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Odd Thomas 4: Meer der Finsternis

Titel: Odd Thomas 4: Meer der Finsternis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dean R. Koontz
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gesteppten Tagesdecke, die Beine lässig übereinandergelegt, den Kopf auf einem Kissen und die Hände hinter dem Kopf.
    Ol’ Blue Eyes lächelte, weil ich ihn amüsierte. Er hatte ein gewinnendes Lächeln, aber eine sehr wechselhafte Laune.
    Natürlich war er tot. Schließlich war er 1998 gestorben, im Alter von zweiundachtzig Jahren.
    Auf Erden verweilende Geister sehen normalerweise so
alt aus wie in dem Augenblick, in dem der Tod sie geholt hat. Mr. Sinatra hingegen kann mir je nach Laune in jedem beliebigen Alter erscheinen.
    Ich war bis dahin nur auf einen weiteren Geist getroffen, der dieselbe Fähigkeit besaß: den King of Rock’n’ Roll.
    Elvis hatte mir jahrelang Gesellschaft geleistet. Aus Gründen, die mir lange verborgen geblieben waren, hatte er seine Abreise ins Jenseits aufgeschoben.
    Wenige Tage vor Weihnachten hatte er auf einer einsamen kalifornischen Landstraße endlich den Mut gefunden, in die nächste Welt weiterzuziehen. Es war schön gewesen zu sehen, wie seine Sorgenfalten sich auflösten und sein Gesicht vor Vorfreude aufleuchtete.
    Während Boo und ich anschließend am Straßenrand entlanggingen, angezogen von einem noch unbekannten Ziel, das sich als Magic Beach entpuppen sollte, hatte sich Mr. Sinatra zu uns gesellt. An jenem Tag hatte er wie Anfang drei ßig ausgesehen, also fünfzig Jahre jünger als zum Zeitpunkt seines Todes.
    Nun lag er auf dem Bett und sah wie Anfang vierzig aus. Er war gekleidet wie in manchen Szenen aus dem Film Die oberen Zehntausend , den er 1956 mit Bing Crosby gedreht hatte.
    Von allen Geistern, die ich gesehen habe, waren nur Elvis und Mr. Sinatra in der Lage, in selbst gewählter Kleidung zu erscheinen. Alle anderen spukten in den Sachen, die sie anhatten, als sie gestorben waren.
    Das ist einer der Gründe, weshalb ich nie als Tarzan oder Superman verkleidet auf eine Kostümparty gehen würde. Je nachdem, ob ich im Himmel oder in der Hölle lande, möchte ich nicht unter himmlischem oder teuflischem Gelächter über die Schwelle treten.

    Als ich in das Wyvern-Sweatshirt geschlüpft und zum Aufbruch bereit war, kam Mr. Sinatra auf mich zu. Er schob die Schultern vor, zog den Kopf ein, hob die Fäuste und versetzte der Luft vor meinem Gesicht ein paar spielerische Schläge.
    Weil er offenbar hoffte, ich könnte ihm - wie vorher Elvis - helfen, diese Welt endlich zu verlassen, hatte ich mehrere Biografien über ihn gelesen. Inzwischen wusste ich zwar noch nicht so viel über ihn wie über den King, aber den passenden Spruch für diesen Augenblick fand ich doch.
    »Robert Mitchum hat einmal gesagt, Sie wären der einzige Mann, mit dem er sich um keinen Preis prügeln würde - und das, obwohl er fast anderthalbmal so groß war wie Sie.«
    Ol’ Blue Eyes sah verlegen drein und zuckte die Achseln. Während ich den Eisbeutel aufhob und mir an die wunde Stelle drückte, fuhr ich fort: »Mitchum hat gesagt, er könnte Sie zwar sicherlich niederschlagen, und das wahrscheinlich mehr als einmal, aber Sie würden immer wieder aufstehen und auf ihn losgehen, bis einer von euch beiden tot wäre.«
    Er machte eine Geste, die wohl ausdrücken sollte, dass Mitchum ihn überschätzt hätte.
    »Sir, es ist einfach so: Sie sind zu mir gekommen, weil ich Ihnen helfen soll, aber Sie wehren sich hartnäckig dagegen.«
    Vor zwei Wochen hatte er sich als Poltergeist gebärdet. Dabei war meine kleine Büchersammlung im Zimmer her umgewirbelt.
    Geister können uns nicht direkt Schaden zufügen, selbst dann nicht, wenn es böse Geister sind. Dies ist unsere Welt, und deshalb haben sie keine Macht über uns. Ihre Schläge gleiten durch uns hindurch. Ihre Fingernägel kratzen uns nicht, und ihr Biss bleibt folgenlos.
    Ist ein Geist jedoch voll abgrundtiefer Bosheit und grenzenlosem
Zorn, so kann er seine psychische Kraft in Wellen umwandeln, die unbelebte Gegenstände in Bewegung versetzen. Und wenn man von einem Kühlschrank zermalmt wird, den ein Poltergeist durch die Gegend geschleudert hat, wird man sich kaum damit trösten, dass es sich um einen indirekten Treffer gehandelt hat und nicht um einen Schlag von Geisterhand.
    Mr. Sinatra war zwar nicht boshaft, aber dafür äußerst frustriert von seinem ungeklärten Zustand. Trotzdem fürchtete er sich aus irgendeinem Grund davor, diese Welt zu verlassen. Zugegeben hätte er das jedoch nie. Da er sich erst im Alter mit religiösen Fragen beschäftigt hatte, wusste er immer noch nicht recht, wo er hingehörte.
    Weil er nicht boshaft

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