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Odyssee: Fischer Klassik PLUS (German Edition)

Odyssee: Fischer Klassik PLUS (German Edition)

Titel: Odyssee: Fischer Klassik PLUS (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Homer
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Stadt. Nur der Hund Argos erkennt in dem vermeintlichen Bettler seinen ehemaligen Herrn, während der Ziegenhirt Melanthios Odysseus mit Schmähungen und Schlägen bedenkt und Antinoos, der skrupelloseste der Freier, mit einem Schemel nach ihm wirft (Buch 17–18).
    Als die Freier über Nacht den Palast verlassen, entfernt Telemachos heimlich die Waffen aus dem Saal. Der ›Bettler‹ kann ein langes Gespräch mit Penelope führen, in dem er sie auf die Rückkehr des Odysseus vorbereitet. Die Amme Eurykleia aber erkennt ihn an einer Beinnarbe, als sie ihm die Füße wäscht (Buch 19). In der Nacht liegt Odysseus schlaflos; Penelope sieht bekümmert der auf den nächsten Tag festgesetzten endgültigen Auswahl eines neuen Ehemanns entgegen. Auf dem Festmahl tags darauf kommt es zu neuerlichen Beleidigungen des ›Bettlers‹ (Buch 20). Nun lässt Penelope den großen Bogen des Odysseus bringen; wer ihn spannen und den Pfeil durch die Löcher von zwölf in einer Reihe aufgestellten Äxten schießen kann, soll ihr Gemahl werden. Alle Freier scheitern; da ergreift Odysseus den Bogen, spannt ihn und schießt durch sämtliche Äxte (Buch 21). Dann erschießt er Antinoos und gibt sich zu erkennen. In einem furchtbaren Rachegericht tötet er zusammen mit Telemach, Eumaios und dem Rinderhirten Philoitios nacheinander alle Freier; die untreuen Mägde werden gehängt. Nach der Reinigung des Saales wird Odysseus vom übrigen Gesinde als König begrüßt (Buch 22). Doch Penelope zögert noch immer, an die Rückkehr des Gatten zu glauben; ihre Zweifel schwinden erst, als Odysseus vom Konstruktionsgeheimnis ihres ehelichen Bettes spricht. Der Morgen erfüllt Odysseus mit neuer Sorge: Das Volk wird es nicht hinnehmen, dass seine Oberschicht hingemetzelt wurde (Buch 23). Während Hermes die Seelen der Freier in den Hades geleitet, begibt sich Odysseus zu seinem alten Vater Laertes; dort treffen sie auf die aufständischen Bewohner der Insel, die kommen, um Odysseus zur Rechenschaft zu ziehen. Aber Athene greift ein und stiftet einen dauerhaften Frieden zwischen Volk und Herrscher (Buch 24).
    Die kunstvolle Komposition sowie die Einteilung des Werks in zwei gleich lange Hälften – Odysseus’ Abwesenheit und Heimkehr – zu je zwölf Gesängen weisen darauf hin, dass die Odyssee kaum ausschließlich das Produkt einer langen mündlichen epischen Tradition sein kann: Nur ein Autor kann das Gedicht in der uns überlieferten Form verfasst oder wenigstens aus vorhandenem Traditionsgut zusammengestellt haben. In der Hauptsache lassen sich drei Stoffkreise erkennen: ein alter ›nostos‹ (Heimkehrgeschichte) vom herumirrenden Seefahrer; die Geschichte vom totgeglaubten, heimkehrenden König; schließlich das Märchen vom Sohn, der auszieht, den verschollenen Vater zu suchen (»Telemachie«). Das dichterische Genie, das diese Elemente in das von ihm schriftlich fixierte Epos eingehen ließ und in der vorliegenden Form ausgestaltete, steht wahrscheinlich nicht am Anfang, sondern am Ende eines langen Prozesses. Viele frühere Philologen gehen von der hypothetischen Vorstellung eines ›Ur-Homer‹ aus, den es aus einem nachträglich verfälschten und entwerteten Text wieder herauszulesen gelte; andere Untersuchungen haben aber gezeigt, dass sich der überlieferte Text durchaus vom Gedanken der künstlerisch geschlossenen Konzeption und Komposition her betrachten und würdigen lässt.
    Der Abstand der Odyssee zur Ilias  – der eine unterschiedliche Autorschaft nahezu zwingend macht – zeigt sich vor allem in einem stark veränderten Menschenbild und einem neuen Verhältnis zu den Göttern. Zwar verhalten auch in der Odyssee anthropomorphe Götter sich den Menschen gegenüber nach Belieben aus der Nähe oder Ferne huldvoll oder grausam, willkürlich oder gerecht; doch ist die Erfahrung des Göttlichen als eines nur Ehrfurchtgebietenden einem mit dem Religiösen verbundenen Moralismus gewichen: Das Strafgericht der Götter trifft den, der Unrecht tut; dem jedoch, der den Willen der Götter achtet, der z.B. weder das Gastrecht noch fremdes Eigentum verletzt, der seinen Herrn ehrt und Unglückliche nicht von sich stößt, gehört ihre Huld. Wie ein roter Faden zieht sich dieses Motiv durch das Epos; das Verhalten gegenüber dem unglücklichen, unerkannten Odysseus wird zum Prüfstein für die, denen er begegnet. Eben durch die Verhöhnung und Misshandlung des ›Bettlers‹ bringen die Freier selbst das Blutgericht über sich, bei dem

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