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October Daye: Nachtmahr (German Edition)

October Daye: Nachtmahr (German Edition)

Titel: October Daye: Nachtmahr (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Seanan McGuire
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gleich wie aufrichtig und ehrenwert sie erscheinen. Ich kann dich nicht daran hindern, dein Leben aufs Spiel zu setzen. Helden hören nie zu. Dafür sind sie ja Helden.«
    »Luna … «
    Ich wusste nicht, ob sie mich hörte. Sie redete einfach weiter. Die Worte fielen wie Steine zu meinem Grab. »Dich wenigstens will ich noch warnen: Nimm dich in Acht vor seinen Kindern. Sie sind zu tief verloren. Es gibt keinen Frieden für sie. Es gibt keine Erlösung. Es gibt nichts als die Jagd und die Dunkelheit, und die Hoffnung, dass eines Tages der Tod sie erwischt.« Sie zitterte und wandte ihr Gesicht ab. »Sei wachsam, fürchte Blind Michaels Kinder, und komm zu uns zurück. Bitte.«
    Langsam fragte ich: »Wohin ist Sylvester gegangen?«
    »Es gibt Wege, ihn draußen zu halten. Keine Tore oder Schlösser oder Riegel, aber Gesetze und Rituale, die ihn nicht willkommen heißen. Sylvester ist gegangen, um den Hof zu warnen, sodass wir die Dunkelheit ein wenig länger in Schach halten können.« Sie schüttelte den Kopf, die Ohren angelegt. »Es ist alles, was wir tun können. Es ist nicht genug.«
    Mich schauderte. Ihre Worte nahmen in meinem Kopf zwei Bedeutungen an. Keine von beiden war schön. Vielleicht war das alles, was sie tun konnten, aber ich musste mehr tun. In Sicherheit zu bleiben war ein Luxus, den ich mir nicht leisten konnte. Ich wollte Luna fragen, wie sie so viel wissen konnte und warum ihr Blick so fern war, warum sie fast weinte. Ich tat es nicht. Auch dieser Luxus stand mir nicht zu.
    »Wie finde ich Blind Michael?«
    Mit düsterer Miene blickte sie mich an. »Es gibt Pfade zu ihm.«
    »Könnt Ihr mir sagen, wie man sie findet?«
    »Meine Pfade sind Rosenpfade. Wenn du die Finsternis suchst, frag die Finsternis. Sie kann dir helfen.«
    »Luna … « Ich schüttelte den Kopf und verkniff mir ein missmutiges Aufstöhnen. »Was meint Ihr mit ›Frag die Finsternis‹? Ich bin es müde, zu hören, ich soll mit Dingen sprechen, die mir nicht antworten, nur weil niemandem danach ist, einfach zu sagen: ›Frag doch Bob, er weiß schon, was zu tun ist‹.«
    Sie seufzte. »Ich habe dich schon einmal zu ihr geschickt, als ich dachte, wir verlieren dich, wenn ich es nicht tue. Jetzt schicke ich dich wieder. Dieses Mal fürchte ich, dass du bereits verloren bist.«
    Ich erstarrte. »Oh. Nein.«
    »Doch«, sagte sie. »Du musst dich an die Luidaeg wenden. Sag ihr, er reitet wieder.«
    Oh, bei allen guten Geistern. Die Luidaeg und ich mochten ja dieser Tage fast so etwas wie gute alte Kumpel sein, aber es gab einen großen Unterschied zwischen »eine alte Freundin besuchen« und »eine Erstgeborene um einen Gefallen bitten«. Letzteres machte es erheblich wahrscheinlicher, dass man getötet wurde. Und genau das war es, was Luna mich tun hieß.

Kapitel 8
    S pike ritt auf meiner Schulter, als ich dem Ausgang zustrebte. Ich hatte den Kampf mit meinem langen Kleid endlich aufgegeben und es kurzerhand auf Kniehöhe gestutzt, bevor ich mich von Luna aus dem Garten führen ließ. Es war eine enorme Erleichterung, gehen zu können, ohne ständig das Gefühl zu haben, dass ich mir selbst ein Bein stellte. Das war aber auch das Einzige, was mich erleichterte.
    Sobald ich die Luidaeg anrief, würde alles in ihren Händen liegen, nicht mehr in meinen. Luna hatte recht. Die Situation verlangte nach extremen Maßnahmen, und die Luidaeg ist so ziemlich das Extremste, was man finden kann.
    Die Luidaeg ist wie ihr Bruder eine Erstgeborene, und sie hat nicht durch Freundlichkeit so lange überlebt. Das hat niemand von den Erstgeborenen. Aber was vielleicht noch wichtiger ist: Die Luidaeg ist eins von Maeves Kindern, und es sind nur noch sehr wenige von ihnen übrig. Wahre Grausamkeit fiel Titanias Kindern immer leichter, daher sind die einzigen Überlebenden von Maeves Linie die, die gelernt haben, wie man zum Monster wird. Titanias Kinder sind kalt, hart und schön. Maeves Kinder sind heiß und fremd und kommen in jeder nur denkbaren Gestalt vor. Oberon erkennt die meisten seiner Nachkommen nicht an, er überlässt sie ganz der Gnade ihrer Mütter. Die wenigen Rassen, die er anerkennt … das sind Oberons Kinder. Und Oberons Kinder sind Helden.
    Die Luidaeg lebte seit einem Jahrhundert oder länger in San Francisco. Durch Gewöhnung hatte sich der Respekt vor ihr ganz allmählich abgenutzt. Inzwischen konnte man sein ganzes Leben in dieser Stadt verbringen und sie niemals zu Gesicht bekommen. Fae-Eltern bedrohen mit ihr ihre Kinder,

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