Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
October Daye: Winterfluch (German Edition)

October Daye: Winterfluch (German Edition)

Titel: October Daye: Winterfluch (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Seanan McGuire
Vom Netzwerk:
warten und es herauszufinden.« Durch die Mühe, die es mich kostete, Connor mitzuschleifen, verschlimmerte sich das Pochen in meiner Schulter noch. Dennoch ließ ich nicht los. Er würde sterben, wenn ich es täte.
    »Abe r … «
    »Die haben Kanonen! Und jetzt halt die Klappe und lauf!«
    Ein trübes Licht begann, den Gang zu erfüllen und die rauen Steinwände zu erhellen. Der Boden veränderte sich unter unseren Füßen und ging von erhabenen Kopfsteinen in festgetretenen Sand über. Connor stolperte erneut, aber ich zerrte ihn weiter und beschleunigte die Schritte. »Komm schon, wir sind fast da!« Ich hatte keine Ahnung, wo »da« sein mochte, wenn ich auch gewettet hätte, dass wir nicht aus einem magischen Wandschrank hervorstürzen würden. Der Sand ließ mich an einen Strand denken, was in Ordnung war. In San Francisco gibt es reichlich Stränd e – einen sogar unmittelbar neben dem Museum.
    Im Nachhinein betrachtet hätte es mich nicht überraschen sollen, als der Boden unter unseren Füßen verschwand und wir in luftleerem Raum rannten.
    Es blieb noch ein Augenblick Zeit, um flüchtig die Felswand der Klippe hinter uns und die schmale Öffnung der Höhle zu betrachten, aus der wir hervorgelaufen waren. Dann fielen wir und konnten nur noch schreien. Mich im freien Fall dreißig Meter über dem Pazifik wiederzufinden bringt einfach das Schlimmste in mir hervor. Connors Hand entglitt der meinen, während wir fielen. Ich versuchte noch, sie wieder zu ergreifen, doch dann war es zu spät: Ich schlug mit den Füßen voraus im Wasser auf. Der Aufprall presste mir die Luft aus den Lungen. Die Wellen schlugen wie eine Faust über mir zusammen, und die Welt wurde dunkel.

Kapitel 22
    M it geschlossenen Augen und dem Kopf nach unten trieb ich vor mich hin, bis mich der Druck in meiner Brust schlagartig erwachen ließ. Ich begann, um mich zu schlagen und zu treten und nach der Oberfläche zu suchen. Noch geriet ich zwar nicht in Panik, doch das war nur eine Frage der Zeit, und wenn ich nicht an die Luft gelangte, bevor ich die Kontrolle verlor, würde ich zu einem weiteren roten Kreuz in den ohnehin schon gut befüllten Aufzeichnungen der Küstenwache. Jeder hat etwas, womit er nicht zurechtkommt. Bei manchen sind das enge Räume oder Höhen. Bei mir ist es Wasser. Ich kann es nicht mehr ertragen zu baden, geschweige denn zu schwimmen. Für mich gibt es nur noch Duschen und höfliche Ausreden. Alles andere ähnelte zu sehr einer Rückkehr in den Teich.
    Das Meer rings um mich wurde dunkler. Als Connor und ich im Wasser landeten, war es noch hell; die Sonne sollte zu sehen sein. Es sei denn, ich schwamm in die falsche Richtung.
    Ich drehte mich herum und kämpfte mich so kräftig ich konnte in die entgegengesetzte Richtung. Die Wellen waren wenig hilfreic h – allerdings sind Meere auch nicht dafür bekannt, verzweifelten Schwimmern zu helfen, erst recht nicht solchen, die töricht genug sind, vollständig bekleidet aus großen Höhen ins Wasser zu tauchen. Mich erstaunte, dass ich mir nicht das Genick gebrochen hatte.
    Allmählich wurde es schwieriger weiterzuschwimmen: Erschöpfung, Sauerstoffmangel und meine verwundete Schulter verschworen sich mit der Angst, um mich auszulaugen. Erschwerend kam hinzu, dass sich der Geschmack von Rosen am Ansatz meiner Kehle verdichtete. Ich war geschwächt, und der Fluch wurde stärker; ich konnte mich nicht verteidigen. Wenn er mich packte, bevor ich die Luft erreichte, würde die Bedrohung, die er darstellte, zu einer dieser Prophezeiungen werden, die sich selbst erfüllten, denn dann gäbe es keine Aussicht mehr darauf, dass ich überlebte.
    Etwas traf mich von unten. Von einer plötzlich einsetzenden neuen Art von Panik erfüllt, trat ich hinab und wurde damit belohnt, dass meine Fersen gegen etwas Weiches prallten. Das würde die hiesige Fauna lehren, sich mit einem ertrinkenden Wechselbalg anzulegen. Ich kämpfte mich weiter empor, bis ich wieder getroffen wurde. Diesmal erwies sich mein erwidernder Tritt jedoch als matter. Mir ging die Energie aus. Ich vermochte nicht zu sagen, in welche Richtung ich mich bewegte, und der Sauerstoffmangel ließ meine Sicht allmählich verschwimmen. Dann prallte zum dritten Mal etwas gegen mich, und ich erschlaffte, gab auf. Sollten mich die Haie doch haben.
    Was immer es auch sein mochte, es packte mich hinten am Kragen und begann, aufwärtszuschwimmen und mich mühelos an die Oberfläche zu ziehen. Ich japste nach Luft und wurde

Weitere Kostenlose Bücher