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Odyssee: Fischer Klassik PLUS (German Edition)

Odyssee: Fischer Klassik PLUS (German Edition)

Titel: Odyssee: Fischer Klassik PLUS (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Homer
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Brot auf
    Und der Gerichte viel aus ihrem gesammelten Vorrat
    Und befahl mir zu essen. Doch meinem Herzen gefiel’s nicht,
    Sondern ich saß zerstreut und ahndete Böses im Herzen.
    Kirke bemerkte mich jetzt, wie ich dasaß, ohne die Speise
    Mit den Händen zu rühren, versunken in tiefe Schwermut;
    Und sie nahte sich mir und sprach die geflügelten Worte:
    Warum sitzest du so wie ein Stummer am Tische, Odysseus,
    Und zerquälst dein Herz und rührest nicht Speise und Trank an?
    Ist dir noch bange vor Hinterlist? Du mußt dich nicht fürchten!
    Denn ich habe dir’s ja mit hohem Eide geschworen!
    Also sprach sie; und ich antwortete wieder und sagte:
    Kirke, welcher Mann, dem Recht und Billigkeit obliegt,
    Hätte das Herz, sich eher mit Trank und Speise zu laben,
    Eh er die Freunde gerettet und selbst mit Augen gesehen?
    Darum, wenn du aus Freundschaft zum Essen und Trinken mich nötigst,
    Gib sie frei und zeige sie mir, die lieben Gefährten!
    Also sprach ich. Sie ging, in der Hand die magische Rute,
    Aus dem Gemach und öffnete schnell die Türe des Kofens
    Und trieb jene heraus, in Gestalt neunjähriger Eber.
    Alle stellten sich jetzt vor die mächtige Kirke, und diese
    Ging umher und bestrich jedweden mit heilendem Safte.
    Siehe, da sanken herab von den Gliedern die scheußlichen Borsten
    Jenes vergifteten Tranks, den ihnen die Zauberin eingab.
    Männer wurden sie schnell und jüngere Männer denn vormals,
    Auch weit schönerer Bildung und weit erhabneren Wuchses.
    Und sie erkannten mich gleich und gaben mir alle die Hände;
    Alle huben an, vor Freude zu weinen, daß ringsum
    Laut die Wohnung erscholl. Es jammerte selber die Göttin.
    Und sie nahte sich mir, die hehre Göttin, und sagte:
    Edler Laertiad, erfindungsreicher Odysseus,
    Gehe nun hin zu dem rüstigen Schiff am Strande des Meeres;
    Zieht vor allen Dingen das Schiff ans trockne Gestade
    Und verwahrt in den Höhlen die Güter und alle Geräte.
    Dann komm eilig zurück und bringe die lieben Gefährten.
    Also sprach sie und zwang mein edles Herz zum Gehorsam.
    Eilend ging ich zum rüstigen Schiff am Strande des Meeres
    Und fand dort bei dem rüstigen Schiffe die lieben Gefährten,
    Welche trostlos klagten und häufige Tränen vergossen.
    Wie wenn im Meierhofe die Kälber den Kühen der Herde,
    Welche satt von der Weide zum nächtlichen Stalle zurückgehn,
    Alle mit freudigen Sprüngen entgegeneilen (es halten
    Keine Gehege sie mehr, sie umhüpfen mit lautem Geblöke
    Ihre Mutter): so flogen die Freunde, sobald sie mich sahen,
    Alle weinend heran; und ihnen war also zumute,
    Als gelangten sie heim in Ithakas rauhe Gefilde
    Und in die Vaterstadt, wo jeder geboren und groß ward.
    Und sie jammerten laut mit diesen geflügelten Worten:
    Göttlicher Mann, wir freun uns so herzlich deiner Zurückkunft,
    Als gelangten wir jetzo in Ithakas heimische Fluren!
    Aber wohlan, erzähl uns der übrigen Freunde Verderben!
    Also riefen sie aus; und ich antwortete freundlich:
    Laßt uns vor allem das Schiff ans trockne Gestade hinaufziehn
    Und in den Höhlen die Güter und alle Geräte verwahren!
    Und dann machet euch auf, mich allesamt zu begleiten,
    Daß ihr unsere Freund’ in Kirkes heiliger Wohnung
    Essen und trinken seht; denn sie haben da volle Genüge!
    Also sprach ich; und schnell gehorchten sie meinem Befehle.
    Nur Eurylochos suchte die übrigen Freunde zu halten,
    Und er red’te sie an und sprach die geflügelten Worte:
    Arme, wo gehen wir hin? Welch heißes Verlangen nach Unglück
    Treibt euch, in Kirkes Wohnung hinabzusteigen? Sie wird uns
    Alle zusammen in Schwein’, in Löwen und Wölfe verwandeln
    Und uns Verwandelte zwingen, ihr großes Haus zu bewachen!
    Ebenso ging es auch dort den Freunden, die des Kyklopen
    Felsengrotte besuchten, geführt von dem kühnen Odysseus!
    Denn durch dessen Torheit verloren auch jene das Leben!
    Also sprach er; und ich erwog den wankenden Vorsatz,
    Mein geschliffenes Schwert von der nervichten Hüfte zu reißen
    Und sein Haupt, von dem Rumpfe getrennt, auf den Boden zu stürzen,
    Ob er gleich nahe mit mir verwandt war. Aber die Freunde
    Sprangen umher und hielten mich ab mit flehenden Worten:
    Göttlicher Held, wir lassen ihn hier, wenn du es befiehlest,
    Bleiben an dem Gestad, um unser Schiff zu bewahren.
    Aber führe du uns zu Kirkes heiliger Wohnung.
    Also sprachen die Freunde und gingen vom Strande des Meeres.
    Auch Eurylochos blieb nicht bei dem gebogenen Schiffe,
    Sondern folgte, geschreckt durch meine zürnende

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