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Öffne deine Seele (German Edition)

Öffne deine Seele (German Edition)

Titel: Öffne deine Seele (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephan M. Rother
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sich rau an von der ständigen Mundatmung.
    Er hätte in seinem Zustand im Penthouse bleiben sollen. Oder noch besser zu der sanften Asiatin ein Stück vom Kiez entfernt gehen sollen, die einen eigenen Jacuzzi hatte. Die feuchte Luft hätte seinen Schleimhäuten gutgetan, und die Entspannung …
    Er schüttelte den Kopf. Ganz vorsichtig.
    «Kann es sein, dass Sie nicht besonders viel miteinander reden?», erkundigte er sich.
    «Was soll das jetzt wieder?»
    Merz verdrehte die Augen.
    «Ist es möglich, dass Sie Ihre Frau so wenig kennen?», fragte er. «Wenn Sie es auch nur für denkbar halten, dass sie Marius irgendetwas über Ihre privaten Probleme erzählt haben soll?»
    «Ach?» Dennis wechselte auf die linke Spur. «Und Sie kennen sie?»
    «Ja.»
    «Mit Ihnen redet sie?»
    «Ja. Auch das. Wenn sie sich darauf einlässt.»
    «Und als Nächstes erzählen Sie mir, dass das Verhältnis zwischen Ihnen beiden rein platonisch ist! Dass nie was zwischen Ihnen war und Sie …»
    «Nein.» Merz legte die Hände übereinander. «Ich will Ihre Frau, Dennis, und wenn ich auch nur den Hauch einer Chance sehe, werde ich alles dafür tun, sie zu bekommen. Wenn Sie jetzt bitte bremsen würden? Für mich sieht das nach Stau aus da vorne.»
    Ein Ruck ging durch den Wagen, als Dennis in die Bremse trat. Ein Audi hinter ihnen hupte laut und anhaltend.
    Eine neue, dunkle Wetterfront kroch heran und ließ den Vormittag zur Nacht werden.
    «Ausfahrt Heimfeld», brummte Dennis. «Hier ab?»
    Der Anwalt nickte. «Am Ende der Spur nach links. Wir wollen hoch in die Schwarzen Berge.»
    Im Moment waren die bewaldeten Anhöhen kaum auszumachen. Alles war ein gleichmäßiges dunkles Grau.
    Dennis folgte der Stader Straße und bog dann auf die halblaute Anweisung des Anwalts hin in den Ehestorfer Heuweg ein.
    Merz’ Blick glitt über den Straßenrand.
    Hier, am Rand der Anhöhen, hatte sich die volle Gewalt des Unwetters entladen. Noch immer lagen Äste auf der Straße. Auf Höhe der Schule sperrte ein warnendes Plastikband einen Teil des Gehwegs ab.
    Menschen waren nirgends zu sehen.
    Ob die Demonstranten sich verzogen hatten? Vermutlich, dachte er, wenn sie vernünftig waren. Der Teil von ihnen, der auf seine Veranlassung hin erschienen war, damit das Bild ein wenig eindrucksvoller aussah, war zwar für achtundvierzig Stunden im Voraus entlohnt worden, aber eine Orkanklausel hatte er in die Vereinbarung nicht aufgenommen.
    Doch hier unten hatte ohnehin keiner der Protestler etwas verloren gehabt. Entsprechend hatte auch niemand von ihnen beobachten können, wie Merz das Gelände verlassen oder wie Hannah es betreten hatte.
    «Langsamer jetzt», murmelte der Anwalt, als die Sennhütte mit der überdimensionierten Eulenskulptur in den Blick kam. «Hinter dem Gebäude links rein.»
    Im selben Moment begriff er, dass es ein Fehler gewesen war, nicht Dennis’ Wagen zu nehmen.
    Der Schlamm spritzte gegen die Scheiben. Der eigentliche Weg war kaum noch zu erkennen.
    «Mein Gott», murmelte Dennis. «Das ist ja ein halber Bergrutsch.»
    «Stopp!»
    Die Schranke war eben in den Blick gekommen, noch hundert Meter entfernt.
    Doch sie war unerreichbar. Ein umgestürzter Baum blockierte den Weg, dahinter lag ein Gewirr belaubter Äste.
    Dennis hielt an. Beide Männer stiegen aus.
    Merz klopfte sich innerlich auf die Schulter für seine Geistesgegenwart, mit der er anstelle seiner gewöhnlichen Businessgarderobe eine schlichte Jeans und einen Pullover gewählt hatte, als sie aus der Wohnung in Rotherbaum aufgebrochen waren.
    Anders als Dennis.
    Der Anzug, den Hannahs Ehemann trug, war eindeutig von der Stange, doch die Art, wie Dennis storchenartig einen Schritt vor den anderen setzte, ließ deutlich werden, dass er selbst von dieser Qualität keinen ganzen Schrank voll hatte.
    «Zumindest eine Erklärung, warum wir auf dem Anwesen niemanden erreichen», murmelte Merz.
    Noch immer regnete es, in Bindfäden jetzt. Beunruhigendes Knacken war aus dem Wald zu hören, doch darüber ertönte ein anderes, technischeres Geräusch.
    Merz ging einige Schritte auf die Schranke zu.
    Das Geräusch wurde lauter, und nach wenigen Sekunden sah er eine schwere Maschine aus grünem Metall, die auf meterbreiten Reifen wie in Zeitlupe die Zufahrt hinabkroch, dabei immer wieder ihre Klaue nach den mächtigsten Ästen ausstreckte und sie mit einem dröhnenden Laut aus dem Weg schob.
    Alles, was weniger als Armdurchmesser hatte, walzten die Reifen widerstandslos

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