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Öffne die Augen: Thriller (German Edition)

Öffne die Augen: Thriller (German Edition)

Titel: Öffne die Augen: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Franck Thilliez
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Vorgesetzten… Hier bekam man einen authentischen Lebenslauf. Nachdem sie sich ausgewiesen hatte, bat sie um Informationen zur Laufbahn von » Franck Sharko«. Der Grund? Sie sollte einen seiner Fälle neu aufrollen. Man würde ihre Anfrage notieren, aber das kümmerte sie nicht.
    Wenige Sekunden später teilte man ihr, ohne Gründe zu nennen, höflich mit, ihre Anfrage könne nicht beantwortet werden. Bevor sie auflegte, fragte sie, ob sich jemand nach ihrer Akte erkundigt habe. Dies wurde bestätigt. Es sei vorgestern gewesen, die Anfrage sei vom Leiter des OCRVP , Martin Leclerc, gekommen.
    Sie legte erbost auf.
    Sharko und sein Chef hatten also in aller Ruhe ihre Akte durchforstet. Sie kannten ihre Vergangenheit. Und dieser Schuft hatte ihr das nicht mitgeteilt.
    Die hatten wirklich keine Skrupel.
    Mit einem Seufzer hob sie den Blick wieder zu dem Mädchen auf dem Bildschirm. Montreal… Kanada. Heute musste diese Unbekannte doppelt so alt sein wie sie. Und vielleicht gab es sie noch irgendwo in diesem weit entfernten Land, und sie trug alle Geheimnisse dieser entsetzlichen Geschichte mit sich herum.

Kapitel 28
    Die Stimme von Mickaël Lebrun drang kalt und autoritär an Sharkos Ohr.
    » Wo sind Sie?«
    » In einem Taxi. Ich kaufe gleich noch ägyptischen Whisky für meinen Chef und ein paar Geschenke. Sagen Sie Nahed, dass sie nicht im Hotel auf mich zu warten braucht. Ich treffe sie am frühen Nachmittag im Kommissariat.«
    » Nein, mich werden Sie dort treffen, und zwar Punkt vierzehn Uhr. Noureddine hat mich angerufen, er ist außer sich vor Wut. Es liegt absolut in Ihrem Interesse, ihm so schnell wie möglich die gestohlenen Fotos zurückzubringen. Und glauben Sie nicht, dass ich noch irgendetwas für Sie tun kann. Die Sache ist gelaufen.«
    » Das ist nicht weiter dramatisch. Die Akte gibt ohnehin nichts mehr her.«
    » Ich werde es nicht versäumen, Ihren Vorgesetzten zu informieren.«
    » Nur zu, er liebt das.«
    Kurzes Schweigen. Sharko lehnte den Kopf an die Scheibe. Am Stadtrand trübten sich die Farben Kairos, je mehr sich der Wagen dem Müllviertel Ezbeth-El-Nakhl näherte.
    » Und Ihre Kopfschmerzen?«, wollte Lebrun wissen.
    » Wie bitte?«
    » Sie hatten doch gestern Kopfschmerzen.«
    » Die sind viel besser geworden.«
    » Hauptkommissar, erlauben Sie sich nicht die geringste Extratour bis zu Ihrem Abflug heute Abend.«
    Sharko dachte an das verbrannte Gesicht von Atef Abd el-Aal, der erbärmlich verweste.
    » Keinerlei Extratour. Sie können mir vertrauen.«
    » Ihnen vertrauen? Ich würde jeder Klapperschlange mehr Vertrauen schenken.«
    Lebrun legte auf. Diese Typen von der Botschaft waren äußerst empfindlich und klebten an den Vorschriften wie brave kleine Befehlsempfänger. Kein Vergleich mit Sharkos Vorstellung vom Beruf eines Polizisten.
    Das Taxi hielt mitten auf der Straße, und zwar einfach deswegen, weil diese plötzlich endete. Ab hier war der Weg ungeteert, nichts außer Erde und Kies, sodass nur Pick-ups oder Tuk-Tuks sie noch passieren konnten. Der Taxifahrer erklärte ihm in gebrochenem Englisch, um zum Salem-Zentrum zu gelangen, müsse er sich nur die Nase zuhalten und einfach geradeaus weitergehen.
    Also machte sich Sharko auf den Weg, um das Unvorstellbare zu erkunden. Er drang in das pochende Herz von Kairos Müll ein. Blaue oder schwarze Säcke, durch Hitze und Fäulnis aufgebläht, türmten sich so hoch, dass sie fast den Himmel verdeckten. Schwärme von Milanen mit schmutzigem Gefieder kreisten darüber. Überall Berge von verrostetem Blech und Plastikkanistern. Schweine und Ziegen liefen frei herum. Das Hemd vor die Nase gezogen, kniff Sharko die Augen halb zusammen. Weit oben begannen die Müllsäcke sich zu bewegen.
    Menschen. Auf diesen Abfallbergen lebten Menschen.
    Je weiter Sharko in die Eingeweide der Verzweiflung vordrang, desto mehr dieser Müllmenschen entdeckte er. Sie durchwühlten die Abfälle, um das Stückchen Stoff oder Papier zu finden, das ihnen auch nur einen Viertel-Piaster einbringen könnte. Wie viele Menschen mochten es in diesem Elendsviertel sein? Tausend? Zweitausend? Sharko musste unweigerlich an Aas fressende Insekten denken, die sich über Kadaver hermachten. Die Müllsäcke wurden auf Karren aus der Stadt hierhergebracht, Menschen zerfetzten wie Hunde die Plastiktüten, sortierten Papier, Metall bis hin zur Baumwolle von Höschenwindeln.
    Horden von Kindern näherten sich Sharko, hefteten sich an seine Fersen, lächelten ihn trotz all

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