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Odyssee: Fischer Klassik PLUS (German Edition)

Odyssee: Fischer Klassik PLUS (German Edition)

Titel: Odyssee: Fischer Klassik PLUS (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Homer
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wieder hinab vom Himmel zur Erde sich wendet:
    Sondern schreckliche Nacht umhüllt die elenden Menschen.
    Und wir zogen das Schiff an den Strand und nahmen die Schafe
    Schnell aus dem Raum; dann gingen wir längs des Ozeans Ufer,
    Bis wir den Ort erreichten, wovon uns Kirke gesaget.
    Allda hielten die Opfer Eurylochos und Perimedes.
    Aber nun eilt ich und zog das geschliffene Schwert von der Hüfte,
    Eine Grube zu graben, von einer Ell ins Gevierte.
    Hierum gossen wir rings Sühnopfer für alle Toten:
    Erst von Honig und Milch, von süßem Weine das zweite,
    Und das dritte von Wasser, mit weißem Mehle bestreuet.
    Dann gelobt ich flehend den Luftgebilden der Toten,
    Wann ich gen Ithaka käm, eine Kuh, unfruchtbar und fehllos,
    In dem Palaste zu opfern und köstliches Gut zu verbrennen
    Und für Teiresias noch besonders den stattlichsten Widder
    Unserer ganzen Herde, von schwarzer Farbe, zu schlachten.
    Und nachdem ich flehend die Schar der Toten gesühnet,
    Nahm ich die Schaf’ und zerschnitt die Gurgeln über der Grube;
    Schwarz entströmte das Blut, und aus dem Erebos kamen
    Viele Seelen herauf der abgeschiedenen Toten.
    Jüngling’ und Bräute kamen und kummerbeladene Greise,
    Und aufblühende Mädchen, im jungen Grame verloren.
    Viele kamen auch, von ehernen Lanzen verwundet,
    Kriegerschlagene Männer mit blutbesudelter Rüstung.
    Dicht umdrängten sie alle von allen Seiten die Grube
    Mit grauenvollem Geschrei, und bleiches Entsetzen ergriff mich.
    Nun befahl ich und trieb aufs äußerste meine Gefährten,
    Beide liegenden Schafe, vom grausamen Erze getötet,
    Abzuziehn und ins Feuer zu werfen und anzubeten
    Aides’ schreckliche Macht und die strenge Persephoneia.
    Aber ich eilt und zog das geschliffene Schwert von der Hüfte,
    Setzte mich hin und ließ die Luftgebilde der Toten
    Sich dem Blute nicht nahn, bevor ich Teiresias fragte.
    Erstlich kam die Seele von unserm Gefährten Elpenor.
    Denn er ruhte noch nicht in der weitumwanderten Erde,
    Sondern wir hatten den Leichnam in Kirkes Wohnung verlassen,
    Weder beweint noch begraben; uns drängten andere Sorgen.
    Weinend erblickt ich ihn und fühlete herzliches Mitleid,
    Und ich redet ihn an und sprach die geflügelten Worte:
    Sag, Elpenor, wie kamst du hinab ins nächtliche Dunkel?
    Gingst du schneller zu Fuß als ich im schwärzlichen Schiffe?
    Also sprach ich, und drauf begann er mit schluchzender Stimme:
    Edler Laertiad, erfindungsreicher Odysseus,
    Ach, ein feindlicher Geist und der Weinrausch war mein Verderben!
    Schlummernd auf Kirkes Palast, vergaß ich in meiner Betäubung,
    Wieder hinab die Stufen der langen Treppe zu steigen,
    Sondern ich stürzte mich grade vom Dache hinunter; der Nacken
    Brach aus seinem Gelenk und die Seele fuhr in die Tiefe.
    Doch nun fleh ich dich an bei deinen verlassenen Lieben,
    Deiner Gemahlin, dem Vater, der dich als Knaben gepfleget,
    Und bei dem einzigen Sohne Telemachos, welcher daheim blieb
    (Denn ich weiß es, du kehrst zurück aus Aides’ Herrschaft
    Und dein rüstiges Schiff erreicht die Insel Aiaia),
    Dort, begehr ich von dir, gedenke meiner, o König:
    Laß nicht unbeweint und unbegraben mich liegen,
    Wann du scheidest, damit dich der Götter Rache nicht treffe,
    Sondern verbrenne mich samt meiner gewöhnlichen Rüstung,
    Häufe mir dann am Gestade des grauen Meeres ein Grabmahl,
    Daß die Enkel noch hören von mir unglücklichem Manne!
    Dieses richte mir aus und pflanz auf den Hügel das Ruder,
    Welches ich lebend geführt in meiner Freunde Gesellschaft.
    Also sprach er; und ich antwortete wieder und sagte:
    Dies, unglücklicher Freund, will ich dir alles vollenden.
    Also saßen wir dort und redeten traurige Worte,
    Ich an der einen Seite, der über dem Blute das Schwert hielt,
    Und an der andern der Geist des kummervollen Gefährten.
    Jetzo kam die Seele von meiner gestorbenen Mutter,
    Antikleia, des großgesinnten Autolykos Tochter,
    Welche noch lebte, da ich zur heiligen Ilios schiffte.
    Weinend erblickt ich sie und fühlete herzliches Mitleid;
    Dennoch verbot ich ihr, obgleich mit inniger Wehmut,
    Sich dem Blute zu nahn, bevor ich Teiresias fragte.
    Jetzo kam des alten Thebaiers Teiresias Seele,
    Haltend den goldenen Stab; er kannte mich gleich und begann so:
    Edler Laertiad, erfindungsreicher Odysseus,
    Warum verließest du doch das Licht der Sonne, du Armer,
    Und kamst hier, die Toten zu schaun und den Ort des Entsetzens?
    Aber weiche zurück und wende das Schwert von der Grube,
    Daß ich trinke des Blutes

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