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Odo und Lupus 03 - Pater Diabolus

Odo und Lupus 03 - Pater Diabolus

Titel: Odo und Lupus 03 - Pater Diabolus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Gordian
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nichts aussagen. Da wir nun ohnehin in der Verlegenheit waren, den Leichnam bestatten zu müssen, beschlossen wir, diesem Toten auf den letzten zwei Meilen, die er als Lebender nicht mehr zurücklegen konnte, unser Geleit zu geben. Natürlich trieb uns dabei auch die Neugier. Wir legten den Leichnam auf das Pferd und folgten dem Weg, den der Pächter bezeichnet hatte.
    Erst gegen Abend erreichten wir Roccos Anwesen. Zu spät hatten wir bereut, uns einem Pfad anvertraut zu haben, der nach dem Regen streckenweise einem Wildbach glich. Mein Grisel war zweimal ausgeglitten und hatte mich abgeworfen, und alle Augenblicke hatte Rouhfaz um Hilfe gerufen, weil wieder einmal ein Wagenrad tief im Morast steckte. Zu allem Unglück hatte es wieder zu regnen begonnen. Erleichtert schrien wir daher auf, als wir endlich vor uns die Ansammlung von Dächern bemerkten. Stumm blieb nur einer, obwohl er als erster auf das Stück Weges einbog, das uns noch von dem Salhof trennte. Als habe es begriffen, daß wir nicht ortskundig waren, hatte das Pferd mit dem Toten sich irgendwann unterwegs an die Spitze gesetzt und führte nun unsere Kolonne an.
    Zu unserer Überraschung kam uns der Hausherr entgegen. Urplötzlich preschte er hinter dem Zaun hervor und galoppierte heran. Mit Gebrüll und Schlägen trieb er sein Pferd an, das lange Sätze machte, während links und rechts das Wasser der Pfützen aufspritzte. Wir wunderten uns über diese Eile und fühlten uns schon geschmeichelt. Doch es kam nicht zu dem üblichen Austausch von Höflichkeiten. Als Herr Rocco auf etwa dreißig Schritte heran war, zügelte er sein Pferd und rief enttäuscht:
    „Was? Ihr? Euch habe ich nicht erwartet! Was wollt Ihr, Herr Odo? Wen bringt Ihr da? Schon wieder einen, den man an Eurer Seite ermordet hat? Aber das ist ja Crispin …“
    Er ritt an den Leichnam heran und beugte sich über ihn. Als er aufblickte, sahen wir, daß er tödlich erschrocken war.
    „Das waren die Mönche, diese Teufel!“ rief er. „Wo sind die anderen? Wo ist Bobo?“
    „Wir haben nur den hier gefunden“, sagte Odo. „Er hatte es eilig, bevor er starb. Vermutlich wollte er Euch noch etwas erzählen. Aber vielleicht versteht Ihr auch so, was er sagen wollte.“
    „Man hat sie erwischt, es ist schiefgegangen!“ stammelte Rocco.
    „Was meint Ihr damit?“
    „Was ich meine?“ Der dicke Gutsherr zögerte mit der Antwort. „Nun, warum sollt Ihr es nicht wissen? Schließlich ist es nicht unehrenhaft, den Schurken die Beute zu entreißen.“
    „Die Beute?“
    „Ich spreche von Eurer Verwandten. Von der Ingunde.“
    „Sollte sie etwa entführt werden?“
    „Was blieb uns übrig? Es war der einzige Ausweg.“
    „Und Ihr glaubt, daß die Mönche Widerstand leisteten?“
    „Die hielten sie ja seit Wochen fest. Der verfluchte Diabolus ließ kein Auge von ihr.“
    „Und Ebrachar?“
    „Der ist im Kloster. Aber vielleicht ist er auch schon tot. Warum kommt Bobo nicht zurück? Wo ist Cleph? Wo sind die anderen? Im Morgengrauen sollte alles getan sein, nun wird es bald Nacht. Man wird ihnen aufgelauert haben, sie sind in der Falle. Haben den Crispin geschickt, um Hilfe zu holen. Ich reite hin und haue sie raus!“
    Herr Rocco schüttelte grimmig die Faust, und seine Äuglein funkelten kampflustig. Dann aber stellte er das Unternehmen zurück, wie er sagte, um zunächst seinen Gastgeberpflichten zu genügen. Er machte kehrt und forderte uns auf, ihm zu folgen. So erreichten wir endlich den Salhof. Bei unserer Ankunft empfing uns ein Haufen von Alten, Weibern und Kindern, die alle aufgeregt wie eine Hundemeute das Tor umlagerten und beim Anblick des Leichnams gleich ein gewaltiges Wehgeheul anstimmten. Eine bucklige Magd, die Witwe des Crispin, raufte sich die Haare und schlug sich die Brust, und da schrien die anderen Weiber gleich nach ihren Männern. Herr Rocco trieb sie mit Schimpfreden auseinander und bedrohte sie mit der Peitsche. Die Hausherrin, eine edle Frau von beträchtlichem Leibesumfang, trippelte näher und begrüßte uns würdig, begann aber auch gleich zu keifen und ihren Gemahl des Leichtsinns und der Gottlosigkeit zu bezichtigen, was ihr geliebter Sohn nun büßen müsse. Darauf verschwand sie, um zu beten. Rocco ließ uns Brot, Käse, Zwiebeln bringen, und während wir aßen und tranken, stieg er mehrmals auf eine Leiter, die er an das Dach seines Hauses gelehnt hatte, und hielt Ausschau. Doch der trübe Oktobertag ging zu Ende, ohne daß noch etwas geschah.
    „Die

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