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Odyssee: Fischer Klassik PLUS (German Edition)

Odyssee: Fischer Klassik PLUS (German Edition)

Titel: Odyssee: Fischer Klassik PLUS (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Homer
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alles bestellt; kein einziges dieser Gewächse,
    Keine Rebe vermißt, kein Ölbaum, Feigen- und Birnbaum,
    Keines der Beet’ im Garten vermißt die gehörige Pflege!
    Eins erinnre ich nur, nimm mir’s nicht übel, o Vater!
    Du wirst selber nicht gut gepflegt! Wie kümmerlich gehst du,
    Schwach vor Alter und schmutzig dabei und häßlich bekleidet!
    Wegen der Faulheit gewiß kann dich dein Herr nicht versäumen!
    Selbst der Gedank an Knechtschaft verschwindet einem Betrachter
    Deiner Gestalt und Größe; du hast ein königlich Ansehn:
    Gleich als ob dir gebührte, dich nach dem Bad und der Mahlzeit
    Sanft zur Ruhe zu legen; denn das ist die Pflege der Alten.
    Aber verkündige mir und sage die lautere Wahrheit:
    Welcher Mann ist dein Herr und wessen Garten besorgst du?
    Auch verkündige mir aufrichtig, damit ich es wisse:
    Sind wir denn wirklich hier in Ithaka, wie mir ein Mann dort
    Sagte, welchem ich eben begegnete, als ich hieher ging?
    Aber der Mann war nicht so artig, mir alles zu sagen
    Oder auf meine Frage zu achten, wegen des Gastfreunds,
    Den ich in Ithaka habe: ob dieser noch lebt und gesund ist
    Oder ob er schon starb und zu den Schatten hinabfuhr.
    Denn ich sage dir an, merk auf und höre die Worte.
    Einen Mann hab ich einst im Vaterlande bewirtet,
    Welcher mein Haus besuchte; so viel ich auch Fremde beherbergt,
    Ist kein werterer Gast in meine Wohnung gekommen!
    Dieser sagte, er stammt’ aus Ithakas felsichtem Eiland
    Und Arkeisios’ Sohn Laertes wäre sein Vater.
    Und ich führte den werten Gast in unsere Wohnung.
    Freundlich bewirtet ich ihn von des Hauses reichlichem Vorrat
    Und verehrt ihm Geschenke zum Denkmal unserer Freundschaft:
    Schenkt ihm sieben Talente des künstlichgebildeten Goldes,
    Einen silbernen Kelch mit schönerhobenen Blumen,
    Feiner Teppiche zwölf und zwölf der einfachen Mäntel,
    Zwölf Leibröcke dazu mit prächtigen Purpurgewanden;
    Über dieses schenkt ich ihm vier untadlige Jungfraun,
    Kunstverständig und schön, die er sich selber gewählet.
    Ihm antwortete drauf sein Vater, Tränen vergießend:
    Fremdling, du bist gewiß in dem Lande, nach welchem du fragest!
    Aber hier wohnen freche und übermütige Männer!
    Und vergeblich hast du die vielen Geschenke verschwendet!
    Hättest du ihn lebendig in Ithakas Volke gefunden,
    Dann entließ er gewiß dich reichlich wiederbeschenket
    Und anständig bewirtet; denn Pflicht ist des Guten Vergeltung.
    Aber verkündige mir und sage die lautere Wahrheit:
    Wieviel Jahr sind es, seitdem dich jener besuchte?
    Dein unglücklicher Freund, mein Sohn, so lang ich ihn hatte!
    Armer Sohn, den fern von der Heimat und seinen Geliebten
    Schon die Fische des Meers verzehreten oder zu Lande
    Vögel und Tiere zerrissen! Ihn hat die liebende Mutter
    Nicht einkleidend beweint noch der Vater, die wir ihn zeugten,
    Noch sein edles Weib, die keusche Penelopeia,
    Schluchzend am Sterbebette des lieben Gemahles gejammert
    Und ihm die Augen geschlossen, die letzte Ehre der Toten!
    Auch verkündige mir aufrichtig, damit ich es wisse:
    Wer, wes Volkes bist du, und wo ist deine Geburtsstadt?
    Und wo liegt das Schiff, das dich und die tapfern Genossen
    Brachte? Kamst du vielleicht in einem gedungenen Schiffe,
    Und die Schiffer setzten dich aus und fuhren dann weiter?
    Ihm antwortete drauf der erfindungsreiche Odysseus:
    Gerne will ich dir dieses und nach der Wahrheit erzählen.
    Ich bin aus Alybas her und wohn im berühmten Palaste
    Meines Vaters Apheidas, des mächtigen Sohns Polypemons.
    Und mein Name ist Eperitos. Aber ein Dämon
    Trieb mich durch Stürme hieher, als ich gen Sikania steurte.
    Und mein Schiff liegt außer der Stadt am freien Gestade.
    Jetzo sind’s fünf Jahre, seitdem der edle Odysseus
    Wieder von dannen fuhr und Alybas’ Ufer zurückließ.
    Armer Freund! Und ihm flogen doch heilweissagende Vögel,
    Als er zu Schiffe ging: drum sah ich freudig ihn scheiden,
    Und er freute sich auch; denn wir hofften, einer den andern
    Künftig noch oft zu bewirten und schöne Geschenke zu wechseln.
    Sprach’s, und den Vater umhüllte die schwarze Wolke des Kummers.
    Siehe, er nahm mit den Händen des dürren Staubes und streut’ ihn
    Über sein graues Haupt und weint’ und jammerte herzlich.
    Aber Odysseus ergrimmte im Geist, und es schnob in der Nase
    Ihm der erschütternde Schmerz beim Anblick des liebenden Vaters.
    Küssend sprang er hinzu mit umschlingenden Armen und sagte:
    Vater, ich bin es selbst, mein Vater, nach welchem du fragest,
    Bin im

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