Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Öl-Connection

Öl-Connection

Titel: Öl-Connection Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
Vom Netzwerk:
letzten Wettermeldungen hin. »Sturmwarnung, Kapitän. Der Wind ist schon auf fünf aufgefrischt.«
    »Das merke ich auch ohne Wettermeldung. Warum wecken Sie mich?!«
    »Wir fahren dem Sturm entgegen, Kapitän. Wir kommen genau in das Gebiet hinein. Wenn die See höher geht, können wir von Meermaid kein Öl bunkern. Wir kommen gar nicht an die Festmacher ran.«
    »Ich wußte nicht, daß Sie auch noch Hellseher sind.« Svensson überflog die Wettermeldungen. Er legte das Papier zur Seite und gähnte kräftig. »Hier steht Großwetterlage! Keine klaren Angaben, nur Vermutungen. Das kennen wir doch: Die Wetterfrösche erkennen die Lage erst, wenn sie bereits eingetreten ist. Voraussagen sind meistens dazu da, später korrigiert zu werden. Ich habe mehr als einmal erlebt, daß anhaltend sonniges Wetter angekündigt wurde, und es hat fünf Tage lang gegossen. Warten wir es ab, Andersen. Wir bleiben bei voller Fahrt!«
    »In den Meldungen steht deutlich ›Norwegische See‹, Kapitän.« Andersen nahm das Papier vom Tisch und steckte es in seine Rocktasche. Für ihn war es so etwas wie ein Alibi. »Auch Windstärke fünf kam ganz plötzlich. Wenn sie auf neun steigt …«
    »Soll ich abdrehen und einen sicheren Hafen ansteuern? Jeanmaire wird mich für verrückt erklären und wie ein Irrer toben! Hafengebühr, Verzögerung der Anlieferung in Rotterdam, ein Verlust von Hunderttausenden Dollar … Ganz davon abgesehen, daß sich die Häfen weigern werden, so einen Tanker wie die Unico überhaupt reinzulassen! Die freie See ist der beste Schutz für uns. Da kann man nicht an einen Felsen oder an eine Mole geschleudert werden. Da geht es nur rauf und runter, und stabil genug ist die Unico, um das auszuhalten. Haben Sie kein Vertrauen zu Ihrem Schiff?«
    »Ich habe kein Vertrauen zum Meer. Nordsee - Mordsee: das ist ein fester seemännischer Begriff.«
    »Einer dieser dämlichen Sprüche ist das, nicht mehr!« Svensson erhob sich aus seinem Sessel und zog die Jacke des gepunkteten Schlafanzugs gerade. »Wo sind die meisten Schiffsfriedhöfe? Im Japanischen Meer, bei den Philippinen, im Ost- und Südchinesischen Meer, im Golf von Thailand und in der Karibik. Schwimmen wir jetzt darin herum? Na also!« Er gähnte wieder. »Andersen, volle Kraft voraus, wie bisher! Und lassen Sie mich bitte schlafen. Morgen wird ein anstrengender Tag.«
    Andersen verließ die Kapitänslogis mit sehr gemischten Gefühlen. Er ging noch einmal zur Funkstation, um die neuesten Meldungen zu lesen. Der Karibikneger saß vor seinen Geräten, aber sie schwiegen. Kein neuer Wetterbericht. Die Funkverbindung mit einer norwegischen Küstenstation hatte er mit ungelenker Schrift auf einem Berichtsblock notiert.
    »Nichts Neues, Sir!« sagte er sofort, als Andersen die Tür aufriß. »Die üblichen Nachrichten. Zwei Tote in Israel bei einem Überfall der Palästinenser, Demonstrationen in Deutschland wegen Ausländerhaß, neue Kämpfe in Bosnien, sechsundzwanzig Hinrichtungen in Kanton wegen Verbreitung von Pornographie und Förderung der Prostitution, Glasgow besiegt Edinburgh mit 2:0, Bayern-München wird Deutscher Meister, Becker verliert gegen Edberg 4:6, 6:4, 3:6 und 5:6, in den USA steigt die Zahl der AIDS-Kranken an, Prince Charles züchtet Nelken in Schottland …«
    »Und das Wetter?«
    »Unverändert, Sir.«
    »Danke.«
    Andersen kehrte zur Brücke zurück. Der Farbige blickte ihm nach und schob die dicke Unterlippe vor. Dein Danke nützt dir gar nichts, dachte er und atmete tief durch. Du hast mich getreten und geschlagen und mich einen Nigger genannt. Das ist mit einem Danke nicht weggewischt. Es wird der Tag kommen, wo ein Nigger dir zeigt, daß er auch ein Mensch ist!
    Auf der Brücke stand Pusenke hinter dem Ruder und machte einen müden Eindruck. Das Radar zeigte einen größeren Punkt, der langsam näher kam. Ein einsamer Punkt im leeren Raum.
    Die Bohrinsel Meermaid.
    »Was sagt der Käpt'n?« fragte er, als sich Andersen neben ihn stellte.
    »Volle Fahrt, wie bisher.«
    »Er muß es wissen. In drei Stunden sind wir da. Wind steigt auf sechs.«
    Andersen nickte. Pusenke war der einzige Steuermann, den die Reederei TAS für diese Fahrt angeheuert hatte. Kein zweiter, der ihn hätte ablösen können, kein Zweiter Offizier – nur drei Mann fuhren den Tanker, drei Mann, von denen zwei nicht hinter dem Unternehmen standen: Svensson und Andersen. Svensson hatte sofort reklamiert, aber Pierre Jeanmaire hatte ihn nur zusammengestaucht.
    »Haben

Weitere Kostenlose Bücher