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Öffne deine Seele (German Edition)

Öffne deine Seele (German Edition)

Titel: Öffne deine Seele (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephan M. Rother
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ergehen lässt.»
    Ein Mensch, dachte ich, der nicht imstande ist, sich zu wehren, weil seine aktive Gegenwehr, seine Fähigkeit zu erkennen, was mit ihm vorgeht, ausgeschaltet wurde.
    Ein Mensch, dem ein spitzer Gegenstand in die Augenhöhle eingeführt worden ist, um seine Seele zu öffnen.
    Falk Sieverstedts Körper hatte im Wasser des Bassins bis zum letzten Atemzug gekämpft – doch das war ein Reflex gewesen.
    Und auch der Körper dieses Mädchens musste sich verzweifelt gewehrt haben – nachdem sich der Knoten einmal zugezogen hatte.
    Doch ein Seil, das lose um den Hals gelegt wurde, ein Knoten, der an einer bestimmten Stelle positioniert wurde: War ein lobotomierter Mensch in der Lage zu erfassen, was diese Vorgänge bedeuteten, und auf sie zu reagieren?
    Ich konnte Detlef Langen nicht danach fragen.
    Genauso wenig wie ich ihn bitten konnte, die Augenhöhle des Mädchens auf Spuren des Eingriffs zu prüfen oder eine toxikologische Untersuchung zu veranlassen – das Mädchen war gestern Abend noch lebend gesehen worden; die Chancen, dass noch Spuren eines Sedativums messbar waren, standen besser als bei Falk.
    Doch ich durfte diese Schritte nicht in die Wege leiten. Es wäre unmöglich gewesen, sie vor dem PK geheim zu halten.

sieben
    E lisabeth.»
    Die nachtschwarzen Brillengläser blickten ihm entgegen.
    Jörg Albrecht fluchte lautlos.
    Einen auffälligeren Aufzug hatte sie sich nicht aussuchen können? Kostüm, Kopftuch, alles weiß. Sogar der sündhaft teure offene Wagen.
    Wenn in diesem Moment auf dem Revier jemand aus dem Fenster schaute …
    Er schüttelte sich. Machte das jetzt noch einen Unterschied?
    Der Hauptkommissar warf einen raschen Blick über die Straße.
    Etwas hatte sich verändert seit dem Morgen. Noch immer herrschte drückende Hitze, doch die Farben hatten eine andere Intensität gewonnen. Der Himmel über der Hansestadt zeigte nicht länger das wolkenlose Blau der vergangenen Wochen.
    Als Albrecht geradeaus sah, konnte er über die Häuserfassaden jenseits der Königstraße hinweg ein dunkles Grau erkennen, weit draußen noch, am anderen Elbufer, über den Schwarzen Bergen, aber eindeutig sichtbar.
    Es schien sich von Sekunde zu Sekunde zu vertiefen.
    Noch kein Wetterleuchten, dafür war es zu früh. Kein Donnern in der Ferne. Und doch waren die Zeichen untrüglich.
    Das Unwetter war nicht mehr fern.
    Noch einmal schüttelte er sich und trat dann an den Wagen. «Elisabeth», sagte er zum dritten Mal.
    «Jörg.» Ihr Gesicht hob sich eine Idee. «Steig ein.»
    «Bitte?»
    «Wir müssen reden. Steig ein.»
    «Ausgeschlossen.» Er schüttelte energisch den Kopf. «Ja, wir müssen reden, aber nicht jetzt. Elisabeth, du darfst auf keinen Fall zurück in die Villa. Ich muss in vierundzwanzig Minuten in Winterhude sein und …»
    «Steig ein. Ich fahr dich hin.»
    «Verflucht, Elisabeth, ich bin im Begriff …»
    Ihre Haltung veränderte sich kein bisschen. Sie sah ihn an.
    Schimpfend umrundete Albrecht das Fahrzeug und öffnete die Beifahrertür.
    «Zum Polizeipräsidium», knurrte er. «Hindenburgstraße.»
    «Schnall dich an. Falls wir in eine Kontrolle kommen.»
    Das fehlte noch, dachte er.
    Die Konsulin legte den Gang ein und setzte rückwärts aus der Parklücke. Sie trug fingerlose Lederhandschuhe.
    Weiß. Natürlich.
    «Elisabeth.»
    «Wir müssen über Falk reden.»
    Er biss die Zähne zusammen. Endlich war sie bereit, mit der Sprache herauszurücken, doch jetzt war es zu spät.
    Es ist schon immer zu spät gewesen, dachte er. Es ist seit fünfzehn Jahren zu spät.
    «Halt!» Er hob die Hand und legte seine Aktentasche auf den Knien zurecht. «Hör mir zu, Elisabeth! Ich bin im Begriff, den Fall abzugeben. Ich kann unmöglich eine Ermittlung gegen Falks Mörder führen, nach allem, was zwischen uns beiden gewesen ist. Ich habe eine Verantwortung: vor meinem Beruf, vor meinen Mitarbeitern. Und vor mir selbst.»
    Fünfzig Meter vor ihnen sprang eine Ampel auf Gelb. Elisabeth trat das Gaspedal durch.
    «Verdammt!»
    Bremsen quietschten, als sie an einem Kleinwagen vorbeirauschte, der vor der Haltelinie langsamer geworden war.
    Der Mercedes schoss über die Kreuzung, weiter, die Max-Brauer-Allee entlang.
    «Ausgeschlossen», flüsterte sie. «Du musst weitermachen.»
    «Elisabeth, ist dir klar, welche Rolle heutzutage verfahrenstechnische Details in einer Ermittlung spielen? Willst du, dass Falks Mörder nicht verurteilt werden kann, weil man mir Befangenheit nachweist?»
    «Mach

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