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October Daye: Winterfluch (German Edition)

October Daye: Winterfluch (German Edition)

Titel: October Daye: Winterfluch (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Seanan McGuire
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ich bin dabei ziemlich abgestürzt. Eines Tages drehte ich mich um, und da stand er. Er erklärte, ein Freund hätte ihm gesagt, wo er mich finden könnte. Er fragte mich, ob ich mal etwas Neues versuchen möchte.« Ich zuckte mit den Schultern. »Ich habe ihn ins Heim begleitet.« Und das war das Ende der Geschichte. Als ich schließlich merkte, worauf ich mich einließ, war es schon zu spät.
    »Waren Si e … « Dare verstummte.
    »Waren wir was? Freunde? Ja, nachdem wir ausdiskutiert hatten, dass ich ihm nicht gehörte, nur weil ich für ihn arbeitete.« Die ersten Jahre hatten an Chaos gegrenzt, erfüllt von Machtspielen und kleinen Schlachten, die nie ganz in einen Krieg ausarteten. »Geliebte? Ja, auch das. Anfangs, weil ich meine Schulden bezahlen musste, später weil ihm etwas an mir lag. Zumindest schien es so zu sein.« Unsere Beziehun g – wenn man es so nennen wil l – endete in der Nacht, in der ich das Zimmer betrat, das wir manchmal teilten, und ihn dabei ertappte, wie er es Julie besorgte, als wäre es eine olympische Disziplin. Sex als Bezahlung ist die eine Sache. Sex mit meinen Freunden war aber eine völlig andere. Gleich am nächsten Tag kam ich auf Connors Angebot zurück, mit ihm essen zu gehen. »Er hat mich so gekauft, wie er wahrscheinlich auch dich gekauft hat. Ich brauchte einen Ort, wo ich leben konnte, und das Heim war dieser Ort, zumindest für eine gewisse Zeit.«
    Dares Wangen erröteten. Die Verlegenheit ließ ihr Alter durchschimmern. »Oh.«
    Der Sex. Die Leute konzentrieren sich immer darauf. »Du kennst die Regeln«, sagte ich etwas barscher, als ich beabsichtigt hatte. Das lag an den Erinnerungen: Das ist auch ein Grund, weshalb ich sie nicht besonders mag.
    Aber Dare verdiente das nicht. In sanfterem Tonfall meinte ich: »Wenn dir nicht gefällt, wie es hier läuft, dann verschwinde von der Straße. Such dir einen anderen Platz zum Leben.«
    »Das versuche ich ja«, gab sie so leise zurück, dass ich es beinah überhörte. Dann schaute sie mit flehentlichem Blick auf und fragte: »Wie sind Sie entkommen?«
    Ich blinzelte. »Er hält dich doch nicht gefangen.«
    »Wenn Sie das glauben, sind Sie dumm.« Sie schüttelte den Kopf. »Wir sind hierhergekommen, weil man uns sonst nirgends wollte, als unsere Mama starb. Alle sagten, wir sollten verschwinden und erst wiederkommen, wenn wir älter sind, wenn wir mehr wissen, wenn wir etwas gelernt haben. Nur will uns niemand beibringen, was es heißt, älter zu sein oder mehr zu wisse n – nicht einmal Devin. Man bringt uns nur bei, was es heißt, gebrochen zu sein.«
    »Dar e … «
    »Devin ist nicht so übel. Er hält sich an die Abmachung, abe r … wie Sie sagen. Sie ist mit Kosten verbunden.«
    »Was verlangst du von mir?«
    »Sie sind abgehauen.« Dare sah mich an. »Wir alle wissen von Ihnen, weil er ständig von Ihnen spricht. Sogar als er dachte, Sie wären tot, hat er weiter über Sie geredet. Wir haben alles gehört, was Sie jemals getan haben, weil Sie diejenige sind, die von hier losgekommen is t – Sie sind diejenige, die sein Eigentum war und dann aufgehört hat, es zu sein. Und ich will wissen, wie Sie das geschafft haben. Weil wir es auch tun wollen.«
    Sie meinte es ernst. Ich starrte sie an. Verflucht. Schließlich sagte ich leise: »Ich werde tun, was ich kann, um euch zu helfen. Falls es überhaupt etwas gibt, was ich tun kann. Glaub mir. Es gibt keinen richtigen Weg, es zu schaffe n … aber es ist schon möglich, und wenn ich euch dabei helfen kann, dann werde ich es tun.«
    Der Blick, den sie mir schenkte, war strahlend, voller Dankbarkeit und Ehrfurcht. Ich zuckte zusammen und versuchte, mir meine Bestürzung nicht anmerken zu lassen. Der anhaltende Geschmack von Rosen half dabe i – er gab mir etwas anderes als den Ausdruck in ihren Augen, worauf ich mich konzentrieren konnte. Ich habe es noch nie gemocht, so betrachtet zu werden, als sei ich eine Heldin. Das endet nur damit, dass ich jemanden enttäusche. Manchmal habe ich Glück. Manchmal bin ich selbst die Einzige, die dabei verletzt wird.

Kapitel 20
    D evin schaute auf, als sich seine Tür öffnet e – und lächelte. Er war allein; Manuel war zu irgendeiner unbekannten Aufgabe verschwunden. Seine Miene konnte man irgendwo zwischen »selbstgefällig« und »erschöpft« einordnen. Die Selbstgefälligkeit gewann schließlich die Oberhand. Vermutlich hatte sie die älteren Rechte. »Wie ich sehe, hat Dare dich gefunden.«
    »Ich war nicht weit

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