Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Odins Insel

Odins Insel

Titel: Odins Insel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Janne Teller
Vom Netzwerk:
wütend. Herr Bramsentorpf schlug mit der Faust auf den Tisch und rief, dass die nordnordische Delegation vollständig den Verstand verloren haben müsse; Herr Odin Odin habe bereits selbst eine klare Wahl getroffen, wo er sich am liebsten aufhalten wolle, und die Wahl war zufälligerweise auf Südnorden gefallen.
    Es kostete den Vorsitzenden mit dem krummen Rücken ein wenig Zeit, wieder Ruhe herzustellen, und bald musste er zugeben, dass er nichts anderes tun konnte, als feststellen, dass zu diesem Zeitpunkt jeder, der von der fraglichen Insel kam, weder als Südnordländer noch als Nordnordländer anzusehen war, ungeachtet in welchem Land diese Person sich aufhielt, und dass ansonsten das Thema an oberster Stelle der Tagesordnung für das nächste Treffen des Untersuchungskomitees stehen werde. Doch angesichts der Tatsache, dass der nordnordische Vorschlag – wie er die Forderung diplomatisch nannte – nicht ganz unangemessen war, forderte er die südnordische Delegation auf, die Angelegenheit ernsthaft zu überdenken.
    Der gewissenhafte Lennart Torstensson lächelte vor sich hin. Die nordnordische Delegation hatte die Forderung fast mit den gleichen Worten vorgebracht, die er in seinem letzten anonymen Brief an die Regierung gewählt hatte. Natürlich würde die südnordische Regierung nie darauf eingehen. Aber das würde nur die Großartigkeit der Tat des einzigarten Lennart Torstensson vergrößern, wenn er bald – ganz allein – Herrn Odin Odin nach Nordnorden brachte.

VII Yggdrasil
    Vater Baum, Yggdrasil unsere Esche
Baum für alles und Baum aller Zeiten
im Nebel Niflheims Wurzeln schlug
ein anderer in Udgaard ward gepflanzt
in Asgard ein weiterer
     
    Immergrün, so hoch wurde er, dass seine Krone
hinausragt weit über Erde und Mond
In seiner Spitze ein Adler saß
dessen Nase den Falken Vedrfolnir trug
    – er beobachtete alles
    nun wussten die Götter stets, was wo geschah
     
    Doch in Niflheim versteckt lag der Drache Nidhogg
nagte stetig an der Wurzel des Baums
Das Eichhorn Ratatosk dem Adler erzählte,
was Nidhogg fraß
am Stamm es wieder hinunterlief
     
    Beobachte Vater Baum, verwelkt er,
ist Gottes Zeit gezählt

    N ein, nein und noch mal nein!« Der Staatsminister zog kräftig an seinem rechten Zeigefinger. »Unter keinen Umständen lasse ich zu, dass Nordnorden ihn bekommt.«
    »Aber vielleicht würde uns das helfen.« Der Justizminister ging nervös vor dem Schreibtisch des Staatsministers auf und ab. »Und die Weltuntergangspropheten beruhigen.«
    Der Staatsminister zuckte verächtlich mit den Schultern.
    »Da bin ich mir nicht so sicher. Ziehen Sie deren heiligen Krieg mit den nordnordischen Wahren Christen mit in Betracht, könnte so ein kleiner Ortswechsel von Herrn Odin Odin zur anderen Seite der Meerenge ziemlich weit reichende Folgen haben. « Er schüttelte den Kopf. »Und stellen Sie sich vor, was die Wähler sagen würden – eine schwache Regierung, die ohne weiteres den Forderungen des Gegners nachkommt. Nein, die Situation ist schlimm genug, wie sie ist.« Der Staatsminister lachte kalt. »Aber die da oben«, er nickte gen Osten Richtung Nordnorden, »sollten nur wissen, wie gerne ich ihn loswürde…«
    Der Justizminister hielt mitten im Schritt inne. Er unternahm einen letzten Versuch.
    »Vielleicht könnten wir ihm nahe legen, woanders hinzureisen. Sodass er weder in Südnorden noch in Nordnorden ist.«
    Der Staatsminister schüttelte den Kopf.
    Es klopfte kurz an der Tür, und der Sekretär des Staatsministers streckte den Kopf herein.
    »Habe ich nicht gesagt, dass ich nicht gestört werden will«, fuhr ihn der Staatsminister an.
    »Entschuldigung… aber, ehh, ich dachte, dass Sie darüber sofort
informiert werden sollten.« Der Sekretär sprach so schnell, dass er über die Worte stolperte. »Sie haben die Erlöserkirche besetzt.«
    »Wer sie ?«
    »Es kam gerade in den Nachrichten. Die Wiederauferstandenen Christen…« Der Sekretär zog sich zurück und schloss vorsichtig die Tür hinter sich.
    Der Staatsminister sah den Justizminister bestürzt an. Er erhob sich aus seinem Stuhl, ging langsam zum Fenster hinüber und sah hinaus. Er knickte einen Finger der linken Hand nach dem anderen. Als er mit allen fünfen fertig war, sagte er, ohne sich umzudrehen, mit resignierter Stimme: »Wie gehen wir vor?«
    Der Justizminister schloss die Augen und seufzte erleichtert. Er gesellte sich zu dem Staatsminister ans Fenster.
    »Es gibt verschiedene Methoden und Möglichkeiten«,

Weitere Kostenlose Bücher