Öl!
genau das für die Persönlichkeitsbildung der Studenten entscheidend ist; das betreiben sie für sich selbst, hier sind sie mit ganzem Herzen dabei.
Anfangs schien alles in Ordnung. Man wusste, dass die S. P. U. ein ruhmreiches College war, hervorragende Mannschaften besaß und Siege errang, von denen die ganze Küste sprach. Bald gab es ein Stadion, und der Sport wurde zu einer Riesensache, was zu endlosem Beifall und viel Gratisreklame für die Alma Mater führte. Darauf war man stolz, und die Studenten wurden zusammengeschweißt – man nannte das Collegegeist. Auch Bunny bekam als Sprinter seinen Anteil vom Jubel ab. Das war ein Spiel, an dem er sich von ganzem Herzen beteiligen konnte!
Doch jetzt, als Senior, lernte er alles von innen kennen, genau wie beim Wettrennen um das Öl, bei den Streiks und den Wahlkampagnen. Und was entdeckte er da? Der ganze Football-, Leichtathletik- und sonstige sportliche Ruhm der Southern Pacific war einfach nur zusammengestohlen, und der junge Pete O’Reilly war der Dieb! Der Sohn des Ölbarons stellte alljährlich fünfzigtausend Dollar zur Verfügung, um den Universitätssport betrügerisch zu manipulieren. Der Fonds wurde von einem Geheimausschuss aus Ehemaligen und Studenten verwaltet und dazu verwendet, Profisportler zu kaufen, die sich unter Vorspiegelung falscher Tatsachen einschrieben und für die S. P. U. Siege erringen mussten. Stämmige junge Lastwagenfahrer, Holzfäller, Knechte und Hafenarbeiter, die zwar kein korrektes Englisch sprechen, dafür aber eine Verteidigungslinie übern Haufen schießen und bis zum Tor durchstürmen konnten! Und die frommen Methodisten, aus denen der Lehrkörper bestand, leisteten dem Ganzen Vorschub, indem sie zuließen, dass diese jungen Kraftprotze lächerliche Prüfungen bestanden – wohl wissend, dass jeder Professor, der es wagte, einen vielversprechenden Quarterback durchrasseln zu lassen, sich beizeiten nach einer anderen Universität umsehen musste, wo er sich solche Frechheiten herausnehmen konnte. Zeigte nicht Pete der Jüngere, was er von Professoren hielt, indem er einem Footballtrainer dreimal mehr zahlte, als der beste Professor verdiente?
Da diese Athleten eingekauft worden waren, um zu gewinnen, kümmerten sie sich nicht um Spielregeln, sondern droschen um sich und foulten, und die gegnerischen Mannschaften zahlten es ihnen mit gleicher Münze zurück. Es war ein übles Chaos aus Angriffen, Gegenangriffen, Bestechungen und Einschüchterungen, eine Atmosphäre wie bei einem Strafprozess. Zusammen mit dem heimlichen Berufssportlertum kamen auch dessen Begleiterscheinungen aus der Unterwelt: Schmuggler, Buchmacher, Prostituierte. Für die gekauften Gladiatoren war das Studieren ein Witz und wurde bald auch zum Witz für die Studenten, die sich mit ihnen einließen. Das einzige Ziel hieß «Gewinnen», und die Belohnung bestand aus den zweihunderttausend Dollar an Eintrittsgeldern; wenn diese Preissumme verteilt wurde, kam es zu Schiebungen wie in einer Bezirksregierung: Studenten, die Rechnungen für alles Mögliche einreichten, Studenten, die sich leichte Aufgaben suchten, Studenten und Ehemalige, die einen ganzen Apparat aufbauten und sich und ihre Handlanger mit Verträgen und Begünstigungen entschädigten. Das also kam dabei heraus, wenn ein Ölbaron beschloss, Kultur im großen Stil zu produzieren, per Durchführungsverordnung!
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Bunny suchte den jungen Rechtsanwalt auf, den die Ölarbeitergewerkschaft mit der Verteidigung der acht «politischen Gefangenen» beauftragt hatte. Inzwischen existierte die Gewerkschaft praktisch nicht mehr, und der junge Anwalt fragte sich, wo er sein Honorar herbekommen sollte. Als nun Bunny erschien, um sich zu erkundigen, war er sehr erleichtert, denn bestimmt würde dieser junge Ölprinz für die Verteidigung seiner Freunde einiges lockermachen! Oder hatte ihn womöglich die Gegenseite als Kundschafter ausgesandt, um die Lage zu sondieren?
Der junge Mr Harrington sprach offen über den Fall. Was der Staat mit diesen acht Männern mache, sei im Gesetz ohne Beispiel, wenn das durchgehe, bedeute es das Ende der amerikanischen Justiz. Jeder Gefangene müsse die gegen ihn erhobenen Vorwürfe kennen, müsse wissen, welcher Straftaten genau er beschuldigt werde. Doch bei all diesen Fällen von «ungesetzlichen Zusammenschlüssen» unterstelle der Staat einfach einen vagen, allgemein formulierten Rechtsverstoß, mehr nicht. Wie könne man da eine Verteidigung vorbereiten? Welche Zeugen
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