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Odo und Lupus 03 - Pater Diabolus

Odo und Lupus 03 - Pater Diabolus

Titel: Odo und Lupus 03 - Pater Diabolus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Gordian
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nacht?“ fragte Herr Ebrachar und sah den Cleph an.
    „Ich selbst habe nichts bemerkt“, sagte der. „Als ich hinaufstieg, war alles ruhig. Ich legte mich nieder und schlief gleich ein. Wahrscheinlich trieb er sich beim Gesinde herum, und irgend jemand muß ihn …“
    „Und warum erdrosselt? Könnte er nicht einfach hinausgestürzt sein, als er …?“
    „Nein. Vater Lupus befahl, den Leichnam zu waschen. Am Hals kann man's sehen.“
    „Streifen, Kratzer und Blutergüsse“, bestätigte ich. „Vermutlich wurde ein Strick oder Gürtel benutzt.“
    „Dann ist alles klar!“ rief Herr Rocco. „Einer der Knechte war's! Mein Dummkopf von Schwager dachte, wenn zwanzig Knechte und Mägde auf einem Strohlager nächtigen, geht es zu wie im Kaninchengehege … da kann man unerkannt und ungestraft mittun. Aber einer der Rammler war eifersüchtig!“
    „Man soll sie zusammenrufen!“ sagte Herr Ebrachar. „Ich werde bald feststellen, wer es war!“
    „Die meisten sind bei den Jägern“, wandte Cleph ein.
    „Dann also, wenn die Jagd vorbei ist! Mit großer Strenge werde ich vorgehen. Ja, ich lasse den Mörder hängen! Ach, ist das ein Tag, und ich fühle mich so elend. Wenn nur Fabio schon hier wäre …“
    Herr Rocco zog mich etwas beiseite.
    „Schaut nur nicht so erschrocken, Vater! Es wird niemand gehängt, dafür sorge ich schon. Der Schuldige wird ein bißchen ausgepeitscht, und damit ist es erledigt.“
    „Wollt Ihr denn nicht Anklage erheben“, fragte ich, „wegen des Mordes an Euerm Verwandten?“
    „Anklage gegen Herrn Ebrachar? Nein, das werde ich nicht tun“, erwiderte er und zwinkerte listig. „Das käme Herrn Ebrachar zu teuer. Anstelle seines unfreien Mörders müßte ja er mir das Wergeld {17} zahlen, und Drog, auch wenn er ein Narr war, stammte wie meine Gemahlin, seine Schwester, aus einer hochangesehenen Adelsfamilie. Bücher und Weiber – das war sein Unglück. Die einen kosteten ihn den Verstand, die andern das Leben. Gott erbarme sich seiner Seele. Wir werden ihn still begraben, und ich bin sicher, Herr Ebrachar wird sich dafür erkenntlich zeigen! Die Verlobung findet dann eben erst in ein paar Tagen statt. Ich werde mich nun meinen traurigen Pflichten widmen. Habt die Güte, Vater, mich zu dem Leichnam meines teuren Verwandten zu führen!“
    Herr Rocco war plötzlich glänzender Laune. Beinahe gewaltsam zog er mich mit sich. Ursprünglich wollte ich Ebrachar um die Erlaubnis bitten, mich auf dem Salhof ein bißchen umtun und seine Leute befragen zu dürfen. Doch war mir dazu jetzt seltsamerweise die Lust vergangen. Der Mord an Drogdulf, einem überflüssigen Menschen, war allen im Grunde gleichgültig, auch dem Ebrachar, der sich natürlich nur meinetwegen so streng gab. Und eine Untersuchung würde uns aufhalten. Wir hatten einen anderen Auftrag, und ein höheres Interesse an der Aufklärung dieses Verbrechens war nicht zu erkennen. Nicht einmal der nächste Verwandte des Toten, Herr Rocco, wollte Anklage erheben, selbst wenn der Schuldige gefunden würde. Er gab sich damit zufrieden, aus dem Mord einen kleinen Vorteil für seine Heiratsangelegenheit zu ziehen, die am grauen Morgen nach der fröhlichen Nacht wieder unsicher war. Vielleicht war seine einfache Deutung des Falles sogar zutreffend. Ein eifersüchtiger Knecht hatte den Drogdulf erwürgt und zum Fenster hinaus geworfen, und zufällig fast zur gleichen Zeit hatte ein Wächter mich mit seinem Knüppel niedergeschlagen. Vielleicht war es auch der Mörder selbst gewesen. Um die nicht ganz versunkene Leiche hinab in den Schlamm zu stoßen, war er eilig vom Turm herabgekommen und hatte nebenbei meine Neugier bestraft.
    Wir stiegen die Treppe des Herrenhauses hinunter, und Herr Rocco legte mir vertraulich die Hand auf die Schulter.
    „Das war Gottes Werk, Vater!“ sagte er. „Dieser Dummkopf wollte die Heirat verhindern, damit der Diabolus sich der Seele der Jungfrau bemächtigen konnte. Ihr habt ja gehört, die Ingunde ist störrisch, nun aber muß sie gehorchen. Sonst könnte ich doch noch klagen, und die Sache würde für ihren Vater zu kostspielig. Seht Ihr, so hat der Allmächtige alles glänzend geregelt, und Drog, dieser Narr, hat zum Schluß, indem er sich umbringen ließ, noch eine nützliche Tat vollbracht.“
    Herr Rocco lachte selbstgefällig. Während wir um den Turm herumgingen, um auf die Wiese zu gelangen, traf mich plötzlich von oben ein leichtes Geschoß. Ich hob den Kopf und erblickte die edle Frau

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