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Öffnet den Himmel

Öffnet den Himmel

Titel: Öffnet den Himmel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Silverberg
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daß solche Gipfelgespräche auf der administrativen Ebene vorbereitet werden mußten, und zwar von hohen Funktionären, aber nicht von den Propheten. Deshalb sprachen die Stellvertreter miteinander: Hemisphärenkoordinator Reynolds Kirby verhandelte im Namen der Vorster auf der Erde und Christopher Mondschein für die Harmonisten, die die Venus unter Kontrolle hatten. Aber nach einer gewissen Zeit würde es notwendig sein, die Verhandlungen in einer Gesprächsrunde zwischen den beiden zu einem Ergebnis zu führen, die der Ewigen Einheit am nächsten standen – und das würde die Aufgabe von Noel Vorst und David Lazarus sein.
    *
    die Verhandlungen zu einem Ergebnis führen …
    Die aufkommende Erregung ließ Vorsts Rechte sich zu einer Klaue verkrampfen. Aufmerksam wirbelte der Altardiener herum und wollte verschiedene Knöpfe drücken, um das metabolische Gleichgewicht des Gründers wiederherzustellen. Grimmig zwang Vorst die Hand dazu, sich wieder auszustrecken.
    „Mit mir ist alles in Ordnung“, sagte er betont.
    *
    den Himmel zu öffnen …
    Sie befanden sich jetzt dem Ende so nahe, daß ihm alles wie ein Traum vorkam. Ein Jahrhundert der Maskerade, wo man Schach mit ungeborenen Antagonisten spielte, wo man ein phantastisches theokratisches Gefüge zusammensetzte, das auf eine einzige spärliche, arrogante Hoffnung gegründet war …
    War es Wahnsinn, dachte Vorst, sich eine solche Unordnung des Geschichtsmusters zu wünschen?
    Und wurde man zu einem Monster, fragte er sich, wenn man damit auch noch Erfolg hatte?
    Auf dem Operationstisch ruderte ein Bein des Patienten aus dem Lakenmeer und trat konvulsiv und epileptisch in die Luft. Die Finger des Anästhesisten rasten über seine Konsole, und der Esper, der für solche Fälle bereitstand, machte sich an seine unhörbare Arbeit. Um den ganzen Tisch herum wirbelte alles in hektischer Aktivität.
    In diesem Moment betrat ein eingefallener, großer alter Mann die Galerie und trat auf Vorst zu.
    „Wie läuft die Operation?“ fragte Reynolds Kirby.
    „Der Patient ist gerade gestorben“, sagte Vorst. „Dabei machte alles zunächst einen so erfolgversprechenden Eindruck.“

 
2
     
     
     
    Kirby hatte nicht viel von der Operation erwartet. Er hatte lang und breit die ganze Sache am Tag zuvor mit Vorst diskutiert. Obwohl er selbst kein Mediziner war, versuchte der Koordinator, ständig über den Stand der Forschungen im Zentrum informiert zu sein. Sein eigener Aufgabenbereich lag im Verwaltungssektor; Kirbys Arbeit bestand darin, die weit auseinander gefächerten Aktivitäten der religiösen Bewegung zu koordinieren, die im wahrsten Sinn des Wortes den ganzen Planeten beherrschte. Es war nun annähernd neunzig Jahre her, daß Kirby diesem Glauben beigetreten war; und er hatte mit eigenen Augen das gewaltige Wachstum der Bewegung verfolgen können.
    Politische Macht war, obwohl ihr Besitz durchaus sehr nützlich sein konnte, dennoch nicht das erklärte Ziel der Bruderschaft. Die Essenz der Bewegung lag in ihrem Forschungsprogramm, das in den Labors von Santa Fe durchgeführt wurde. Hier hatte sich im Verlauf der Jahrzehnte eine unübertroffene Fabrik der Wunder etabliert, die von den Spenden und Abgaben von Milliarden Vorstern auf allen Kontinenten in Gang gehalten wurde. Und es waren wirklich Wunder produziert worden. Die Arbeiten am körpereigenen Regenerationsprozeß garantierten nun allen Neugeborenen eine Lebenserwartung von drei bis vier Jahrhunderten, vielleicht sogar noch mehr, denn wer konnte schon mit Sicherheit vorhersagen, daß die Unsterblichkeit erreicht sei, bevor nicht einige Jahrtausende der Tests verstrichen waren? Die Bruderschaft konnte zweifellos eine gehörige Portion Langlebigkeit anbieten; und das war eine anerkennenswerte Erfüllung der Versprechungen, auf deren Basis die Bewegung der Vorster vor hundert Jahren gegründet worden war.
    Das andere Ziel zu erreichen jedoch – die Sterne – war der Bruderschaft ungleich schwerer gefallen.
    Die Menschheit war durch die unüberwindliche Grenze der Lichtgeschwindigkeit in ihrem Sonnensystem eingesperrt. Raketen, die mit flüssigem Brennstoff angetrieben wurden, und selbst solche, die über einen Ionenantrieb verfügten, brauchten schlichtweg viel zu lange, um irgendwo hinzukommen. Mars und Venus befanden sich noch innerhalb vertretbarer Grenzen, was man von den trostlosen äußeren Planeten schon nicht mehr sagen konnte. Und mit dem gegenwärtigen Stand der Technologie würde die Reise zur

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