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Öffne die Augen: Thriller (German Edition)

Öffne die Augen: Thriller (German Edition)

Titel: Öffne die Augen: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Franck Thilliez
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Ihren Fotos vergleichen. Also, ich lasse Sie jetzt allein. Wenn Sie Fragen haben, können Sie gerne das Telefon dort hinten benutzen.«
    » Geht die Leitung auch nach draußen? Mein Handy funktioniert nicht.«
    » Ja, aber solche Verbindungen werden Ihnen in Rechnung gestellt. Wenn Sie fertig sind, rufen Sie am Empfang an, damit man Sie abholt, sonst verlaufen Sie sich.«
    Als sie gerade gehen wollte, rief Lucie sie zurück.
    » Sie haben mir nicht geantwortet. Was hat es mit den illegitimen Kindern auf sich?«
    Patricia Richaud nahm ihre kleine runde Brille ab und putzte sie sorgfältig.
    » Wie der Name vermuten lässt, handelt es sich um uneheliche Kinder. Sie sagen, Sie sind Polizistin? Was genau suchen Sie?«
    » Ich muss zugeben, dass ich das selbst nicht richtig weiß.«
    » Wenn Sie in der Vergangenheit von Quebec herumstöbern, dann nehmen Sie das bitte nicht auf die leichte Schulter. Diese Periode war schwarz genug, und jeder versucht, sie zu vergessen.«
    » Wie meinen Sie das?«
    Die Archivarin verließ brüsk den Raum und schloss die Tür heftig hinter sich. Lucie legte ihren Rucksack auf einen runden Tisch. Was hatte diese Frau sagen wollen? Eine schwarze Periode. Gab es einen Bezug zu ihren Ermittlungen?
    Seufzend sah sie sich um.
    » Da habe ich gut zu tun…«
    Da ihr kein Familienname bekannt war, machte Lucie sich sofort an das chronologische Verzeichnis. Sie überlegte schnell. Der Film stammte von 1955, das Mädchen mochte damals vielleicht acht Jahre alt gewesen sein. Unwahrscheinlich, dass sie in diesem Jahr aufgenommen worden war, denn sie schien die Leute und Örtlichkeiten bereits gut zu kennen. Und die Psychomorphologin hatte festgestellt, dass sie während der Dreharbeiten gewachsen war. Lucie begann also mit dem Jahr 1954.
    » Mein Gott…«
    Allein 1954 gab es dreitausendsiebenhundertzwölf Aufnahmen in den verschiedenen religiösen Einrichtungen der Region. Ein wahrer Kinder-Exodus.
    Lucie konzentrierte sich auf ihre Arbeit. Sie wusste den einen Vornamen. Einige Silben, die von den Lippen eines Mädchens in einem alten Schwarz-Weiß-Kurzfilm abzulesen waren. Sie griff nach ihrem Notizbuch und überflog, was sie sich vor ein paar Tagen während des Treffens mit der Spezialistin für Lippenlesen aufgeschrieben hatte: Was ist Lydia zugestoßen?
    Lydia…
    Als Lucie zum ersten Mal auf den Vornamen Lydia stieß– Lydia Marchand, sieben Jahre–, war sie überzeugt, die Richtige gefunden zu haben. Mit der Aktennummer lief sie zu dem entsprechenden Regal, fand das Dokument und zog es heraus. Das Foto stimmte nicht mit denen der Mädchen aus dem Film überein. Aber vielleicht war Lydia bei dem Kaninchen-Massaker nicht zugegen gewesen.
    Lucie gab nicht auf. Das Wichtigste war der Name der Institution, in der Lydia lebte: Couvent des Sœurs du Bon-Pasteur de Quebec. Die Kommissarin kehrte zu den Schubladen zurück, fand das Verzeichnis des entsprechenden Klosters und nahm sich die Karteikarten der Waisenkinder vor– es waren dreihundertsiebenundvierzig.
    Dreihundertsiebenundvierzig Waisenkinder– und das waren nur die Mädchen.
    Um die Kleine von der Schaukel zu finden, blieb ihr nichts anderes übrig, als sämtliche Karteikarten durchzusehen und die jeweiligen Fotos mit ihren eigenen zu vergleichen.
    Der Vormittag verging, ohne dass sie zu irgendeinem Ergebnis gekommen wäre. Es war also nicht die richtige Lydia. Ein Tiefschlag. Als ihr das Ausmaß der bevorstehenden Arbeit bewusst wurde, nahm Lucie einen Apfel aus ihrem Rucksack und ließ die Schultern kreisen. Ihre Augen waren gerötet. Das grelle Neonlicht und die klein geschriebenen Namen waren ermüdend. Suchte sie überhaupt in der richtigen Stadt?
    Sie wollte daran glauben. Alle Spuren führten nach Montreal.
    Um Viertel nach eins machte sie sich an das Jahr 1953. Gegen fünf Uhr nahm sie sich 1952 vor. Und zum x-ten Mal stieß sie auf eine Lydia, diesmal führte die Spur ins Hôpital de la Charité von Montreal.
    Automatisch zog Lucie den dicken Aktenstapel des Krankenhauses heraus, das war ihre letzte Suche für heute. Das Archiv schloss um sieben Uhr, und außerdem würde ihr bald der Kopf platzen. Namen, Namen, nichts als Namen.
    Als sie ungefähr drei Viertel des Packens durchgearbeitet hatte, fiel ihr Blick auf ein Foto, und ihr Herz schlug schneller.
    Das war sie. Das Mädchen von der Schaukel.
    Alice Tonquin.
    Drei Jahre lagen zwischen dem Foto auf der Karteikarte und dem aus dem Film, aber Lucie war sich ganz sicher. Die

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