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October Daye: Nachtmahr (German Edition)

October Daye: Nachtmahr (German Edition)

Titel: October Daye: Nachtmahr (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Seanan McGuire
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entlang davon. Er sah sich nicht um.
    Ich starrte ihm nach. Erst als ich Lunas Hand auf meiner Schulter fühlte, merkte ich, dass sie dicht neben mir stand. »Er muss jetzt den Hof warnen. Es ist seine Pflicht und sein Privileg, weil … weil er der ist, der er ist.« Ihre Stimme schwankte. »Ich muss mit dir sprechen. Allein.«
    Ich konnte es nicht mehr ertragen. Die Frage brach aus mir heraus, geboren aus Angst und Frustration: »Bei Oberons Zähnen , Luna, was ist hier los?«
    »Du warst bei Lily.« Das war keine Frage. »Sie sagte dir, du sollst den Mond fragen.«
    »Hat Spike Euch auch erzählt, welche Farbe meine Unterwäsche hat?« Ich machte ein finsteres Gesicht. »Ich hab keine Ahnung, was sie damit meint.«
    Luna antwortete nicht. Sie sah mich nur an.
    »Oh, verdammt .« Natürlich. »Frag den Mond.« Es gab viele Arten, diese Metapher zu interpretieren, und die offensichtlichste – die, an die ich zuerst hätte denken sollen – war: »Frag Luna«. Sie war der einzige Mond, den ich kannte, der Fragen beantworten konnte. »Was geht hier vor, Luna? Was meint Ihr mit ›Er reitet wieder‹?«
    Sie seufzte. »Toby, wenn ich dir sage, dass es aussichtslos ist, ihn herauszufordern, dass du nichts ändern wirst, und dass das Omen, das du heute Morgen gesehen hast, dadurch erst Macht über dich bekommt … würde das etwas bewirken? Wenn ich dir sage, du kannst dein Leben und dein Herz retten, indem du einfach die Finger davon lässt, würde das etwas bewirken?«
    Ein Teil von mir – der größere – wollte sagen: »Ja, es würde etwas bewirken. Bitte sagt mir, das ich hierbleiben soll. Wenn Ihr es mir sagt, dann bleibe ich.« Ich wollte nicht gehen. Ich bin kein Held. Ich war nie einer. Ich tue nur, was getan werden muss.
    Aber wenn man es richtig bedenkt, ist nicht genau das die Definition von Held?
    »Nein«, sagte ich entschlossen. »Das würde es nicht.«
    Sie klang resigniert, aber nicht überrascht, als sie sagte: »Sein Name ist Blind Michael.«
    »Blind Michael?« Ich runzelte die Stirn. »Das ergibt doch keinen Sinn. Er und seine Jagd belästigen einen nur, wenn man bei Vollmond in die Hügel von Berkeley geht. Sie sind … «
    Sie sah mich an. Ich brach ab und biss mir auf die Lippe. Nach einem Augenblick fuhr sie fort: »Sein Name ist Blind Michael. Seine Mutter war Maeve, und sein Vater war Oberon. Seine Lande waren früher größer, aber keiner von uns ist heute noch, was wir einst waren.« Ihr Lächeln war kurz und bitter und sofort wieder verschwunden.
    »Er ist ein Erstgeborener ?«
    »Ja.« Sie nickte. »Er sah, wie alle Rassen von Faerie geboren wurden, deine wie meine.«
    »Was hat er hiermit zu tun?«
    »Hast du dich nie gefragt, woher er die Mitglieder seiner Jagdtruppe nimmt?«
    »Was?« Das war keine Frage, die mir jemals in den Sinn gekommen wäre. Blind Michael und seine Jagd waren Teil der Landschaft, wie Bäume oder Felsen. Sie hatten es gar nicht nötig, irgendwoher zu kommen.
    Ihre Stimme war ruhig und gemessen, als sie fortfuhr, als ob sie etwas rezitierte, das sie vor Jahren gelernt hatte, etwas Schmerzhaftes. »Er reitet sie hart. Nacht für Nacht durch die dunkelsten Teile der Sommerlande, wo es noch Ungeheuer gibt und alte Magie … Er bringt den Wahnsinn mit sich. Er reitet sie, und sie sind Opfer. Es gibt immer Opfer. Was glaubst du, wo er seine Reiter findet? Wer würde sich freiwillig einem solchen Schicksal beugen?«
    Ich starrte sie an und versuchte die Verkrampfung meines Magens zu ignorieren. Das war nicht leicht, ich bin nicht dumm. Verdammt. »Niemand.«
    »Niemand«, stimmte sie zu. Ihre Augen schimmerten zu sehr, aber sie weinte nicht. Noch nicht. »Und wenn es keine freiwilligen Reiter gibt, müssen unfreiwillige her.«
    »Die Kinder.«
    »Ja. Einmal pro Jahrhundert. Fae-Kinder werden seine Jäger, Menschenkinder ihre Rösser. Keine Schlösser können ihn draußen halten. Keine Tür, kein Riegel versperrt ihm den Weg. Er ist viel zu alt und zu stark, und er folgt den Gesetzen von Faerie zu genau, um sich von irgendwem aufhalten zu lassen.«
    Ich schüttelte meinen Kopf, um den wachsenden Schrecken zu verscheuchen, und fragte: »Was tut er mit ihnen?«
    »Was er tut?« Sie neigte den Kopf. »Er nimmt sie, und er bindet sie. Fae-Kinder reiten, so werden sie stark und wild, Menschenkinder werden geritten, so lernen sie die Macht von Zügel und Zaumzeug kennen. Und sie alle werden verändert. Fürchte Blind Michaels Kinder, Toby – fürchte alle seine Kinder, ganz

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