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Odyssee: Fischer Klassik PLUS (German Edition)

Odyssee: Fischer Klassik PLUS (German Edition)

Titel: Odyssee: Fischer Klassik PLUS (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Homer
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und dir dein Schicksal verkünde.
    Also sprach er; ich wich und steckte das silberbeschlagne
    Schwert in die Scheid. Und sobald er des schwarzen Blutes getrunken,
    Da begann er und sprach, der hoch erleuchtete Seher:
    Glückliche Heimfahrt suchst du, o weitberühmter Odysseus:
    Aber sie wird dir ein Gott schwer machen; denn nimmer entrinnen
    Wirst du dem Erderschüttrer! Er trägt dir heimlichen Groll nach,
    Zürnend, weil du den Sohn des Augenlichtes beraubt hast.
    Dennoch kämet ihr einst, obzwar unglücklich, zur Heimat,
    Möchtest du nur dein Herz und deiner Freunde bezähmen,
    Wann du jetzo, den Schrecken des dunkeln Meeres entfliehend,
    Mit dem rüstigen Schiff an der Insek Thrinakia landest
    Und die weidenden Rinder und feisten Schafe da findest,
    Heilig dem Sonnengotte, der alles siehet und höret.
    Denn so du, eingedenk der Heimkunft, diese verschonest,
    Könnet ihr einst, obzwar unglücklich, gen Ithaka kommen.
    Aber verletzest du sie, alsdann weissag ich Verderben
    Deinem Schiff und den Freunden. Und wenn du selber entrinnest,
    Wirst du doch spät, unglücklich, und ohne Gefährten zur Heimat
    Kommen, auf fremdem Schiff, und Elend finden im Hause,
    Übermütige Männer, die deine Habe verschlingen
    Und dein göttliches Weib mit Brautgeschenken umwerben:
    Aber kommen wirst du und strafen den Trotz der Verräter.
    Hast du jetzo die Freier, mit Klugheit oder gewaltsam
    Mit der Schärfe des Schwerts, in deinem Palaste getötet,
    Siehe, dann nimm in die Hand ein geglättetes Ruder und gehe
    Fort in die Welt, bis du kommst zu Menschen, welche das Meer nicht
    Kennen und keine Speise gewürzt mit Salze genießen,
    Welchen auch Kenntnis fehlt von rotgeschnäbelten Schiffen
    Und von geglätteten Rudern, den Fittichen eilender Schiffe.
    Deutlich will ich sie dir bezeichnen, daß du nicht irrest.
    Wenn ein Wanderer einst, der dir in der Fremde begegnet,
    Sagt, du tragst eine Schaufel auf deiner rüstigen Schulter,
    Siehe, dann steck in die Erde das schöngeglättete Ruder,
    Bringe stattliche Opfer dem Meerbeherrscher Poseidon,
    Einen Widder und Stier und einen mutigen Eber.
    Und nun kehre zurück und opfere heilige Gaben
    Allen unsterblichen Göttern, des weiten Himmels Bewohnern,
    Nach der Reihe herum. Zuletzt wird außer dem Meere
    Kommen der Tod und dich vom hohen behaglichen Alter
    Aufgelöseten sanft hinnehmen, wann ringsum die Völker
    Froh und glücklich sind. Nun hab ich dein Schicksal verkündet.
    Also sprach er, und ich antwortete wieder und sagte:
    Ja, Teiresias, selbst die Götter beschieden mir solches!
    Aber verkündige mir und sage die lautere Wahrheit.
    Dort erblick ich die Seele von meiner gestorbenen Mutter:
    Diese sitzet still bei dem Blut und würdigt dem Sohne
    Weder ein Wort zu sagen noch grad ins Antlitz zu schauen.
    Wie beginn ich es, Herrscher, daß sie als Sohn mich erkenne?
    Also sprach ich, und schnell antwortete jener und sagte:
    Leicht ist, was du mich fragst, ich will dir’s gerne verkünden.
    Wem du jetzo erlaubst der abgeschiedenen Toten,
    Sich dem Blute zu nahn, der wird dir Wahres erzählen;
    Aber wem du es wehrst, der wird stillschweigend zurückgehn.
    Also sprach des hohen Teiresias Seele und eilte
    Wieder in Aides’ Wohnung, nachdem sie mein Schicksal geweissagt.
    Aber ich blieb dort sitzen am Rande der Grube, bis endlich
    Meine Mutter kam, des schwarzen Blutes zu trinken.
    Und sie erkannte mich gleich und sprach mit trauriger Stimme:
    Lieber Sohn, wie kamst du hinab ins nächtliche Dunkel,
    Da du noch lebst? Denn schwer wird Lebenden, dieses zu schauen.
    Große Ströme fließen und furchtbare Fluten dazwischen,
    Und vor allen der Strom des Ozeans, welchen zu Fuße
    Niemand, sondern allein im rüstigen Schiffe durchwandert.
    Schweifst du jetzo hieher, nachdem du vom troischen Ufer
    Mit dem Schiff und den Freunden so lange geirret? Und kamst du
    Noch gen Ithaka nicht und sahst zu Hause die Gattin?
    Also sprach sie; und ich antwortete wieder und sagte:
    Meine Mutter, mich trieb die Not in Aides’ Wohnung,
    Um des thebaiischen Greises Teiresias Seele zu fragen.
    Denn noch hab ich Achaia, noch hab ich unsere Heimat
    Nicht berührt, ich irre noch stets von Leiden zu Leiden,
    Seit ich zuerst in dem Heere des göttlichen Agamemnon
    Hin gen Ilion zog, zum Kampf mit den Reisigen Trojas.
    Aber verkündige mir und sage die lautere Wahrheit:
    Welches Schicksal bezwang dich des schlummergebenden Todes?
    Zehrte dich Krankheit aus? Oder traf dich die Freundin der Pfeile
    Artemis unversehns

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