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Odyssee: Fischer Klassik PLUS (German Edition)

Odyssee: Fischer Klassik PLUS (German Edition)

Titel: Odyssee: Fischer Klassik PLUS (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Homer
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mit jammernder Stimme:
    Wehe mir, wehe, mein Sohn! Ich Verlassene! Also verwarf dich
    Zeus vor allen Menschen, so gottesfürchtig dein Herz ist?
    Denn kein Sterblicher hat dem Gotte des Donners so viele
    Fette Lenden verbrannt und erlesene Hekatomben,
    Als du jenem geweiht, im Vertrauen, ein ruhiges Alter
    Einst zu erreichen und selber den edlen Sohn zu erziehen!
    Und nun raubt er dir gänzlich den Tag der fröhlichen Heimkehr!
    Ach, es höhnten vielleicht auch ihn in der Fremde die Weiber,
    Wann er hilfeflehend der Mächtigen Häuser besuchte,
    Eben wie dich, o Fremdling, die Hündinnen alle verhöhnen,
    Deren Schimpf und Spott zu vermeiden du jetzo dich weigerst,
    Daß sie die Füße dir waschen. Doch mich, die willig gehorchet,
    Heißt es Ikarios’ Tochter, die kluge Penelopeia.
    Und nicht Penelopeiens, auch deinethalben, o Fremdling,
    Wasch ich dich gern; denn tief im innersten Herzen empfind ich
    Mitleid! Aber wohlan, vernimm jetzt, was ich dir sage:
    Unser Haus besuchte schon mancher bekümmerte Fremdling;
    Aber ich habe noch nimmer so etwas Ähnlichs gesehen,
    Als du, an Stimme, Gestalt und Füßen, Odysseus gleichest.
    Ihr antwortete drauf der erfindungsreiche Odysseus:
    Mutter, so sagen alle, die uns mit Augen gesehen,
    Daß wir beide, Odysseus und ich, einander besonders
    Ähnlich sind; wie auch du mit Scharfsinn jetzo bemerkest.
    Also sprach er. Da trug die Alte die schimmernde Wanne
    Zum Fußwaschen herbei; sie goß in die Wanne des Brunnen
    Kaltes Wasser und mischt’ es mit kochendem. Aber Odysseus
    Setzte sich neben den Herd und wandte sich schnell in das Dunkel,
    Denn es fiel ihm mit einmal aufs Herz, sie möchte beim Waschen
    Seine Narben bemerken und sein Geheimnis verraten.
    Jene kam, wusch ihren Herrn und erkannte die Narbe
    Gleich, die ein Eber ihm einst mit weißem Zahne gehauen,
    Als er an dem Parnaß Autolykos, seiner Mutter
    Edlen Vater, besucht’ und Autolykos’ Söhne, des Klügsten
    An Verstellung und Schwur! Hermeias selber gewährt’ ihm
    Diese Kunst; denn ihm verbrannt er der Lämmer und Zicklein
    Lenden zum süßen Geruch, und huldreich schirmte der Gott ihn.
    Dieser Autolykos kam in Ithakas fruchtbares Eiland,
    Eben da seine Tochter ihm einen Enkel geboren.
    Eurykleia setzte das neugeborene Knäblein
    Nach dem fröhlichen Mahl auf die Kniee des Königs und sagte:
    Finde nun selbst den Namen, Autolykos, deinen geliebten
    Tochtersohn zu benennen, den du so herzlich erwünscht hast.
    Und Autolykos sprach zu seinem Eidam und Tochter:
    Liebe Kinder, gebt ihm den Namen, den ich euch sage.
    Vielen Männern und Weibern auf lebenschenkender Erde
    Zürnend, komm ich zu euch in Ithakas fruchtbares Eiland.
    Darum soll das Knäblein Odysseus, der Zürnende, heißen.
    Wann er mich einst als Jüngling im mütterlichen Palaste
    Am Parnassos besucht, wo ich meine Güter beherrsche,
    Will ich ihn reichlich beschenkt und fröhlich wieder entlassen.
    Jetzo besucht’ ihn Odysseus, die reichen Geschenke zu holen.
    Aber Autolykos selbst und Autolykos’ treffliche Söhne
    Reichten Odysseus die Hand und hießen ihn freundlich willkommen;
    Auch Amphithea lief dem Enkel entgegen, umarmt’ ihn,
    Küßte sein Angesicht und beide glänzenden Augen.
    Und Autolykos rief und ermahnte die rühmlichen Söhne,
    Daß sie Odysseus ein Mahl bereiteten. Diese gehorchten,
    Eilten hinaus und führten ein stark fünfjähriges Rind her,
    Schlachteten, zogen es ab und hauten es ganz voneinander,
    Und zerstückten behende das Fleisch und steckten’s an Spieße,
    Brieten’s mit Vorsicht über der Glut und verteilten’s den Gästen.
    Also saßen sie dort den Tag, bis die Sonne sich neigte,
    Und erfreuten ihr Herz am gleichgeteileten Mahle.
    Als die Sonne nun sank und Dunkel die Erde bedeckte,
    Legten sie sich zur Ruh und nahmen die Gabe des Schlafes.
    Als die dämmernde Frühe mit Rosenfingern erwachte,
    Gingen sie auf die Jagd, Autolykos’ treffliche Söhne
    Und die spürenden Hunde, mit ihnen der edle Odysseus,
    Und sie erstiegen die Höhe des waldbewachsnen Parnassos
    Und durchwandelten bald des Berges luftige Krümmen.
    Aus dem stillen Gewässer des Ozeanes erhub sich
    Jetzo die Sonn und erhellte mit jungen Strahlen die Gegend.
    Aber die Jäger durchsuchten das waldbewachsene Bergtal:
    Vornan liefen die spürenden Hund’, und hinter den Hunden
    Gingen Autolykos’ Söhne; doch eilte der edle Odysseus
    Immer voraus und schwang den weithinschattenden Jagdspieß.
    Allda lag im dichten Gesträuch ein gewaltiger

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