Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Oder sie stirbt

Oder sie stirbt

Titel: Oder sie stirbt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gregg Hurwitz
Vom Netzwerk:
ihre Schultern bewegten sich leicht. »Nicht mit mir.«
    Dann schloss sich die Tür hinter ihr. Das unaufhörliche Piepsen des Monitors drang durch die Wand. Ich blieb im Halbdunkel sitzen und lauschte den Herztönen eines toten Mannes.

[home]
    37
    A ls ich meinen verbeulten Camry vom Rücksitz des Taxis aus entdeckte, stieß ich einen erleichterten Seufzer aus. Da ich nicht offiziell verhaftet worden war, war mein Auto nicht beschlagnahmt worden. Vor dem Hotel Angeleno lungerten einige Nachzügler von Presse und Fernsehen herum, aber ich hatte vergangene Nacht ja glücklicherweise am anderen Ende der Straße geparkt, so dass ich das Schlachtgetümmel umgehen konnte.
    Als ich die letzten Scheine aus meinem zurückerstatteten Portemonnaie nahm, zeigte der höfliche Taxifahrer aus dem Punjab auf das Hotel und fragte mich in wunderschönem Englisch: »Haben Sie gehört, was hier gestern Nacht passiert ist?«
    Ich nickte, stieg schnell aus und sprang in mein Auto, wo ich ganz in die Anonymität der beginnenden Dunkelheit eintauchen konnte. Das Radio ließ ich aus. Der Anblick meiner Hände, die blutleer das Lenkrad umklammerten, erinnerte mich an ein Skelett. Die Straßen waren dunkel und nass, um die Lichtkegel der Straßenlaternen tanzten die Insekten. Während ich den Hügel hinauffuhr, hörte ich das dumpfe Brummen der Helikopter, den Grundton von Los Angeles.
    Gerade hielt ich mir mein Sanyo ans Ohr und hörte die Stimme meines Vaters: »Ein Wort von dir reicht, und wir steigen ins nächste Flugzeug.«
    »Ich hab es nicht getan, Dad.« Mein Mund war ganz trocken. »Es ist mir furchtbar wichtig, dass ihr das wisst.«
    »Aber das wissen wir doch.«
    »Ich hab ihm doch gleich gesagt, er soll nicht in diese Stadt ziehen!«
    »Ma, nicht jetzt, bitte«, sagte ich, obwohl sie im Hintergrund weinte und mich gar nicht hören konnte.
    »Hab ich’s ihm nicht gleich gesagt?«
    »Stimmt«, antwortete ihr mein Vater, »du hast die ganze Geschichte natürlich vorhergesehen.«
    Ich bog um die Ecke und sah die Hubschrauber der Nachrichtensender kreisen, die mit grellen Scheinwerfern unseren ganzen Garten ausleuchteten. Ich war schockiert. Obwohl mir das Geräusch aufgefallen war, war mir nicht in den Sinn gekommen, dass sie es auf unser Haus abgesehen hatten. Ich war die üble neueste Nachricht, der zur Vivisektion präparierte Frosch im Labor. Rechts und links standen Autos und Vans am Bordstein, und Nachrichtenteams drängten sich auf den Gehsteigen. Ein Mann mit Baseball-Käppi warf gerade einen Blick in unseren Briefkasten. Aris weißer Pick-up parkte zwei Meter vom Bordstein entfernt, als wäre sie beim Heimkommen von einer Flutwelle oder einer Invasion von Außerirdischen überrascht worden.
    Als mir das Handy aus der Hand fiel, hörte ich noch die blecherne Stimme meiner Mutter: »Was immer du brauchst, Patrick, wir sind für dich da!«
    Ich trat auf die Bremse, um mich im Rückwärtsgang davonzumachen, aber es war zu spät. Sie kamen schon auf mich zu, und ich genoss einen schönen frontalen Blick auf die Flutwelle, die Ari dazu gebracht hatte, fluchtartig ihr Auto zu verlassen. Zuckende Blitzlichter, Knöchel, die an meine Scheibe klopften, wildes Stimmengewirr. Erst lenkte ich mein Auto noch langsam auf unsere Auffahrt und schob dabei vorsichtig Hüften und Beine aus dem Weg, aber dann gewann mein Fluchtinstinkt die Oberhand, und ich gab auf.
    Ich schnappte mir mein Handy und schob die Tür gegen den Widerstand der Hände und Ellbogen auf. Eine Kamera stieß gegen das Fenster –
Macht ihm Platz macht ihm Platz!
 –, und dann bewegte ich mich durch die Menge vorwärts. Linsen und von Make-up gebräunte Gesichter und Trauben von Mikrofonen von allen Seiten.
Wie fühlen Sie sich Weiß Ihre Frau Stimmt es, dass Keith Erzählen Sie uns mit eigenen Worten Sind Sie
 –
    Sie bewegten sich wie eine zähflüssige Masse um mich herum, stolperten über den Bordstein, rempelten sich gegenseitig an. Als ich unser Grundstück betrat, war es, als hätte ich eine magische Linie überschritten. Die meisten blieben stehen, als wären sie gegen einen unsichtbaren Zaun gerannt, nur ein paar wenige folgten mir. Ich war zu verstört, um zu protestieren. Das Scheinwerferlicht eines Hubschraubers umglühte mich, ein blendendes Weiß, obwohl ich mir die Hitze wahrscheinlich eher einbildete. Die aufgewirbelte Luft blies mir winzige Schmutzpartikel ins Gesicht. Unsere Veranda war mit gelben DHL -Paketen übersät, beschriftet in Knallrot:

Weitere Kostenlose Bücher