Odyssee: Fischer Klassik PLUS (German Edition)
berühmt geworden und gilt heute als die klassische Homer-Übertragung. Sie wurde 1781 erstmals vollständig publiziert.
Aus Kindlers Literatur Lexikon:
Homer, ›Odyssee‹
Das unter dem Namen des Homer überlieferte, 121100 Hexameter umfassende Epos ist in seiner jetzigen Form vermutlich im späteren 8. Jh. v. Chr. entstanden. Das nach der Ilias zweitälteste Werk der griechischen Literatur besingt in 24 Büchern die abenteuerlichen Irrfahrten und die glückliche Heimkehr des Königs Odysseus von Ithaka, der wie andere griechische Könige und Heroen nach Troja gezogen war. Ähnlich wie in der Ilias werden die ein Jahrzehnt umspannenden Ereignisse der Odyssee nicht fortlaufend berichtet, sondern mittels kunstvoller Erzähltechnik auf einen kurzen Zeitraum zusammengedrängt: Die Berichtszeit der Odyssee – von Odysseus’ Abschied von der Nymphe Kalypso, die ihn lange auf der Insel Ogygia festgehalten hat, bis zu seiner Wiederetablierung auf Ithaka – umfasst nur 42 Tage; was dieser letzten Phase vorausgeht, von Trojas Fall bis zu Odysseus’ Ankunft bei Kalypso, wird nur indirekt – durch ausgedehnte Erzählung des Helden und Lieder eines fahrenden Sängers – dargestellt.
Nach dem gattungstypischen, als Titelersatz fungierenden Prooimion (»Singe mir, Muse, die Taten des weitgereisten Mannes«) setzt die Handlung gewissermaßen am äußersten geographischen Punkt ein: Odysseus sitzt bereits seit sieben Jahren auf Kalypsos Insel fest. Athene, die Schutzgöttin des Helden, dringt auf einer Götterversammlung, an der der Odysseus feindlich gesonnene Meergott Poseidon nicht teilnimmt, auf die Heimkehr ihres Schützlings. In Gestalt des väterlichen Gastfreundes Mentes begibt sie sich dann nach Ithaka zu Odysseus’ Sohn Telemachos und ermuntert ihn, nach dem verschollenen Vater zu suchen. Obwohl die Volksversammlung – beherrscht von den Freiern, die seit Jahren in Odysseus’ Palast hausen und vergeblich die standhafte Penelope umwerben – dieses Unternehmen ablehnt, fährt Telemach zu Nachforschungen bei Nestor in Pylos und bei Menelaos in Sparta aus. Als die Freier von seinem heimlichen Aufbruch hören, beschließen sie, ihn bei der Rückkehr zu töten (Buch 1–4).
Erst jetzt wendet sich der Blick des Dichters wieder Odysseus zu. Auf Beschluss einer weiteren Götterversammlung wird Hermes zu Kalypso gesandt, die daraufhin Odysseus freigibt und ihn ein Floß bauen lässt. Am 18. Tag seiner Fahrt geht das Gefährt kurz vor der Insel Scheria in einem von Poseidon geschickten Unwetter zu Bruch. Mit letzter Kraft erreicht Odysseus das Ufer, wo er in einen tiefen Schlaf fällt (Buch 5). Hier wird er von der Königstochter Nausikaa entdeckt und zu ihrem Vater, dem Phaiakenkönig Alkinoos, gebracht (Buch 6), bei dem er freundliche Aufnahme findet. Als hier der Rhapsode (Sänger) Demodokos Lieder von Achill und Odysseus vorträgt, die Ilions (Trojas) Untergang zum Inhalt haben, bricht Odysseus in Tränen aus, muss sich zu erkennen geben (Buch 7–8) und erzählt seine Irrfahrten: seine Erlebnisse bei Kikonen und Lotophagen; die Blendung des Kyklopen Polyphemos, die ihm den Zorn Poseidons zuzog; die verhängnisvolle Öffnung der Windschläuche des Aiolos; den Angriff der Laistrygonen; den Aufenthalt bei der Zauberin Kirke; den Besuch der Unterwelt; die Gefährdung durch die Sirenen und die Seeungeheuer Skylla und Charybdis; den frevelhaften Verzehr der heiligen Rinder des Sonnengottes Helios, der zum Verlust aller Gefährten und des letzten Schiffes führte; schließlich die Landung des Schiffbrüchigen auf Kalypsos Insel (Buch 9–12).
Der zweite Teil des Epos erzählt von Odysseus’ Rückfahrt und Heimkehr. In nächtlicher Fahrt bringen ihn die Phaiaken nach Ithaka; als er am Strand erwacht, tritt Athene aus dem Nebel und belehrt ihn darüber, dass er wieder in der Heimat ist. Sie verwandelt ihn in einen Bettler und rät ihm, wie er weiter vorgehen solle (Buch 13). Er sucht den »göttlichen Sauhirten« Eumaios auf, der ihn, ohne ihn zu erkennen, freundlich bewirtet (Buch 14).
Mit Beginn von Buch 15 vereinigen sich die bisher getrennten Erzählstränge: Athene treibt in Sparta Telemach zum Aufbruch und bewahrt sein Schiff vor dem Hinterhalt der Freier (Buch 15). Bei Eumaios trifft Telemach auf den Vater; als beide allein sind, gibt sich Odysseus zu erkennen. Währenddessen sinnen die Freier weiter auf Telemachs Beseitigung (Buch 16). Am nächsten Tag gehen Vater und Sohn getrennt in die
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