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Odo und Lupus 05 - Pilger und Mörder

Odo und Lupus 05 - Pilger und Mörder

Titel: Odo und Lupus 05 - Pilger und Mörder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Gordian
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dazu. Löblicherweise sorgt sich Frau Fausta um unsere Beschäftigung.“
    „Wirfst du der edlen Frau das vor? Hätten wir ohne sie den Falschmünzer, den …“
    „Jaja! Nur einen haben wir nicht: den Mörder des Bischofs! Falls auch du nach wie vor der Ansicht bist, daß es der Jude nicht sein kann. Was du ja laut genug verkündet hast!“
    „Hör zu! Meine Meinung ist noch dieselbe. Ich glaube nach wie vor, daß es der Koch war! Er hat geflunkert, um wenigstens einen Mord von sich abzuwälzen – den, der am schwersten wog. Wahrscheinlich hoffte er, noch davonzukommen … vielleicht als Verschnittener in einem Sklaventreck. Nun, es war richtig, ihn zu hängen! Er endet ja doch auf dem Höllenrost, aber so kann uns der Teufel nicht vorwerfen, daß wir das Beste von ihm behalten hätten.“
    „Ich vermute, die edle Frau Fausta teilt deine Ansicht!“ sagte ich gallig.
    „Wie kommst du darauf?“ rief er entrüstet. „Denkst du, ich rede mit dieser erhabenen Dame über den Hoseninhalt eines Unfreien? Was wirfst du ihr eigentlich vor? Warum verfolgst du sie mit deinem Argwohn? Wenn du schon nichts von Frauen verstehst, Bruder, höre auf einen, der kundig ist! Sie ist eine außergewöhnliche Frau …“
    „Aber ja, du hast recht … ich stimme dir zu. Eine Frau, die siebzig römische Meilen in eineinhalb Tagen zurücklegt, ist zweifellos außergewöhnlich.“
    „Es waren fünfzig Meilen“, knurrte er. „Das hast du ja von ihr selber gehört.“
    „Der Comes behauptete: siebzig. Ebenso wie der Sallustus. Ich halte die beiden für Lügenbolde, aber in diesem Fall könnten sie ausnahmsweise die Wahrheit gesagt haben. Mir läge daran, dies nachzuprüfen.“
    „Tu, was dir Spaß macht, Bruder Klugscheißer!“
    Odo verzehrte den letzten Krümel Käse und spülte den Mund mit Wein aus. Dann lehnte er sich im Stuhl des Bischofs zurück und schloß die Augen zum Zeichen, daß das Gespräch für ihn beendet sei.
    „Gut“, sagte ich, „dann sind wir uns einig. Du kennst ja den Auftrag des Herrn Erzkaplan. Ein Mann zur Begleitung genügt mir, ich wähle Heiko. Morgen beginnen wir mit einer Rundreise. Unser erstes Ziel wird das Kloster der drei Marien sein.“
    Er geruhte nicht, mir darauf zu antworten. Noch immer hielt er die Augen geschlossen.
    Plötzlich hörte man aus der Halle die wohlbekannten polternden Schritte. Da fuhr er auf, legte hastig den Gürtel und den Waffengurt mit dem Schwert an und schritt aufrecht hinaus zum täglichen Festungsbeschuß.
    Mich würdigte er keines Blickes mehr.

9
    I ch erreichte das Kloster der drei Marien am vierten Reisetag.
    Nun will ich nicht behaupten, daß wir, das heißt Heiko und ich, uns sehr beeilt hätten. Auch wenn ich mich ‚Bote des Königs‘ nenne, so bin ich ja keiner von denen, die dringende Botschaften überbringen und deshalb so eilig dahinsprengen, daß die Reittiere unter ihnen zusammenbrechen und verenden. Das hätte ich auch meinem treuen Grisel nicht antun wollen. Unsere Reisegeschwindigkeit war eher langsamer als gewöhnlich, vor allem wegen häufiger Regenfälle, die am zweiten Tag einsetzten und uns fast bis zur Ankunft begleiteten. Jeder Reisende weiß, was das bedeutet: erzwungene Aufenthalte, verschlammte Wege, schwierige Flußübergänge. Indessen waren wir auch nicht säumig und legten unsere zwanzig Meilen am Tage zurück. Dabei folgten wir möglichst der geraden Straße, wenn aber wegen der erwähnten Unbilden kleine Umwege nötig waren, zählten wir sie nicht zu der Gesamtstrecke. Als wir am Nachmittag des vierten Tages das Kloster erreichten, hatten wir dennoch gut unsere siebzig Meilen zurückgelegt.
    Die Pförtnerin war ein weiblicher Argus, und wir wurden lange und mißtrauisch beäugt und befragt, ehe sie uns bei der Äbtissin melden ließ. Ein paar Mönche, die gleich hinter dem Pförtnerhaus im Gemüsegarten arbeiteten, kamen herbei und beglotzten uns neugierig. Sie gehörten, wie sie uns sagten, einer kleinen Gruppe von Brüdern an, welche in einer benachbarten Männerabtei lebten und hier den Altardienst und die schwereren Arbeiten verrichteten. Früher hatten die beiden Gemeinschaften sogar ein Doppelkloster gebildet und das officium zusammen geleistet, aber das hatte sich nicht bewährt. Warum? Nun, wie jeder liebende Bräutigam ist auch unser Herr Jesus eifersüchtig, und es konnte ihm nicht gefallen, daß seine Bräute, während sie ihn lobpreisten, mit den hübschen jungen Mönchen schöntaten. Allerdings geht es nun einmal

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