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Odyssee: Fischer Klassik PLUS (German Edition)

Odyssee: Fischer Klassik PLUS (German Edition)

Titel: Odyssee: Fischer Klassik PLUS (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Homer
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von ungezeichneter Schwärze,
    Ihre Häupter gekehrt zum Erebos; aber du selber
    Wende dein Antlitz zurück nach den Fluten des Stromes. Dann werden
    Viele Seelen kommen der abgeschiedenen Toten.
    Jetzo ermahn und treib aufs äußerste deine Gefährten,
    Beide liegenden Schafe, vom grausamen Erze getötet,
    Abzuziehn und ins Feuer zu werfen und anzubeten
    Aides’ schreckliche Macht und die strenge Persephoneia.
    Aber du reiße schnell das geschliffene Schwert von der Hüfte,
    Setze dich hin und laß die Luftgebilde der Toten
    Sich dem Blute nicht nahn, bevor du Teiresias ratfragst.
    Und bald wird der Prophet herwandeln, o Führer der Völker,
    Daß er dir weissage den Weg und die Mittel der Reise,
    Und wie du heimgelangst auf dem fischdurchwimmelten Meere.
    Also sprach sie; da kam die goldenthronende Eos,
    Und sie bekleidete mich mit wollichtem Mantel und Leibrock;
    Aber sich selber zog die Nymphe ihr Silbergewand an,
    Lang, anmutig und fein, und schlang um die Hüfte den schönen
    Goldgetriebenen Gürtel und schmückte das Haupt mit dem Schleier.
    Aber ich ging durch die Burg und ermunterte meine Gefährten,
    Trat zu jeglichem Mann und sprach die freundlichen Worte:
    Lieget nun nicht länger vom süßen Schlummer umduftet!
    Laßt uns reisen, denn schon ermahnt mich die göttliche Kirke!
    Also sprach ich und zwang ihr edles Herz zum Gehorsam.
    Aber ich führt auch von dannen nicht ohne Verlust die Gefährten.
    Denn der jüngste der Schar, Elpenor, nicht eben besonders
    Tapfer gegen den Feind noch mit Verstande gesegnet,
    Hatte sich heimlich beiseit’ auf Kirkes heilige Wohnung,
    Von der Hitze des Weins sich abzukühlen, gelagert.
    Jetzo vernahm er den Lärm und das rege Getümmel der Freunde;
    Plötzlich sprang er empor und vergaß in seiner Betäubung,
    Wieder hinab die Stufen der langen Treppe zu steigen,
    Sondern er stürzte sich grade vom Dache hinunter; der Nacken
    Brach aus seinem Gelenk, und die Seele fuhr in die Tiefe.
    Zu der versammelten Schar der übrigen sprach ich im Gehen:
    Freunde, ihr wähnt vielleicht, zur lieben heimischen Insel
    Hinzugehn; doch Kirke gebeut eine andere Reise,
    Hin zu Aides Reich und der strengen Persephoneia,
    Um des thebaiischen Greises Teiresias Seele zu fragen.
    Als sie dieses vernommen, da brach ihr Herz vor Betrübnis;
    Jammernd setzten sie sich in den Staub und rauften ihr Haupthaar:
    Aber sie konnten ja nichts mit ihrer Klage gewinnen.
    Während wir nun zu dem rüstigen Schiff am Strande des Meeres
    Herzlich bekümmert gingen und viele Tränen vergießend,
    Ging auch Kirke dahin und band bei dem schwärzlichen Schiffe
    Einen Bock und ein Schaf von ungezeichneter Schwärze,
    Leicht uns vorüberschlüpfend. Denn welches Sterblichen Auge
    Mag des Unsterblichen Gang, der sich verhüllet, entdecken?

XI. Gesang
    Ein nördlicher Götterwind führt Odysseus zum Gestade der nächtlichen Kimmerier, wo der Weltstrom Okeanos ins Meer einströmt. An der Kluft, die in Aides’ unterirdisches Reich hinabgeht, opfert er Totenopfer, worauf die Geister aus der Tiefe dem Blute nahn. Elpenor fleht um Bestattung. Die Mutter wird vom Blute gehemmt, bis Teiresias getrunken und geweissagt. Dann trinkt die Mutter und erkennt ihn. Dann Seelen uralter Heldinnen. Dann Agamemnon mit den Seinigen. Achilleus mit Patroklos und Antilochos, auch Ajas, Telamons Sohn. In der Ferne der richtende Minos, Orion jagend; Tityos, Tantalos und Sisyphos gequält. Des Herakles Bild annahend. Rückfahrt aus dem Okeanos.
    Als wir jetzo das Schiff und des Meeres Ufer erreichten,
    Zogen wir erstlich das Schiff hinab in die heilige Meersflut,
    Stellten die Masten empor und die Segel im schwärzlichen Schiffe,
    Brachten darauf die Schafe hinein und traten dann selber
    Herzlich bekümmert ins Schiff und viele Tränen vergießend.
    Jene sandte vom Ufer dem blaugeschnäbelten Schiffe
    Günstigen segelschwellenden Wind zum guten Begleiter,
    Kirke, die schöngelockte, die hehre melodische Göttin.
    Eilig brachten wir jetzt die Geräte des Schiffes in Ordnung,
    Saßen dann still und ließen vom Wind und Steuer uns lenken.
    Und wir durchschifften den Tag mit vollem Segel die Wasser,
    Und die Sonne sank und Dunkel umhüllte die Pfade.
    Jetzo erreichten wir des tiefen Ozeans Ende.
    Allda liegt das Land und die Stadt der kimmerischen Männer.
    Diese tappen beständig in Nacht und Nebel, und niemals
    Schauet strahlend auf sie der Gott der leuchtenden Sonne,
    Weder wenn er die Bahn des sternichten Himmels hinansteigt,
    Noch wenn er

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