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Odyssee: Fischer Klassik PLUS (German Edition)

Odyssee: Fischer Klassik PLUS (German Edition)

Titel: Odyssee: Fischer Klassik PLUS (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Homer
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zwanzigsten Jahre zur Heimat wiedergekehret!
    Darum trockne die Tränen und hemme den weinenden Jammer!
    Denn ich sage dir kurz (uns dringt die äußerste Eile!):
    Alle Freier hab ich in unserem Hause getötet
    Und ihr Trotzen bestraft und die seelenkränkenden Greuel!
    Ihm antwortete drauf sein alter Vater Laertes:
    Bist du denn wirklich, mein Sohn Odysseus, wiedergekommen?
    Lieber, so sage mir doch ein Merkmal, daß ich es glaube!
    Ihm antwortete drauf der erfindungsreiche Odysseus:
    Erstlich betrachte hier mit deinen Augen die Narbe,
    Die ein Eber mir einst mit weißem Zahne gehauen,
    Ferne von hier am Parnassos; denn du und die treffliche Mutter
    Sandtet mich dort zu Autolykos hin, die Geschenke zu holen,
    Die mir bei der Geburt ihr besuchender Vater verheißen.
    Jetzo will ich dir auch die Bäume des lieblichen Fruchthains
    Nennen, die du mir einst auf meine Bitte geschenkt hast;
    Denn ich begleitete dich als Knab im Garten; wir gingen
    Unter den Bäumen umher, und du nanntest und zeigtest mir jeden.
    Dreizehn Bäume mit Birnen und zehn voll rötlicher Äpfel
    Schenktest du mir und vierzig der Feigenbäume; und nanntest
    Fünfzig Rebengeländer mit lauter fruchtbaren Stöcken,
    Die du mir schenken wolltest: sie hangen voll mancherlei Trauben,
    Wenn sie der Segen Gottes mit mildem Gewitter erfreuet.
    Also sprach er; und jenem erzitterten Herz und Kniee,
    Als er die Zeichen erkannte, die ihm Odysseus verkündet.
    Seinen geliebtesten Sohn umarmend, sank er in Ohnmacht
    An sein Herz; ihn hielt der herrliche Dulder Odysseus.
    Als er zu atmen begann und sein Geist dem Herzen zurückkam,
    Da erhub er die Stimme und rief mit lautem Entzücken:
    Vater Zeus, ja noch lebt ihr Götter im hohen Olympos,
    Wenn doch endlich die Greuel der üppigen Freier bestraft sind!
    Aber nun fürcht ich sehr in meinem Herzen, daß plötzlich
    Alle Ithaker hier uns überfallen und Botschaft
    Ringsumher in die Städte der Kephallenier senden!
    Ihm antwortete drauf der erfindungsreiche Odysseus:
    Sei getrost und laß dich diese Gedanken nicht kümmern!
    Folge mir jetzt in das Haus, hier nahe am Ende des Gartens:
    Dort ist Telemachos auch und der Rinderhirt und der Sauhirt;
    Denn ich sandte sie hin, uns eilend das Mahl zu bereiten.
    Also besprachen sie sich und gingen zur prächtigen Wohnung.
    Und sie traten jetzt in die schönen Zimmer, des Hauses,
    Wo Telemachos schon und der Rinderhirt und der Sauhirt
    Teilten die Menge des Fleisches und Wein mit Wasser vermischten.
    Aber den edelgesinnten Laertes in seinem Palaste
    Badete jetzo die treue Sikelerin, salbte mit Öl ihn
    Und umhüllt’ ihn dann mit dem prächtigen Mantel; Athene
    Schmückt’ unsichtbar mit Kraft und Größe den Hirten der Völker,
    Schuf ihn höher an Wuchs und jugendlicher an Bildung.
    Und er stieg aus dem Bade. Mit Staunen erblickte der Sohn ihn,
    Wie er gleich an Gestalt den unsterblichen Göttern einherging.
    Und er redet’ ihn an und sprach die geflügelten Worte:
    Wahrlich, o Vater, es hat ein unsterblicher Gott des Olympos
    Deine Gestalt erhöht und deine Bildung verschönert!
    Und der verständige Greis Laertes sagte dagegen:
    Wollte doch Vater Zeus, Athene und Phöbos Apollon,
    Daß ich so, wie ich einst am Vorgebirge der Feste
    Nerikos’ Mauern erstieg, die Kephallenier führend:
    Daß ich in jener Gestalt dir gestern in unserm Palaste,
    Um die Schultern gepanzert, zur Seite hätte gestritten
    Gegen der Freier Schar! Dann hätt ich ihrer wohl manchen
    Hingestreckt in den Saal und dein Herz im Busen erfreuet.
    Also besprachen diese sich jetzo untereinander.
    Aber da jene das Mahl in Eile hatten bereitet,
    Setzten sie sich nach der Reih auf prächtige Sessel und Throne
    Und erhoben die Hände zum Essen. Siehe, da nahte
    Dolios sich, der Greis, und Dolios’ Söhne; sie kamen
    Müde vom Felde zurück; denn die Mutter hatte sie selber
    Heimgeholt, die alte Sikelerin, die sie erzogen
    Und sorgfältig des Greises in seinem Alter sich annahm.
    Diese, sobald sie Odysseus sahn und im Herzen erkannten,
    Standen still an der Schwell und stauneten. Aber Odysseus
    Wandte sich gegen den Greis mit diesen freundlichen Worten:
    Setze dich, Alter, zu Tisch und sehet mich nicht so erstaunt an;
    Denn wir haben schon lange, begierig der Speise zu kosten,
    Hier im Saale geharrt und euch beständig erwartet.
    Also sprach er. Da lief mit ausgebreiteten Armen
    Dolios grad auf ihn zu und küßte die Hände des Königs,
    Redete freundlich ihn an und sprach die geflügelten Worte:
    Lieber,

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