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October Daye: Nachtmahr (German Edition)

October Daye: Nachtmahr (German Edition)

Titel: October Daye: Nachtmahr (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Seanan McGuire
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Aber du würdest mir nie verzeihen, wenn ich dir jetzt folgen würde. Du würdest dir nicht von mir deine Rache nehmen lassen. Und die Anwesenheit der lieben May sagt mir, dass du nicht heimkehren wirst, ob ich nun mit dir reite oder nicht. Ich lasse dich also ziehen, wenn du meines Vaters Schwert mitnimmst.«
    »Warum?«
    »Weil ich selbst ein Held war, als ich jünger war.« Er beugte sich herunter und küsste mich auf die Stirn, als er mir das Schwert in die Hände drückte. »Ehre sei mit dir, Toby. Wenn du sterben musst, stirb ruhmreich. Wenn du zu uns zurückkommen kannst, komm heim.«
    Ich biss mir auf die Lippe, um nicht zu heulen. »Sylvester – «
    »Du kannst mir nicht danken, und du kannst mir nicht versprechen, heil wiederzukommen, und sonst will ich nichts von dir hören.« Er lächelte wieder und strich mir mit einer Hand übers Haar. »Wenn er dich tötet, nimm ihn mit. Beende es. Das ist alles, was ich will. Ich liebe dich.«
    Er wandte sich ab und ging zwischen den Bäumen davon. Da stand ich allein mit Spike und umklammerte seines Vaters Schwert. Als ich ganz sicher war, dass er mich nicht mehr hören konnte, flüsterte ich: »Ich liebe Euch auch.«
    Dann kniete ich mich hin und sah Spike direkt in die Augen. »Bleib du hier. Pass auf Sylvester auf. Lass ihn nicht um mich weinen. Okay?« Er betrachtete mich einen Moment abwägend, dann rannte er hinter Sylvester her. Ich richtete mich auf. Wenn jemand sich um Sylvester kümmerte, und sei es auch nur ein Rosenkobold, dann konnte ich gehen. Ich konnte ihn verlassen, da er nicht allein war. Nicht dass ich die Wahl gehabt hätte.
    Das Schwert war verblüffend leicht. Es war nicht sehr groß, aber dafür konnte ich es gut heben. Das war vermutlich mit ein Grund, warum Sylvester es – sie – mir gegeben hatte. Er wusste, sie würde mir gute Dienste leisten, und wenn er schon nicht selbst auf diesen Rachefeldzug mitgehen konnte, so konnte sein Schwert es für ihn tun. Kluger Mann. Fast gelang es mir, zu verdrängen, wie sehr er um mich trauern würde. Fast, aber nicht ganz. Ich hängte mir die Scheide über die Schulter und setzte mich bergab in Bewegung. Auf halber Höhe des Hügels, wo die Bäume aufhörten, blieb ich kurz stehen, griff mir eine Handvoll Schatten und hüllte mich in eine menschliche Tarnung, die sowohl meine spitzen Ohren als auch das Schwert verbarg. Ich schauderte, als der Schutzbann wirksam wurde, und konnte nicht umhin zu denken: Dies ist das letzte Mal. Doch jetzt war keine Zeit für Reue. Es war Zeit zu gehen.
    Danny wartete auf dem Parkplatz auf mich. Sylvester hatte wirklich gewusst, dass ich losziehen würde. Auf dem Beifahrersitz hockte einer der Barghests und hechelte liebenswürdig. Ich schlüpfte hinten rein. Danny schaute auf und lächelte, als er im Rückspiegel meinem Blick begegnete.
    »Lange nicht gesehen, was, Daye?«
    »Hey, Danny.« Ich schloss die Augen. »Weck mich, wenn wir da sind, ja?«
    »Geht klar.«
    Etwas mehr als eine Stunde später hielten wir vor dem Haus, in dem die Luidaeg wohnte. Danny hatte Wort gehalten und mich erst geweckt, als wir in die Gasse der Luidaeg einbogen. Der Barghest folgte ihm bei Fuß, als er ausstieg, um mich zum Abschied zu umarmen. Dann sprang das Geschöpf schlabbernd um uns herum wie ein Corgi, nur dass er überhaupt nicht so aussah. Ich beugte mich runter, um ihn zu streicheln, und er wusch mir mit seiner Raspelzunge gründlich das Gesicht.
    »Das ist Iggy«, sagte Danny stolz. »Er ist schon fast stubenrein.«
    »Du musst ja so stolz sein.« Ich richtete mich auf und lächelte ihn kurz an. »Freie Wege, Danny. War schön mit dir.«
    »Komm dir nächstes Wochenende mal die Zwinger ansehen, das ist ein Befehl«, sagte er, klemmte sich Iggy unter den Arm und zwängte sich mit ihm zurück ins Taxi. Ich winkte, als er davonfuhr, dann wandte ich mich der Haustür zu.
    Sie ging auf, noch ehe ich klopfen konnte. »Ich hab dich schon seit Stunden erwartet.«
    »Tut mir leid. Ich musste noch dies und das regeln.«
    Sie warf einen Blick auf die Scheide, die über meiner Schulter hing. »Ist das Sylvesters Schwert?«
    »Ja.«
    »Er war ja schon immer ein ziemlicher Einfaltspinsel.« Sie spähte mir ins Gesicht und musterte mich prüfend. Unter ihren Augen sah ich tiefe dunkle Ringe. Sie war erschöpft. Würde sie noch die Kraft haben, das zu tun, was ich von ihr brauchte? »Du hast vor, die Heldennummer abzuziehen, richtig?«
    »Stimmt. Tut mir leid.«
    »Nein, tut es nicht.« Sie

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