Öl-Connection
ihnen entgegen. Das Stampfen und Schreien der Tanzenden, die schrille, jaulende Musik wurden leiser. Vor ihren Hütten standen die alten Frauen und Männer, vor sich ihre Kinder, die meisten nackt.
»Ich freue mich«, sagte Yabido und umarmte Dr. Frisenius wie einen Bruder. »Mein Freund, endlich bis du wieder gekommen.« Er sprach erstaunlich gut Französisch. Er ließ Frisenius los, blickte hinüber zu Heßbach und zeigte mit dem Finger auf ihn. »Das ist dein Freund?«
»Ja.«
»Dem ich eine Hütte geben werde?«
»Ja.«
»Dein Freund ist auch mein Freund«, sagte er, wie erwartet. Er trat auf Heßbach zu, streckte die Hand aus und drückte sie. Eine Umarmung war noch zuviel, aber mit diesem Händedruck war Heßbach als Gast anerkannt worden.
Jetzt traten auch die fünf Frauen heran und überreichten den Gästen kleine Geschenke, Handarbeiten aus Bast und Baumwollgeweben, einige geschnitzte Figuren und einen kunstvollen Holzteller. Wie Heßbach von Dr. Frisenius angewiesen worden war, bedankte er sich nicht bei den Frauen, sondern bei Häuptling Yabido:
»Großer Herrscher, ich freue mich, dein Gast zu sein. Ich werde mich bei dir wohl fühlen.«
Und Yabido antwortete stolz: »Es ist eine Ehre für mich, dich vor allem zu beschützen. Das Essen wartet auf uns. Ich habe meine besten Tiere für dich geschlachtet.«
Yabido führte sie zum Eßplatz, wo man drei Stühle und einen Tisch aufgestellt hatte. Auch das war eine besondere Ehre, denn alle anderen saßen auf der Erde. Sogar Teller und Gläser gab es, ein Vordringen der Zivilisation, nur Bestecke fehlten.
Als erster setzte sich Yabido. Dr. Frisenius wartete, bis er saß, dann nickte er Heßbach zu: Der Herrscher hat immer den Vortritt.
Eine Reihe von Frauen kam vom Feuerplatz, auf großen Holztellern riesige Fleischstücke. Aber sie blieben in gebührender Entfernung vor dem Tisch stehen und warteten.
Yabidos hübsche Lieblingstochter brachte den Krug mit dem Bier. Sie goß die Gläser voll – nur ein Schlückchen, hatte Frisenius gewarnt – und starrte wieder mit ihren großen schwarzen Augen Heßbach an. Dann lächelte sie und trat zurück hinter ihren Vater.
So lernte Heßbach die schöne Saffa kennen.
Gérard Armand war an einem toten Punkt angelangt. Er besaß nun eine wunderschöne Waffe, die er geradezu spielerisch beherrschte, aber das Opfer seiner Jagd war spurlos verschwunden.
Er fing zunächst bei den großen Hotels an, denn es war anzunehmen, daß Heßbach nicht in einer der kleinen Pensionen wohnte. Im Sarakawa war Heßbach bestimmt nicht abgestiegen, das erfragte Armand sofort beim Chefportier, und auch im Hôtel du deux Février , gegenüber dem Rathaus und dem Finanzministerium, verneinte man seine Frage. Der Portier im Hôtel de la Paix war verschlossener, was Armand Hoffnungen machte. Zögern will immer die Wahrheit verbergen. Erst, als er fünfzig Dollar auf den Anmeldeblock legte und der Portier sie sofort wegnahm, erfuhr er:
»Ja, ein Monsieur Heßbach hat hier gewohnt.«
»Hat? Ist er nicht mehr da? Er ist ein guter Freund von mir, und wir wollten uns hier treffen. Ich hatte nur das Hotel vergessen«, erklärte Armand.
»Er hat zwei Tage hier gewohnt. Monsieur Heßbach ist heute morgen abgereist.«
»Wohin?«
»Das hat er mir nicht gesagt. Es ist nicht üblich, unsere Gäste danach zu fragen.«
»Natürlich! Wann ist er abgereist?«
»Heute, sehr früh.«
»Scheiße!« sagte Armand, was gar nicht zu seinem Äußeren paßte. Der Portier sah ihn konsterniert an.
»Pardon, Monsieur?«
»War er allein?«
»Er wurde von einem Herrn abgeholt.«
»Von wem?«
»Monsieur, Lomé hat 37.000 Einwohner.«
»Wie sah der Herr aus, der Monsieur Heßbach abholte?«
Schweigen. Der Portier hatte für fünfzig Dollar genug gesagt. Armand deutete den neuen Widerstand richtig, griff noch einmal in die Tasche und legte weitere fünfzig Dollar auf den Meldeblock. Sofort verschwanden sie unter der Theke. Nun mach aber den Mund auf, Junge, dachte Armand.
»Wie sah er aus?« Der Portier drehte die Augen zur Decke. »Mittelgroß, schlank, sportlich, gebräuntes Gesicht, braune Haare …«
»Das paßt auf Millionen. Besondere Kennzeichen?«
»Ja!« Das Gesicht des Portiers glänzte vor Freude. »Er trug eine Krawatte.«
»Na und? Ich trage auch eine.«
»Eine gelbe Krawatte mit kleinen roten Punkten. So etwas fällt auf. Ja, die trug er. Dazu ein blaues Hemd und einen Tropenanzug.«
»Tropenanzug? So eine Art Safari-Anzug? Jacke
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