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Öffne deine Seele (German Edition)

Öffne deine Seele (German Edition)

Titel: Öffne deine Seele (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephan M. Rother
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Nachricht überbringen, die sie bis in ihre Grundfesten erschüttert, neigen dazu, sich irgendwo festzuhalten.
    Einige dieser Leute hatten sich sogar schon an Albrecht oder mir festgeklammert.
    Doch Elisabeth Sieverstedt war kein solcher Mensch.
    Allerdings wäre ihr das auch schwergefallen auf diese Entfernung. Jörg Albrecht wartete ab, bis sie die Bibliothek betreten hatte, bevor er ihr mit ein paar Schritten Abstand folgte.
    «Bitte», murmelte sie und deutete auf mehrere Sessel um einen Tisch mit altertümlicher Schnitzerei.
    Mein Sitzplatz war überraschend bequem, als ich mich niederließ. Albrecht wählte den Nebensessel.
    Die Konsulin blieb stehen.
    Ein Kaminfeuer beleuchtete die rechte Hälfte ihres Gesichts. Die einzige Andeutung von Farbe, die dort zu sehen war.
    «Er ist …» Sie hob die rechte Hand und schloss sie fest um die linke.
    Körperkontakt, dachte ich. Also doch. Aber sie hielt sich an sich selbst fest.
    Ich öffnete meine Handtasche, kramte meinen Notizblock raus und warf Albrecht unauffällig einen Blick zu. Er reagierte nicht darauf. Seine Augen waren auf die Frau gerichtet. Der Widerschein der Flammen lag auf seinem Gesicht. Ich konnte nicht sagen, welche Schatten echt waren.
    «Er ist nicht mehr am Leben?», flüsterte Elisabeth Sieverstedt.
    Der Hauptkommissar holte Luft und nickte stumm.
    Die Konsulin schloss die Augen. «Wo?», fragte sie.
    Ich schrieb das Wort mit. Wo? Nicht: Wie?
    Und warum hatte sie auf der Stelle nach Falk gefragt? Wie hatte sie ahnen können, dass wir seinetwegen hier waren?
    Doch dann musste ich daran denken, was ich selbst zu Albrecht gesagt hatte. Nicht das kleinste bisschen hätte es mich gewundert, wenn wir irgendwann mal vor Falk Sieverstedts Leiche gestanden hätten.
    War es tatsächlich so simpel?
    Gingen Albrecht dieselben Gedanken durch den Kopf? Seine Miene blieb undurchschaubar.
    «In einem … Teich», sagte er. «In der Stadt.»
    Kein Wort vom Dahliengarten. Ich bezweifelte, dass das für Elisabeth Sieverstedt in diesem Moment einen Unterschied gemacht hätte. Sie kannte die Polizeiberichte nicht.
    Doch es würde einen Unterschied machen.
    Morgen oder übermorgen, wenn die Zeitungen und das Fernsehen auf die Sache anspringen würden, würde es einen ganz gewaltigen Unterschied machen.
    «Hat …» Ich sah, wie sie Luft holte. «Hat er sich …»
    Diesmal hob ich die Augenbrauen.
    Doch Albrecht ließ ihr keine Gelegenheit, den Gedanken zu Ende zu führen.
    «Wir gehen davon aus, dass ein Fremdverschulden vorliegt», erklärte er.
    Die Konsulin nahm die Worte hin. Unmöglich zu sagen, was sie dachte. «Ihr werdet mir jetzt Fragen stellen wollen», sagte sie tonlos.
    Der Hauptkommissar nickte. «Wenn du glaubst, dass du …»
    «Bitte», sagte sie rasch. «Je eher wir anfangen …» Sie schüttelte den Kopf. «… desto besser.»
    «Elisabeth, wir können auch morgen …»
    «Bitte!» Eine Spur schärfer.
    Albrecht schlug die Beine übereinander und hatte plötzlich wieder sehr viel mehr Ähnlichkeit mit dem Leiter unseres PK, den ich seit zehn Jahren kannte.
    «Es wäre gut, wenn wir auch mit deinem Mann sprechen könnten», sagte er.
    «Ich werde ihn verständigen, sobald unser Gespräch zu Ende ist», versprach sie. «Er ist noch in Flensburg, auf der Gala wegen der Regattaeröffnung. Das dauert immer so lange.»
    Kam die letzte Bemerkung einen Augenblick zu schnell? Ich machte eine Notiz, strich sie aber im nächsten Moment wieder durch.
    Diese Frau verbarg etwas. Das war unübersehbar. Doch ich bekam nicht zu fassen, was es war.
    Hat er sich das Leben genommen? Das war es doch gewesen, was sie hatte sagen wollen, als Albrecht ihr ins Wort gefallen war.
    Stellte ich mir die falschen Fragen?
    Sollte ich besser fragen, was sie beide verbargen?
    «Mir ging es nicht gut heute Morgen», erklärte Elisabeth Sieverstedt. «Deshalb bin ich hiergeblieben.»
    Albrecht nickte. «Einer von euch wird den Jungen identifizieren müssen. Wir sind uns zwar sicher, dass er es ist, aber …»
    «Du wärst nicht gekommen, wenn du dir nicht sicher wärst», murmelte sie und ließ sich plötzlich doch auf das samtbezogene Sofa sinken, an der Längsseite des Tisches. «Stell jetzt bitte deine Fragen.»
    «In Ordnung.» Er sah sie an. Täuschte ich mich, oder war es das erste Mal, dass er sie tatsächlich direkt ansah? «Elisabeth, kannst du mir sagen, wann und wo du Falk zum letzten Mal gesehen hast?»
    «Gestern Abend», antwortete sie und betrachtete ihre

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