf das Tippgeräusch zu. Kurz schwankte ich, ob es wirklich eine gute Idee war, dem Klang einer Tastatur durch ein Computerunternehmen zu folgen, nur weil ich zu wissen glaubte, wer es verursacht e … Also wenn ich die Absicht hätte, Computerprogrammierer anzulocken, würde ich es mit einem harmlosen Geräusch versuchen. Wie dem Klang einer Tastatur.
    Der beunruhigende Gedankengang erübrigte sich, als ich um die Ecke bog und vor Gordans Bürozelle stand. Obwohl sie weniger persönliches Dekor besaß als andere, an denen ich vorbeigelaufen war, ließ sich unschwer erkennen, wem sie gehörte: Der Umstand, dass Gordan darin saß, war ein ziemlich deutlicher Hinweis.
    Sie hob den Kopf, sah mich finster an und drückte eine Taste am oberen Rand der Tastatur. Bevor der Bildschirm dunkel wurde, erhaschte ich einen flüchtigen Blick auf ein Diagramm, so komplex undverschnörkelt wie eins von Lunas Strickprojekten. »Was wollen Sie?«
    Die Beweise unter meinem Arm belegten, dass ihre beste Freundin für die Gegenseite gearbeitet hatte, bevor sie starb. Ich fühlte mich eigenartig ungeschützt, als ich sagte: »April hat mir erzählt, dass Sie hier sind. Sie wissen, dass Sie nicht allein sein sollten.«
    »Und Sie wissen nicht, wer der Mörder ist. Wieso sollte es also sicherer sein, bei den anderen zu bleiben?«
    Touché. »Ich versuche nur meine Arbeit zu tun.« Ich würde nett zu ihr sein, und wenn es mich umbrachte. Wahrscheinlich war sie genauso verängstigt wie ich, wenn nicht noch mehr. Immerhin stand ihre Firma unter Belagerung.
    »Und bisher hat das ja wahnsinnig viel gebracht.« Sie schnaubte verächtlich. »Schließlich hat sich ja alles deutlich gebessert, seit Sie hier sind. Wie konnte ich nur an Ihnen zweifeln?«
    Meine Gutmütigkeit hat Grenzen. »Das ist nicht fair. Wir tun unser Bestes.«
    »Wirklich wahr? Meine Güte, tut mir leid. Das wusste ich nicht. Ich schätze, es ist hingegen vollkommen fair, dass Sie mit Alex knutschen, während meine Freunde sterben, richtig?« Ich zuckte zusammen. Gordan reagierte mit einem höhnischen Lächeln und den Worten: »Schätzchen, es ist offensichtlich, was da läuft. Wird es draußen auf dem Hügel nicht etwas kalt?«
    Wenn ihr Sarkasmus noch dicker wurde, würde ich eine Schaufel brauchen. »Sie könnten ja mal versuchen zu helfen, statt mich dauernd anzugreifen, dann würden wir vielleicht bessere Ergebnisse erzielen. Und was meinen Sie mit einem Hügel?«
    »Wenn Sie wüssten, was Sie tun, dann bräuchten Sie meine Hilfe vielleicht nicht!« Sie starrte mich zornig an. Ich starrte genauso zornig zurück. Sie mochte kürzlich ihre beste Freundin verloren haben, doch das entschuldigte nicht ihr Verhalten; ein Trauma funktioniert nur für eine gewisse Zeit als Ausrede. Irgendwann kommt der Punkt, an dem man wieder Verantwortung für sein Verhalten übernehmen muss.
    »Für jemanden, der selbst keine Antworten hat, setzen Sie uns ganz schön zu, Gordan. Es ist ein wenig auffällig, dass alle Dinge, die kaputtgehen, Coblynau-Technologie sind.«
    »Können Sie mir einen Grund nennen, warum ich Ihnen nicht zusetzen sollte? Sie tanzen mit ihrem hübschen Bengel hier an, schleimen sich bei Jan ein und führen sich auf, als würde jetzt, da sich Ihr hehrer Lehnsherr eingeschaltet hat, alles gut werde n – waren wir vor seinem Interesse nicht gut genug, um gerettet zu werden?«
    »Wir wussten doch nicht, dass ihr in Schwierigkeiten steckt. Niemand hat uns gesagt, was hier vor sich ging.«
    »Das reicht nicht!«
    »Es wird reichen müssen, denn es ist die Wahrheit. Ich hab’s satt, dass Sie mich wie den letzten Dreck und Quentin noch schlechter behandeln, nur weil Sie Angst haben.«
    »Ihr hättet wissen müssen, dass etwas nicht stimmte. Eure hehren Reinblütler hätten es merken müssen.« Ihre Augen loderten vor Zorn und Schmerz aus der Vergangenheit. »Sind sie nicht einzig dazu gut?«
    »Sie mögen Reinblütler nicht besonders, was?«
    »Ach, wie kommen Sie denn darauf?« Sie wandte das Gesicht ab. »Ich zahle nur Gleiches mit Gleichem heim.«
    Es war nicht ungewöhnlich, dass Wechselbälger einen Groll hegten. Verdammt, sogar ich hege einen gewissen Groll. Unsere unsterblichen Eltern

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